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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Colonna.
ser Auge tretenden Luft abändern. Je entfernter
ein Körper von uns ist, je mehr verliert seine Farbe
an Lebhaftigkeit. In großer Entfernung verliert
sich die natürliche Farbe ganz in der Farbe der Luft.

Figuren verstand Claude le Lorrain nicht zu mah-
len, sie sind alle spindelförmig, und in Proportion
zu den Gegenständen, die sie umringen, zu groß.

Allein diese Figuren sind für den eigentlichenLebende Fi-
guren in der
Landschaft,
bezeichnen-
des Neben-
werk.

Landschaftsmahler nur Nebenwerk. Er ordnet die
lebenden Figuren den unbelebten Gegenständen nur
darum zu, um den Stil der Vorstellung zu bezeich-
nen, und durch die Verschiedenheit des Charakters
der Personen, die er in einer gewissen Gegend auf-
treten läßt, auf die Gründe zu führen, warum er
bald eine sanfte, bald eine rauhe, bald eine kunstlose,
bald eine angebauete Natur gewählt hat.

Je nachdem der Eindruck der Landschaft blosUeber den
ländlichen
und den he-
roischen Stil
in der Land-
schaftsmah-
lerei.

liebliche oder hohe Empfindungen erregt, dem Her-
zen Nahrung giebt, oder die Einbildungskraft beflü-
gelt, theilt man den Stil der Landschaft in den
ländlichen und den heroischen ab.

Caspre Dughet, nach seinem Schwager und
Lehrmeister Nicolaus Poussin gemeiniglich Guasparo
Poussino
genannt, war 1613 gebohren, und
starb 1675. Er ist in der Ordnung der Landschafts-
mahler der zweite. Seine Compositionen sind schön,
und lassen gemeiniglich gebirgigte Gegenden mit
Wäldern von Eichen, Wasserfällen und Aussichten
auf Ebenen von ungeheurem Umfange sehen. Seine
Werke sind leicht wieder zu kennen: denn ob er gleich
eine gute Art hatte, die Natur vorzustellen, so war

diese

Pallaſt Colonna.
ſer Auge tretenden Luft abaͤndern. Je entfernter
ein Koͤrper von uns iſt, je mehr verliert ſeine Farbe
an Lebhaftigkeit. In großer Entfernung verliert
ſich die natuͤrliche Farbe ganz in der Farbe der Luft.

Figuren verſtand Claude le Lorrain nicht zu mah-
len, ſie ſind alle ſpindelfoͤrmig, und in Proportion
zu den Gegenſtaͤnden, die ſie umringen, zu groß.

Allein dieſe Figuren ſind fuͤr den eigentlichenLebende Fi-
guren in der
Landſchaft,
bezeichnen-
des Neben-
werk.

Landſchaftsmahler nur Nebenwerk. Er ordnet die
lebenden Figuren den unbelebten Gegenſtaͤnden nur
darum zu, um den Stil der Vorſtellung zu bezeich-
nen, und durch die Verſchiedenheit des Charakters
der Perſonen, die er in einer gewiſſen Gegend auf-
treten laͤßt, auf die Gruͤnde zu fuͤhren, warum er
bald eine ſanfte, bald eine rauhe, bald eine kunſtloſe,
bald eine angebauete Natur gewaͤhlt hat.

Je nachdem der Eindruck der Landſchaft blosUeber den
laͤndlichen
und den he-
roiſchen Stil
in der Land-
ſchaftsmah-
lerei.

liebliche oder hohe Empfindungen erregt, dem Her-
zen Nahrung giebt, oder die Einbildungskraft befluͤ-
gelt, theilt man den Stil der Landſchaft in den
laͤndlichen und den heroiſchen ab.

Caſpre Dughet, nach ſeinem Schwager und
Lehrmeiſter Nicolaus Pouſſin gemeiniglich Guaſparo
Pouſſino
genannt, war 1613 gebohren, und
ſtarb 1675. Er iſt in der Ordnung der Landſchafts-
mahler der zweite. Seine Compoſitionen ſind ſchoͤn,
und laſſen gemeiniglich gebirgigte Gegenden mit
Waͤldern von Eichen, Waſſerfaͤllen und Ausſichten
auf Ebenen von ungeheurem Umfange ſehen. Seine
Werke ſind leicht wieder zu kennen: denn ob er gleich
eine gute Art hatte, die Natur vorzuſtellen, ſo war

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[75/0089] Pallaſt Colonna. ſer Auge tretenden Luft abaͤndern. Je entfernter ein Koͤrper von uns iſt, je mehr verliert ſeine Farbe an Lebhaftigkeit. In großer Entfernung verliert ſich die natuͤrliche Farbe ganz in der Farbe der Luft. Figuren verſtand Claude le Lorrain nicht zu mah- len, ſie ſind alle ſpindelfoͤrmig, und in Proportion zu den Gegenſtaͤnden, die ſie umringen, zu groß. Allein dieſe Figuren ſind fuͤr den eigentlichen Landſchaftsmahler nur Nebenwerk. Er ordnet die lebenden Figuren den unbelebten Gegenſtaͤnden nur darum zu, um den Stil der Vorſtellung zu bezeich- nen, und durch die Verſchiedenheit des Charakters der Perſonen, die er in einer gewiſſen Gegend auf- treten laͤßt, auf die Gruͤnde zu fuͤhren, warum er bald eine ſanfte, bald eine rauhe, bald eine kunſtloſe, bald eine angebauete Natur gewaͤhlt hat. Lebende Fi- guren in der Landſchaft, bezeichnen- des Neben- werk. Je nachdem der Eindruck der Landſchaft blos liebliche oder hohe Empfindungen erregt, dem Her- zen Nahrung giebt, oder die Einbildungskraft befluͤ- gelt, theilt man den Stil der Landſchaft in den laͤndlichen und den heroiſchen ab. Ueber den laͤndlichen und den he- roiſchen Stil in der Land- ſchaftsmah- lerei. Caſpre Dughet, nach ſeinem Schwager und Lehrmeiſter Nicolaus Pouſſin gemeiniglich Guaſparo Pouſſino genannt, war 1613 gebohren, und ſtarb 1675. Er iſt in der Ordnung der Landſchafts- mahler der zweite. Seine Compoſitionen ſind ſchoͤn, und laſſen gemeiniglich gebirgigte Gegenden mit Waͤldern von Eichen, Waſſerfaͤllen und Ausſichten auf Ebenen von ungeheurem Umfange ſehen. Seine Werke ſind leicht wieder zu kennen: denn ob er gleich eine gute Art hatte, die Natur vorzuſtellen, ſo war dieſe

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/89>, abgerufen am 09.11.2024.