Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.Der Vaticanische Pallast. chen. Sollte er wohl im Gemählde, wenn er auchin eben dem Grade der Vollkommenheit gemahlt wäre als er gehauen ist, einen gleichen Anspruch auf unser Vergnügen, auf unsere Bewunderung haben? Gewiß nicht! Dergleichen Bemerkungen werden uns unver- merkt auf den vollständigen Begriff des wesentlichen Unterschiedes zwischen Mahlerei und Sculptur leiten können. Nach den Eisen zu urtheilen, die man in dem Eine alte Innschrift zeigt einen Apollonius den Venus. Sie trägt ein Diadem, die Flechten Die 16) Opere. T. I. p. 203.
Der Vaticaniſche Pallaſt. chen. Sollte er wohl im Gemaͤhlde, wenn er auchin eben dem Grade der Vollkommenheit gemahlt waͤre als er gehauen iſt, einen gleichen Anſpruch auf unſer Vergnuͤgen, auf unſere Bewunderung haben? Gewiß nicht! Dergleichen Bemerkungen werden uns unver- merkt auf den vollſtaͤndigen Begriff des weſentlichen Unterſchiedes zwiſchen Mahlerei und Sculptur leiten koͤnnen. Nach den Eiſen zu urtheilen, die man in dem Eine alte Innſchrift zeigt einen Apollonius den Venus. Sie traͤgt ein Diadem, die Flechten Die 16) Opere. T. I. p. 203.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0092" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Vaticaniſche Pallaſt.</hi></fw><lb/> chen. Sollte er wohl im Gemaͤhlde, wenn er auch<lb/> in eben dem Grade der Vollkommenheit gemahlt waͤre<lb/> als er gehauen iſt, einen gleichen Anſpruch auf unſer<lb/> Vergnuͤgen, auf unſere Bewunderung haben? Gewiß<lb/> nicht! Dergleichen Bemerkungen werden uns unver-<lb/> merkt auf den vollſtaͤndigen Begriff des weſentlichen<lb/> Unterſchiedes zwiſchen Mahlerei und Sculptur leiten<lb/> koͤnnen.</p><lb/> <p>Nach den Eiſen zu urtheilen, die man in dem<lb/> Geſaͤße bemerkt, iſt dieſer Ueberreſt ſchon in aͤlte-<lb/> ren Zeiten reſtaurirt geweſen. So urtheilet auch<lb/> Mengs. <note place="foot" n="16)"><hi rendition="#aq">Opere. T. I. p.</hi> 203.</note> Sehr ſcharfſinnig bemerkt eben dieſer<lb/> Autor, daß der Schluß von der Vortrefflichkeit des-<lb/> jenigen, was ſich auf uns erhalten hat, auf die Vor-<lb/> trefflichkeit desjenigen, was verlohren gegangen iſt,<lb/> nicht mit Sicherheit gelten koͤnne. Wie viele Statuen<lb/> kennt man nicht, die einzelne vortreffliche Partien<lb/> haben, und im Uebrigen mittelmaͤßig ſind?</p><lb/> <p>Eine alte Innſchrift zeigt einen Apollonius den<lb/> Sohn eines Neſtor als den Meiſter an.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Venus.</hi> Sie traͤgt ein Diadem, die Flechten<lb/> der Haare fallen uͤber die Schultern. Der Kopf<lb/> ſcheint ein Portrait zu ſeyn. Sie haͤlt ihr Gewand,<lb/> das zu fallen ſcheint, halb uͤber den Unterleib zuſam-<lb/> men, und bedeckt mit der andern die Bruſt. Neben<lb/> ihr ein Amor. Die Innſchrift gibt ihr den Nahmen<lb/> einer <hi rendition="#aq">Veneris felicis,</hi> und nennt eine Salluſtia und<lb/> einen Helpidius als Perſonen, welche die Statue der<lb/> Goͤttin geweihet haben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0092]
Der Vaticaniſche Pallaſt.
chen. Sollte er wohl im Gemaͤhlde, wenn er auch
in eben dem Grade der Vollkommenheit gemahlt waͤre
als er gehauen iſt, einen gleichen Anſpruch auf unſer
Vergnuͤgen, auf unſere Bewunderung haben? Gewiß
nicht! Dergleichen Bemerkungen werden uns unver-
merkt auf den vollſtaͤndigen Begriff des weſentlichen
Unterſchiedes zwiſchen Mahlerei und Sculptur leiten
koͤnnen.
Nach den Eiſen zu urtheilen, die man in dem
Geſaͤße bemerkt, iſt dieſer Ueberreſt ſchon in aͤlte-
ren Zeiten reſtaurirt geweſen. So urtheilet auch
Mengs. 16) Sehr ſcharfſinnig bemerkt eben dieſer
Autor, daß der Schluß von der Vortrefflichkeit des-
jenigen, was ſich auf uns erhalten hat, auf die Vor-
trefflichkeit desjenigen, was verlohren gegangen iſt,
nicht mit Sicherheit gelten koͤnne. Wie viele Statuen
kennt man nicht, die einzelne vortreffliche Partien
haben, und im Uebrigen mittelmaͤßig ſind?
Eine alte Innſchrift zeigt einen Apollonius den
Sohn eines Neſtor als den Meiſter an.
Venus. Sie traͤgt ein Diadem, die Flechten
der Haare fallen uͤber die Schultern. Der Kopf
ſcheint ein Portrait zu ſeyn. Sie haͤlt ihr Gewand,
das zu fallen ſcheint, halb uͤber den Unterleib zuſam-
men, und bedeckt mit der andern die Bruſt. Neben
ihr ein Amor. Die Innſchrift gibt ihr den Nahmen
einer Veneris felicis, und nennt eine Salluſtia und
einen Helpidius als Perſonen, welche die Statue der
Goͤttin geweihet haben.
Die
16) Opere. T. I. p. 203.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |