Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Villa Borghese.

Der Schlaf aus schwarzem Marmor, von
Algardi. Er ist mit Mohnhäuptern bekrönt, und
bei ihm liegt eine Fledermaus. 18 b)

Ein Discobolus.19) Obgleich beide Arme
neu sind, so rechtfertigt sich doch die Benennung
durch ein Stück des Discus, der sich an dem Stamm
erhalten hatte.

Ein Pancratiast.20) Arme und Füße neu.

Ein
18 b) Dies Thier ist ein Symbol des Schlafs, weil es
den ganzen Winter hindurch schlafen soll. Winkelm.
Versuch einer Allegorie. S. 138.
19) Discobolus.Discobolus. Eine Figur, die mit dem Disco, oder
einer Scheibe von Metall wirft.
20) Pancratiast.Pancratiasten sind Faustkämpfer, deren Hände
mit Schlagriemen oder dem Cästus umwunden wa-
ren, womit sie vorzüglich den Kopf ihres Gegners zu
treffen suchten. Die Ohren litten dabei am meisten.
Winkelmann gab daher die gequetschten und ge-
schwollenen Ohren, die man an verschiedenen Fi-
guren findet, als Wiedererkennungszeichen solcher
Personen an, die dieses Spiel ausübten. Allein
der Herr Hofrath Heyne, S. Samml. Antiquar.
Aufsätze II. St. S. 253. erinnert mit Recht, daß
überhaupt an starken Körpern die Ohren etwas stär-
ker und wie geschwollen aussehen dürften. Solche
Ohren finden sich vorzüglich auch an Köpfen des
Hercules, und mich dünkt, ich hätte überhaupt an
den Einwohnern der mittäglichen Gegenden bemerkt,
daß die knorpelichten Theile des Ohrs stärker und
hervorragender sind, als bei nördlichen Völkern.
Villa Borgheſe.

Der Schlaf aus ſchwarzem Marmor, von
Algardi. Er iſt mit Mohnhaͤuptern bekroͤnt, und
bei ihm liegt eine Fledermaus. 18 b)

Ein Diſcobolus.19) Obgleich beide Arme
neu ſind, ſo rechtfertigt ſich doch die Benennung
durch ein Stuͤck des Diſcus, der ſich an dem Stamm
erhalten hatte.

Ein Pancratiaſt.20) Arme und Fuͤße neu.

Ein
18 b) Dies Thier iſt ein Symbol des Schlafs, weil es
den ganzen Winter hindurch ſchlafen ſoll. Winkelm.
Verſuch einer Allegorie. S. 138.
19) Diſcobolus.Diſcobolus. Eine Figur, die mit dem Diſco, oder
einer Scheibe von Metall wirft.
20) Pancratiaſt.Pancratiaſten ſind Fauſtkaͤmpfer, deren Haͤnde
mit Schlagriemen oder dem Caͤſtus umwunden wa-
ren, womit ſie vorzuͤglich den Kopf ihres Gegners zu
treffen ſuchten. Die Ohren litten dabei am meiſten.
Winkelmann gab daher die gequetſchten und ge-
ſchwollenen Ohren, die man an verſchiedenen Fi-
guren findet, als Wiedererkennungszeichen ſolcher
Perſonen an, die dieſes Spiel ausuͤbten. Allein
der Herr Hofrath Heyne, S. Samml. Antiquar.
Aufſaͤtze II. St. S. 253. erinnert mit Recht, daß
uͤberhaupt an ſtarken Koͤrpern die Ohren etwas ſtaͤr-
ker und wie geſchwollen ausſehen duͤrften. Solche
Ohren finden ſich vorzuͤglich auch an Koͤpfen des
Hercules, und mich duͤnkt, ich haͤtte uͤberhaupt an
den Einwohnern der mittaͤglichen Gegenden bemerkt,
daß die knorpelichten Theile des Ohrs ſtaͤrker und
hervorragender ſind, als bei noͤrdlichen Voͤlkern.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0354" n="332"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Villa Borghe&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Der Schlaf aus &#x017F;chwarzem Marmor,</hi> von<lb/><hi rendition="#fr">Algardi.</hi> Er i&#x017F;t mit Mohnha&#x0364;uptern bekro&#x0364;nt, und<lb/>
bei ihm liegt eine Fledermaus. <note place="foot" n="18 b)">Dies Thier i&#x017F;t ein Symbol des Schlafs, weil es<lb/>
den ganzen Winter hindurch &#x017F;chlafen &#x017F;oll. Winkelm.<lb/>
Ver&#x017F;uch einer Allegorie. S. 138.</note></p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Ein Di&#x017F;cobolus.</hi><note place="foot" n="19)"><note place="left">Di&#x017F;cobolus.</note>Di&#x017F;cobolus. Eine Figur, die mit dem Di&#x017F;co, oder<lb/>
einer Scheibe von Metall wirft.</note> Obgleich beide Arme<lb/>
neu &#x017F;ind, &#x017F;o rechtfertigt &#x017F;ich doch die Benennung<lb/>
durch ein Stu&#x0364;ck des Di&#x017F;cus, der &#x017F;ich an dem Stamm<lb/>
erhalten hatte.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Ein Pancratia&#x017F;t.</hi><note place="foot" n="20)"><note place="left">Pancratia&#x017F;t.</note>Pancratia&#x017F;ten &#x017F;ind Fau&#x017F;tka&#x0364;mpfer, deren Ha&#x0364;nde<lb/>
mit Schlagriemen oder dem Ca&#x0364;&#x017F;tus umwunden wa-<lb/>
ren, womit &#x017F;ie vorzu&#x0364;glich den Kopf ihres Gegners zu<lb/>
treffen &#x017F;uchten. Die Ohren litten dabei am mei&#x017F;ten.<lb/>
Winkelmann gab daher die gequet&#x017F;chten und ge-<lb/>
&#x017F;chwollenen Ohren, die man an ver&#x017F;chiedenen Fi-<lb/>
guren findet, als Wiedererkennungszeichen &#x017F;olcher<lb/>
Per&#x017F;onen an, die die&#x017F;es Spiel ausu&#x0364;bten. Allein<lb/>
der Herr Hofrath Heyne, S. Samml. Antiquar.<lb/>
Auf&#x017F;a&#x0364;tze <hi rendition="#aq">II.</hi> St. S. 253. erinnert mit Recht, daß<lb/>
u&#x0364;berhaupt an &#x017F;tarken Ko&#x0364;rpern die Ohren etwas &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
ker und wie ge&#x017F;chwollen aus&#x017F;ehen du&#x0364;rften. Solche<lb/>
Ohren finden &#x017F;ich vorzu&#x0364;glich auch an Ko&#x0364;pfen des<lb/>
Hercules, und mich du&#x0364;nkt, ich ha&#x0364;tte u&#x0364;berhaupt an<lb/>
den Einwohnern der mitta&#x0364;glichen Gegenden bemerkt,<lb/>
daß die knorpelichten Theile des Ohrs &#x017F;ta&#x0364;rker und<lb/>
hervorragender &#x017F;ind, als bei no&#x0364;rdlichen Vo&#x0364;lkern.</note> Arme und Fu&#x0364;ße neu.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ein</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0354] Villa Borgheſe. Der Schlaf aus ſchwarzem Marmor, von Algardi. Er iſt mit Mohnhaͤuptern bekroͤnt, und bei ihm liegt eine Fledermaus. 18 b) Ein Diſcobolus. 19) Obgleich beide Arme neu ſind, ſo rechtfertigt ſich doch die Benennung durch ein Stuͤck des Diſcus, der ſich an dem Stamm erhalten hatte. Ein Pancratiaſt. 20) Arme und Fuͤße neu. Ein 18 b) Dies Thier iſt ein Symbol des Schlafs, weil es den ganzen Winter hindurch ſchlafen ſoll. Winkelm. Verſuch einer Allegorie. S. 138. 19) Diſcobolus. Eine Figur, die mit dem Diſco, oder einer Scheibe von Metall wirft. 20) Pancratiaſten ſind Fauſtkaͤmpfer, deren Haͤnde mit Schlagriemen oder dem Caͤſtus umwunden wa- ren, womit ſie vorzuͤglich den Kopf ihres Gegners zu treffen ſuchten. Die Ohren litten dabei am meiſten. Winkelmann gab daher die gequetſchten und ge- ſchwollenen Ohren, die man an verſchiedenen Fi- guren findet, als Wiedererkennungszeichen ſolcher Perſonen an, die dieſes Spiel ausuͤbten. Allein der Herr Hofrath Heyne, S. Samml. Antiquar. Aufſaͤtze II. St. S. 253. erinnert mit Recht, daß uͤberhaupt an ſtarken Koͤrpern die Ohren etwas ſtaͤr- ker und wie geſchwollen ausſehen duͤrften. Solche Ohren finden ſich vorzuͤglich auch an Koͤpfen des Hercules, und mich duͤnkt, ich haͤtte uͤberhaupt an den Einwohnern der mittaͤglichen Gegenden bemerkt, daß die knorpelichten Theile des Ohrs ſtaͤrker und hervorragender ſind, als bei noͤrdlichen Voͤlkern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/354
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/354>, abgerufen am 22.11.2024.