Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Villa Albani.
wollen. Eben so wird der Liebhaber der Künste ur-
theilen, wenn derselbe Bedenken hat für einen Son-
derling gehalten zu seyn etc." 21)

Ob mein Urtheil durch eine ähnliche Furcht
bestimmt sey, mögen die Gründe zeigen, womit ich
im ersten Theile meine Beurtheilung der Plafonds in
den Logen des Vaticans unterstützt habe. Auf diese
beziehe ich mich, und bemerke nun noch hier, einige
kleinere Gemählde, die rund umher nach
Zeichnungen von Mengs nach Art der Bas-
reliefs grau in grau ausgeführt sind.

Die eben beurtheilten Mahlereien scheinen das
Urtheil zu bestätigen, welches ich im ersten Theile
bei der Beschreibung der Camera de Papiri im Va-
tican über unsern in mehrerer Rücksicht merkwürdigen
Landsmann gefället habe.

Mengs hat einzelne, vorzüglich jugendliche Fi-Bestätigtes
Urtheil über
das Ver-
dienst des
Mengs als
Mahler.

guren in einer Vollkommenheit gemahlt, die ich
keinem andern Künstler kenne. Ich würde, wenn
ich zu wählen hätte, kein Bedenken tragen, Figu-
ren, an denen liebliche Heiterkeit den Hauptzug im
Charakter ausmacht, mir lieber von ihm, als von
einem Raphael, Correggio oder Tizian mahlen zu
lassen. Er zeichnete, ründete, und colorirte so gut,
als einer von ihnen. Hat sein Ausdruck nicht das
Bedeutungsvolle des Raphael, so hat er mehr Reiz,
und weniger Affektation als die lächelnden Figuren
des Correggio.

Ueber-
21) Winkelm. G. d. K. S. 381 und 382. W. E.

Villa Albani.
wollen. Eben ſo wird der Liebhaber der Kuͤnſte ur-
theilen, wenn derſelbe Bedenken hat fuͤr einen Son-
derling gehalten zu ſeyn ꝛc.“ 21)

Ob mein Urtheil durch eine aͤhnliche Furcht
beſtimmt ſey, moͤgen die Gruͤnde zeigen, womit ich
im erſten Theile meine Beurtheilung der Plafonds in
den Logen des Vaticans unterſtuͤtzt habe. Auf dieſe
beziehe ich mich, und bemerke nun noch hier, einige
kleinere Gemaͤhlde, die rund umher nach
Zeichnungen von Mengs nach Art der Bas-
reliefs grau in grau ausgefuͤhrt ſind.

Die eben beurtheilten Mahlereien ſcheinen das
Urtheil zu beſtaͤtigen, welches ich im erſten Theile
bei der Beſchreibung der Camera de Papiri im Va-
tican uͤber unſern in mehrerer Ruͤckſicht merkwuͤrdigen
Landsmann gefaͤllet habe.

Mengs hat einzelne, vorzuͤglich jugendliche Fi-Beſtaͤtigtes
Urtheil uͤber
das Ver-
dienſt des
Mengs als
Mahler.

guren in einer Vollkommenheit gemahlt, die ich
keinem andern Kuͤnſtler kenne. Ich wuͤrde, wenn
ich zu waͤhlen haͤtte, kein Bedenken tragen, Figu-
ren, an denen liebliche Heiterkeit den Hauptzug im
Charakter ausmacht, mir lieber von ihm, als von
einem Raphael, Correggio oder Tizian mahlen zu
laſſen. Er zeichnete, ruͤndete, und colorirte ſo gut,
als einer von ihnen. Hat ſein Ausdruck nicht das
Bedeutungsvolle des Raphael, ſo hat er mehr Reiz,
und weniger Affektation als die laͤchelnden Figuren
des Correggio.

Ueber-
21) Winkelm. G. d. K. S. 381 und 382. W. E.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0045" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Villa Albani.</hi></fw><lb/>
wollen. Eben &#x017F;o wird der Liebhaber der Ku&#x0364;n&#x017F;te ur-<lb/>
theilen, wenn der&#x017F;elbe Bedenken hat fu&#x0364;r einen Son-<lb/>
derling gehalten zu &#x017F;eyn &#xA75B;c.&#x201C; <note place="foot" n="21)">Winkelm. G. d. K. S. 381 und 382. W. E.</note></p><lb/>
            <p>Ob mein Urtheil durch eine a&#x0364;hnliche Furcht<lb/>
be&#x017F;timmt &#x017F;ey, mo&#x0364;gen die Gru&#x0364;nde zeigen, womit ich<lb/>
im er&#x017F;ten Theile meine Beurtheilung der Plafonds in<lb/>
den Logen des Vaticans unter&#x017F;tu&#x0364;tzt habe. Auf die&#x017F;e<lb/>
beziehe ich mich, und bemerke nun noch hier, <hi rendition="#fr">einige<lb/>
kleinere Gema&#x0364;hlde, die rund umher nach<lb/>
Zeichnungen von Mengs nach Art der Bas-<lb/>
reliefs grau in grau ausgefu&#x0364;hrt &#x017F;ind.</hi></p><lb/>
            <p>Die eben beurtheilten Mahlereien &#x017F;cheinen das<lb/>
Urtheil zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen, welches ich im er&#x017F;ten Theile<lb/>
bei der Be&#x017F;chreibung der Camera de Papiri im Va-<lb/>
tican u&#x0364;ber un&#x017F;ern in mehrerer Ru&#x0364;ck&#x017F;icht merkwu&#x0364;rdigen<lb/>
Landsmann gefa&#x0364;llet habe.</p><lb/>
            <p>Mengs hat einzelne, vorzu&#x0364;glich jugendliche Fi-<note place="right">Be&#x017F;ta&#x0364;tigtes<lb/>
Urtheil u&#x0364;ber<lb/>
das Ver-<lb/>
dien&#x017F;t des<lb/>
Mengs als<lb/>
Mahler.</note><lb/>
guren in einer Vollkommenheit gemahlt, die ich<lb/>
keinem andern Ku&#x0364;n&#x017F;tler kenne. Ich wu&#x0364;rde, wenn<lb/>
ich zu wa&#x0364;hlen ha&#x0364;tte, kein Bedenken tragen, Figu-<lb/>
ren, an denen liebliche Heiterkeit den Hauptzug im<lb/>
Charakter ausmacht, mir lieber von ihm, als von<lb/>
einem Raphael, Correggio oder Tizian mahlen zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Er zeichnete, ru&#x0364;ndete, und colorirte &#x017F;o gut,<lb/>
als einer von ihnen. Hat &#x017F;ein Ausdruck nicht das<lb/>
Bedeutungsvolle des Raphael, &#x017F;o hat er mehr Reiz,<lb/>
und weniger Affektation als die la&#x0364;chelnden Figuren<lb/>
des Correggio.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ueber-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0045] Villa Albani. wollen. Eben ſo wird der Liebhaber der Kuͤnſte ur- theilen, wenn derſelbe Bedenken hat fuͤr einen Son- derling gehalten zu ſeyn ꝛc.“ 21) Ob mein Urtheil durch eine aͤhnliche Furcht beſtimmt ſey, moͤgen die Gruͤnde zeigen, womit ich im erſten Theile meine Beurtheilung der Plafonds in den Logen des Vaticans unterſtuͤtzt habe. Auf dieſe beziehe ich mich, und bemerke nun noch hier, einige kleinere Gemaͤhlde, die rund umher nach Zeichnungen von Mengs nach Art der Bas- reliefs grau in grau ausgefuͤhrt ſind. Die eben beurtheilten Mahlereien ſcheinen das Urtheil zu beſtaͤtigen, welches ich im erſten Theile bei der Beſchreibung der Camera de Papiri im Va- tican uͤber unſern in mehrerer Ruͤckſicht merkwuͤrdigen Landsmann gefaͤllet habe. Mengs hat einzelne, vorzuͤglich jugendliche Fi- guren in einer Vollkommenheit gemahlt, die ich keinem andern Kuͤnſtler kenne. Ich wuͤrde, wenn ich zu waͤhlen haͤtte, kein Bedenken tragen, Figu- ren, an denen liebliche Heiterkeit den Hauptzug im Charakter ausmacht, mir lieber von ihm, als von einem Raphael, Correggio oder Tizian mahlen zu laſſen. Er zeichnete, ruͤndete, und colorirte ſo gut, als einer von ihnen. Hat ſein Ausdruck nicht das Bedeutungsvolle des Raphael, ſo hat er mehr Reiz, und weniger Affektation als die laͤchelnden Figuren des Correggio. Beſtaͤtigtes Urtheil uͤber das Ver- dienſt des Mengs als Mahler. Ueber- 21) Winkelm. G. d. K. S. 381 und 382. W. E.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/45
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/45>, abgerufen am 30.04.2024.