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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Aldovrandini.
schmolzen auftragen, sich am weitesten von der Ver-
fahrungsart der Alten entfernen.

Plinius versichert, daß getäfelte Wände, ja!
Schiffe ganzer Flotten mit der encaustischen Masse
bestrichen worden, und daß diese zu einer unauflös-
lichen Festigkeit gediehen sey.

Beides läßt sich kaum denken, wenn man ent-
weder ein sehr fettiges Wachs annimmt, oder ein
zähes, das nur durchs Feuer während des Auftrages
zur Behandlung geschickt wird.

Wahrscheinlicher ist es mir, daß die zähe Ma-
terie des Wachses oder gewisser Harze durch eine vor-
läufige Auflösung durchs Feuer der Vermischung mit
dem flüßigern Oehle, oder gar mit Wasser und da-
durch auf eine Zeitlang bei dem Auftrage des Aus-
einandertreibens, ohne fernere Anwendung des
Feuers, fähig geworden sey: Daß man nachher
diese Farbe von sich selbst an der Luft trocknen lassen,
oder daß man wenigstens erst nach dem Auftrage
durch angebrachtes Feuer die Masse in den damit
bedeckten Grund, so zu sagen, eingesenget habe.
In diesem letzten Falle würde die Verfahrungsart
mit unserer heutigen Porcellainmahlerei, in dem er-
sten aber, mit dem Betheeren unserer modernen
Schiffe einige Aehnlichkeit gehabt haben.

Inzwischen dies sind Hypothesen, die ich dem
Liebhaber nicht gern aufdringen möchte. Nur so
viel scheint mehr als Hypothese zu seyn: Eine so zähe
Materie als das gewöhnliche Wachs, das nur
durchs Feuer auf kurze Zeit flüßig wird, läßt sich
nicht ohne die größten Schwierigkeiten zur Farben-

mischung

Villa Aldovrandini.
ſchmolzen auftragen, ſich am weiteſten von der Ver-
fahrungsart der Alten entfernen.

Plinius verſichert, daß getaͤfelte Waͤnde, ja!
Schiffe ganzer Flotten mit der encauſtiſchen Maſſe
beſtrichen worden, und daß dieſe zu einer unaufloͤs-
lichen Feſtigkeit gediehen ſey.

Beides laͤßt ſich kaum denken, wenn man ent-
weder ein ſehr fettiges Wachs annimmt, oder ein
zaͤhes, das nur durchs Feuer waͤhrend des Auftrages
zur Behandlung geſchickt wird.

Wahrſcheinlicher iſt es mir, daß die zaͤhe Ma-
terie des Wachſes oder gewiſſer Harze durch eine vor-
laͤufige Aufloͤſung durchs Feuer der Vermiſchung mit
dem fluͤßigern Oehle, oder gar mit Waſſer und da-
durch auf eine Zeitlang bei dem Auftrage des Aus-
einandertreibens, ohne fernere Anwendung des
Feuers, faͤhig geworden ſey: Daß man nachher
dieſe Farbe von ſich ſelbſt an der Luft trocknen laſſen,
oder daß man wenigſtens erſt nach dem Auftrage
durch angebrachtes Feuer die Maſſe in den damit
bedeckten Grund, ſo zu ſagen, eingeſenget habe.
In dieſem letzten Falle wuͤrde die Verfahrungsart
mit unſerer heutigen Porcellainmahlerei, in dem er-
ſten aber, mit dem Betheeren unſerer modernen
Schiffe einige Aehnlichkeit gehabt haben.

Inzwiſchen dies ſind Hypotheſen, die ich dem
Liebhaber nicht gern aufdringen moͤchte. Nur ſo
viel ſcheint mehr als Hypotheſe zu ſeyn: Eine ſo zaͤhe
Materie als das gewoͤhnliche Wachs, das nur
durchs Feuer auf kurze Zeit fluͤßig wird, laͤßt ſich
nicht ohne die groͤßten Schwierigkeiten zur Farben-

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[175/0189] Villa Aldovrandini. ſchmolzen auftragen, ſich am weiteſten von der Ver- fahrungsart der Alten entfernen. Plinius verſichert, daß getaͤfelte Waͤnde, ja! Schiffe ganzer Flotten mit der encauſtiſchen Maſſe beſtrichen worden, und daß dieſe zu einer unaufloͤs- lichen Feſtigkeit gediehen ſey. Beides laͤßt ſich kaum denken, wenn man ent- weder ein ſehr fettiges Wachs annimmt, oder ein zaͤhes, das nur durchs Feuer waͤhrend des Auftrages zur Behandlung geſchickt wird. Wahrſcheinlicher iſt es mir, daß die zaͤhe Ma- terie des Wachſes oder gewiſſer Harze durch eine vor- laͤufige Aufloͤſung durchs Feuer der Vermiſchung mit dem fluͤßigern Oehle, oder gar mit Waſſer und da- durch auf eine Zeitlang bei dem Auftrage des Aus- einandertreibens, ohne fernere Anwendung des Feuers, faͤhig geworden ſey: Daß man nachher dieſe Farbe von ſich ſelbſt an der Luft trocknen laſſen, oder daß man wenigſtens erſt nach dem Auftrage durch angebrachtes Feuer die Maſſe in den damit bedeckten Grund, ſo zu ſagen, eingeſenget habe. In dieſem letzten Falle wuͤrde die Verfahrungsart mit unſerer heutigen Porcellainmahlerei, in dem er- ſten aber, mit dem Betheeren unſerer modernen Schiffe einige Aehnlichkeit gehabt haben. Inzwiſchen dies ſind Hypotheſen, die ich dem Liebhaber nicht gern aufdringen moͤchte. Nur ſo viel ſcheint mehr als Hypotheſe zu ſeyn: Eine ſo zaͤhe Materie als das gewoͤhnliche Wachs, das nur durchs Feuer auf kurze Zeit fluͤßig wird, laͤßt ſich nicht ohne die groͤßten Schwierigkeiten zur Farben- miſchung

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/189>, abgerufen am 21.05.2024.