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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Barberini.
"träge auszuführen. Auch Unbekannte werden den
"Germanicus beweinen, ihr werdet ihn rächen,
"wenn ihr anders an ihm, nicht an seinem Glücke
"gehangen habt. Zeigt dem römischen Volke die
"Enkelin des vergötterten August, diese meine Gat-
"tin: zählt ihm meine sechs Kinder vor. Erbar-
"men wird den Anklägern zur Seite stehen, und be-
"rufen sich die Angeklagten auf einen schändlichen
"Befehl; man wird ihnen nicht glauben, oder keine
"Entschuldigung darin finden.

"Die Freunde ergriffen die Hand des Sterben-
"den und schwuren: eher den Geist aufzugeben, als
"den Vorsatz ihn zu rächen.

"Darauf kehrte er sich zu seiner Gemahlin, und
"bat sie bei seinem Andenken, bei der Zärtlichkeit zu
"ihren gemeinschaftlichen Kindern, ihre Erbitterung
"zu unterdrücken, ihren Geist unter das widrige
"Schicksal zu beugen, und nach ihrer Rückkehr in
"die Stadt durch keine Anmaaßung auf einen Antheil
"an der höchsten Gewalt diejenigen aufzubringen,
"welche sie in Händen hätten."

So weit die Erzählung, aus der der Künstler
drei verschiedene Zeitpunkte zur sichtbaren Darstel-
lung herausheben zu können scheinet.

Einmal: denjenigen während des Anfangs der
Rede des Germanicus;

Zweitens: denjenigen, in dem er seine Rede
endigt, und seine Freunde herzueilen, ihm Rache zu
schwören;

Drittens: denjenigen, wo er seine Frau zur
Mäßigung ihres hohen Geistes ermahnet.

Alle
T 2

Pallaſt Barberini.
„traͤge auszufuͤhren. Auch Unbekannte werden den
„Germanicus beweinen, ihr werdet ihn raͤchen,
„wenn ihr anders an ihm, nicht an ſeinem Gluͤcke
„gehangen habt. Zeigt dem roͤmiſchen Volke die
„Enkelin des vergoͤtterten Auguſt, dieſe meine Gat-
„tin: zaͤhlt ihm meine ſechs Kinder vor. Erbar-
„men wird den Anklaͤgern zur Seite ſtehen, und be-
„rufen ſich die Angeklagten auf einen ſchaͤndlichen
„Befehl; man wird ihnen nicht glauben, oder keine
„Entſchuldigung darin finden.

„Die Freunde ergriffen die Hand des Sterben-
„den und ſchwuren: eher den Geiſt aufzugeben, als
„den Vorſatz ihn zu raͤchen.

„Darauf kehrte er ſich zu ſeiner Gemahlin, und
„bat ſie bei ſeinem Andenken, bei der Zaͤrtlichkeit zu
„ihren gemeinſchaftlichen Kindern, ihre Erbitterung
„zu unterdruͤcken, ihren Geiſt unter das widrige
„Schickſal zu beugen, und nach ihrer Ruͤckkehr in
„die Stadt durch keine Anmaaßung auf einen Antheil
„an der hoͤchſten Gewalt diejenigen aufzubringen,
„welche ſie in Haͤnden haͤtten.“

So weit die Erzaͤhlung, aus der der Kuͤnſtler
drei verſchiedene Zeitpunkte zur ſichtbaren Darſtel-
lung herausheben zu koͤnnen ſcheinet.

Einmal: denjenigen waͤhrend des Anfangs der
Rede des Germanicus;

Zweitens: denjenigen, in dem er ſeine Rede
endigt, und ſeine Freunde herzueilen, ihm Rache zu
ſchwoͤren;

Drittens: denjenigen, wo er ſeine Frau zur
Maͤßigung ihres hohen Geiſtes ermahnet.

Alle
T 2
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[291/0305] Pallaſt Barberini. „traͤge auszufuͤhren. Auch Unbekannte werden den „Germanicus beweinen, ihr werdet ihn raͤchen, „wenn ihr anders an ihm, nicht an ſeinem Gluͤcke „gehangen habt. Zeigt dem roͤmiſchen Volke die „Enkelin des vergoͤtterten Auguſt, dieſe meine Gat- „tin: zaͤhlt ihm meine ſechs Kinder vor. Erbar- „men wird den Anklaͤgern zur Seite ſtehen, und be- „rufen ſich die Angeklagten auf einen ſchaͤndlichen „Befehl; man wird ihnen nicht glauben, oder keine „Entſchuldigung darin finden. „Die Freunde ergriffen die Hand des Sterben- „den und ſchwuren: eher den Geiſt aufzugeben, als „den Vorſatz ihn zu raͤchen. „Darauf kehrte er ſich zu ſeiner Gemahlin, und „bat ſie bei ſeinem Andenken, bei der Zaͤrtlichkeit zu „ihren gemeinſchaftlichen Kindern, ihre Erbitterung „zu unterdruͤcken, ihren Geiſt unter das widrige „Schickſal zu beugen, und nach ihrer Ruͤckkehr in „die Stadt durch keine Anmaaßung auf einen Antheil „an der hoͤchſten Gewalt diejenigen aufzubringen, „welche ſie in Haͤnden haͤtten.“ So weit die Erzaͤhlung, aus der der Kuͤnſtler drei verſchiedene Zeitpunkte zur ſichtbaren Darſtel- lung herausheben zu koͤnnen ſcheinet. Einmal: denjenigen waͤhrend des Anfangs der Rede des Germanicus; Zweitens: denjenigen, in dem er ſeine Rede endigt, und ſeine Freunde herzueilen, ihm Rache zu ſchwoͤren; Drittens: denjenigen, wo er ſeine Frau zur Maͤßigung ihres hohen Geiſtes ermahnet. Alle T 2

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/305>, abgerufen am 24.11.2024.