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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Pallast Borghese.
der sich selbst gemahlt hat, J. P. Licinio anno ae-
tatis
55. Man hat also Recht, dieses Bild einem
der Pordenone beizulegen. Es frägt sich nur, wel-
chem? In der Note 8) wage ich darüber eine
Muthmaaßung. Die Zeichnung ist gut, und der
Ausdruck vortrefflich. Die Färbung fällt ins-
Rothe.

Eine heilige Familie. Der Christ schläft,
eine Heilige hält ihn, die Madonna betet ihn

an,
8) Es gibt zwei Künstler, die man von dem gemein-
schaftlichen Geschlechtsnahmen, Licinio, von der ge-
meinschaftlichen Vaterstadt im Friaul, Pordenone
nennt. Der berühmteste von beiden, und Lehr-
meister des andern, hieß Giovanni Antonio Licinio.
Dieser soll nachher seinen Nahmen, aus Haß gegen
seinen Bruder, in Regillo verwandelt haben. An-
dere nennen ihn auch, Cucitello, ja noch andere,
Sachi. Er lebte von 1480--1540. und näherte
sich in seiner Manier seinem Lehrmeister Giorgione.
Von diesem aber kann das oben angezeigte Bild
schwerlich seyu; denn 1) treffen die Anfangsbuch-
staben J. P. nicht mit den Vornahmen Giovanni
Antonio zusammen, 2) scheint es nicht glaublich,
daß Regillo, der nur 56. Jahr alt geworden ist,
wenn er seinen Nahmen verändern wollte, ihn noch
bis auf das Jahr vor seinem Tode beibehalten ha-
ben würde. Ich rathe daher eher auf seinen Vetter
Giulio Licinio; denn hier trifft der eine Vornahme
zu, und wenn die übrigen uns zwar so wenig als
sein Geburtsjahr bekannt sind, (er starb 1561.) so
treffen wir wenigstens in seiner Lebensgeschichte keine
Umstände an, die der Angabe des Bildes widerspre-
chen.

Pallaſt Borgheſe.
der ſich ſelbſt gemahlt hat, J. P. Licinio anno ae-
tatis
55. Man hat alſo Recht, dieſes Bild einem
der Pordenone beizulegen. Es fraͤgt ſich nur, wel-
chem? In der Note 8) wage ich daruͤber eine
Muthmaaßung. Die Zeichnung iſt gut, und der
Ausdruck vortrefflich. Die Faͤrbung faͤllt ins-
Rothe.

Eine heilige Familie. Der Chriſt ſchlaͤft,
eine Heilige haͤlt ihn, die Madonna betet ihn

an,
8) Es gibt zwei Kuͤnſtler, die man von dem gemein-
ſchaftlichen Geſchlechtsnahmen, Licinio, von der ge-
meinſchaftlichen Vaterſtadt im Friaul, Pordenone
nennt. Der beruͤhmteſte von beiden, und Lehr-
meiſter des andern, hieß Giovanni Antonio Licinio.
Dieſer ſoll nachher ſeinen Nahmen, aus Haß gegen
ſeinen Bruder, in Regillo verwandelt haben. An-
dere nennen ihn auch, Cucitello, ja noch andere,
Sachi. Er lebte von 1480—1540. und naͤherte
ſich in ſeiner Manier ſeinem Lehrmeiſter Giorgione.
Von dieſem aber kann das oben angezeigte Bild
ſchwerlich ſeyu; denn 1) treffen die Anfangsbuch-
ſtaben J. P. nicht mit den Vornahmen Giovanni
Antonio zuſammen, 2) ſcheint es nicht glaublich,
daß Regillo, der nur 56. Jahr alt geworden iſt,
wenn er ſeinen Nahmen veraͤndern wollte, ihn noch
bis auf das Jahr vor ſeinem Tode beibehalten ha-
ben wuͤrde. Ich rathe daher eher auf ſeinen Vetter
Giulio Licinio; denn hier trifft der eine Vornahme
zu, und wenn die uͤbrigen uns zwar ſo wenig als
ſein Geburtsjahr bekannt ſind, (er ſtarb 1561.) ſo
treffen wir wenigſtens in ſeiner Lebensgeſchichte keine
Umſtaͤnde an, die der Angabe des Bildes widerſpre-
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[282/0304] Pallaſt Borgheſe. der ſich ſelbſt gemahlt hat, J. P. Licinio anno ae- tatis 55. Man hat alſo Recht, dieſes Bild einem der Pordenone beizulegen. Es fraͤgt ſich nur, wel- chem? In der Note 8) wage ich daruͤber eine Muthmaaßung. Die Zeichnung iſt gut, und der Ausdruck vortrefflich. Die Faͤrbung faͤllt ins- Rothe. Eine heilige Familie. Der Chriſt ſchlaͤft, eine Heilige haͤlt ihn, die Madonna betet ihn an, 8) Es gibt zwei Kuͤnſtler, die man von dem gemein- ſchaftlichen Geſchlechtsnahmen, Licinio, von der ge- meinſchaftlichen Vaterſtadt im Friaul, Pordenone nennt. Der beruͤhmteſte von beiden, und Lehr- meiſter des andern, hieß Giovanni Antonio Licinio. Dieſer ſoll nachher ſeinen Nahmen, aus Haß gegen ſeinen Bruder, in Regillo verwandelt haben. An- dere nennen ihn auch, Cucitello, ja noch andere, Sachi. Er lebte von 1480—1540. und naͤherte ſich in ſeiner Manier ſeinem Lehrmeiſter Giorgione. Von dieſem aber kann das oben angezeigte Bild ſchwerlich ſeyu; denn 1) treffen die Anfangsbuch- ſtaben J. P. nicht mit den Vornahmen Giovanni Antonio zuſammen, 2) ſcheint es nicht glaublich, daß Regillo, der nur 56. Jahr alt geworden iſt, wenn er ſeinen Nahmen veraͤndern wollte, ihn noch bis auf das Jahr vor ſeinem Tode beibehalten ha- ben wuͤrde. Ich rathe daher eher auf ſeinen Vetter Giulio Licinio; denn hier trifft der eine Vornahme zu, und wenn die uͤbrigen uns zwar ſo wenig als ſein Geburtsjahr bekannt ſind, (er ſtarb 1561.) ſo treffen wir wenigſtens in ſeiner Lebensgeſchichte keine Umſtaͤnde an, die der Angabe des Bildes widerſpre- chen.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/304>, abgerufen am 22.11.2024.