Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.Pallast Borghese. Herr bei seiner Ankunft auf Erden, Gläubige undUngläubige richten werde. Die Bilder dieses Mei- sters sind sehr rar, vorzüglich in Rom. Dieses hier enthält eine Menge Academischer Figuren, die so sehr im Stile des Michael Angelo gezeichnet sind, daß man sie beinahe diesem Meister zuschreiben sollte. Tibaldi. Wenn Tibaldi der Manier des M. Angelo gefolgt ihren Nym- phen von Domenichi- no. + Diana die ihren Nymphen, die nach Das Süjet ist gut gewählt. Es bietet dem Er wollte uns auf Dianen, als Göttin, als Er
Pallaſt Borgheſe. Herr bei ſeiner Ankunft auf Erden, Glaͤubige undUnglaͤubige richten werde. Die Bilder dieſes Mei- ſters ſind ſehr rar, vorzuͤglich in Rom. Dieſes hier enthaͤlt eine Menge Academiſcher Figuren, die ſo ſehr im Stile des Michael Angelo gezeichnet ſind, daß man ſie beinahe dieſem Meiſter zuſchreiben ſollte. Tibaldi. Wenn Tibaldi der Manier des M. Angelo gefolgt ihren Nym- phen von Domenichi- no. † Diana die ihren Nymphen, die nach Das Suͤjet iſt gut gewaͤhlt. Es bietet dem Er wollte uns auf Dianen, als Goͤttin, als Er
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Pallaſt Borgheſe.
Herr bei ſeiner Ankunft auf Erden, Glaͤubige und
Unglaͤubige richten werde. Die Bilder dieſes Mei-
ſters ſind ſehr rar, vorzuͤglich in Rom. Dieſes hier
enthaͤlt eine Menge Academiſcher Figuren, die ſo ſehr
im Stile des Michael Angelo gezeichnet ſind, daß
man ſie beinahe dieſem Meiſter zuſchreiben ſollte.
Wenn Tibaldi der Manier des M. Angelo gefolgt
iſt; ſo muß man doch geſtehen, daß er mehr im Geiſte
ſeines Lehrers gedacht, als ihn ſclaviſch nachgeahmt
hat. Daher nannten ihn auch die Carracci: il M.
Angelo riformato. Durch ihn erhielt ſich der
große Stil in Bologna.
† Diana die ihren Nymphen, die nach
einem Ziele ſchießen, Preiſe austheilt. Da dies
Gemaͤhlde unter die vorzuͤglichſten Werke des Dome-
nichino gerechnet wird, ſo glaube ich berechtiget zu
ſeyn, es etwas genauer zu beurtheilen.
Das Suͤjet iſt gut gewaͤhlt. Es bietet dem
Kuͤnſtler ein weites Feld dar, den Ausdruck der Ge-
ſchicklichkeit, der Aufmerkſamkeit, des Frohſinns
bei einem unterhaltenden Spiele, und ſchoͤne weibliche
Koͤrper in reitzenden Stellungen zu zeigen. Wir wiſ-
ſen aber ſchon, daß die Wahl des Vorwurfs der ge-
ringſte Theil bei der dichteriſchen Erfindung des Mah-
lers iſt; es koͤmmt bei ihm hauptſaͤchlich auf die Er-
findung der einzelnen Theile an, wodurch er den Vor-
wurf ſinnlich macht: und hier wollen wir unſern Kuͤnſt-
ler zuerſt verfolgen.
Er wollte uns auf Dianen, als Goͤttin, als
diejenige, welche die Preiſe austheilt, auf die Haupt-
perſon in dem Bilde vorzuͤglich aufmerkſam machen.
Er
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