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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Colonna.
diese Art doch einförmig, das heißt: er war manie-
rirt. Der Eindruck, den seine Werke machen, ist,
sie leiten die Seele zum Nachdenken und versenken
sie in Melancholie. Die Formen seiner Bäume, zu
denen er gemeiniglich Eichen wählte, sind nicht son-
derlich wahr, die Blätter sind zu groß. Der Ton
seiner Färbung ist finsteres Grün, übrigens aber
harmonisch. Die Fernen haben nicht das Luftige
seines Vorgängers.

Salvator Rosa ist das dritte unter den großen
Lichtern in der Landschaftsmahlerei. Er ward 1615
gebohren, und starb 1673. Auch er hatte nur
eine Manier, und kann daher nur für gewisse Par-
tien als Muster aufgestellt werden. Wenn die
Färbung des Poussins zu sehr ins finstere Grün fällt,
so fällt hingegen die Färbung des Salvator Rosa zu
sehr ins gelblich Graue. Sie ist ganz unwahr,
zieht aber durch ihre Harmonie sehr an. Seine
Landschaften scheinen Räuberhöhlen zu seyn, deren
Bewohner, Spitzbuben, Banditen, Zigeuner, er
mit Geist und Leben darstellte. Schrecken und
Schaudern überfällt den Zuschauer bei dem Anblick
seiner schroffen Felsen, deren herabhängende Stücke,
von struppichten Tannen und verwachsenem Gebüsch
bedeckt, das lumpichte Gesindel, das darunter
Schutz sucht, zu begraben drohen.

Zwei der
schönsten
Landschaften
Poussins.

+ Abraham ersteigt mit seinem Sohne
Isaac einen waldichten Berg, auf welchem
dieser geopfert werden soll.
Rechts auf dem
Vorgrunde der Aufgang auf den waldichten Berg,
links in der Ferne über eine weite Ebene hin, die

Aus-

Pallaſt Colonna.
dieſe Art doch einfoͤrmig, das heißt: er war manie-
rirt. Der Eindruck, den ſeine Werke machen, iſt,
ſie leiten die Seele zum Nachdenken und verſenken
ſie in Melancholie. Die Formen ſeiner Baͤume, zu
denen er gemeiniglich Eichen waͤhlte, ſind nicht ſon-
derlich wahr, die Blaͤtter ſind zu groß. Der Ton
ſeiner Faͤrbung iſt finſteres Gruͤn, uͤbrigens aber
harmoniſch. Die Fernen haben nicht das Luftige
ſeines Vorgaͤngers.

Salvator Roſa iſt das dritte unter den großen
Lichtern in der Landſchaftsmahlerei. Er ward 1615
gebohren, und ſtarb 1673. Auch er hatte nur
eine Manier, und kann daher nur fuͤr gewiſſe Par-
tien als Muſter aufgeſtellt werden. Wenn die
Faͤrbung des Pouſſins zu ſehr ins finſtere Gruͤn faͤllt,
ſo faͤllt hingegen die Faͤrbung des Salvator Roſa zu
ſehr ins gelblich Graue. Sie iſt ganz unwahr,
zieht aber durch ihre Harmonie ſehr an. Seine
Landſchaften ſcheinen Raͤuberhoͤhlen zu ſeyn, deren
Bewohner, Spitzbuben, Banditen, Zigeuner, er
mit Geiſt und Leben darſtellte. Schrecken und
Schaudern uͤberfaͤllt den Zuſchauer bei dem Anblick
ſeiner ſchroffen Felſen, deren herabhaͤngende Stuͤcke,
von ſtruppichten Tannen und verwachſenem Gebuͤſch
bedeckt, das lumpichte Geſindel, das darunter
Schutz ſucht, zu begraben drohen.

Zwei der
ſchoͤnſten
Landſchaften
Pouſſins.

† Abraham erſteigt mit ſeinem Sohne
Iſaac einen waldichten Berg, auf welchem
dieſer geopfert werden ſoll.
Rechts auf dem
Vorgrunde der Aufgang auf den waldichten Berg,
links in der Ferne uͤber eine weite Ebene hin, die

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[76/0090] Pallaſt Colonna. dieſe Art doch einfoͤrmig, das heißt: er war manie- rirt. Der Eindruck, den ſeine Werke machen, iſt, ſie leiten die Seele zum Nachdenken und verſenken ſie in Melancholie. Die Formen ſeiner Baͤume, zu denen er gemeiniglich Eichen waͤhlte, ſind nicht ſon- derlich wahr, die Blaͤtter ſind zu groß. Der Ton ſeiner Faͤrbung iſt finſteres Gruͤn, uͤbrigens aber harmoniſch. Die Fernen haben nicht das Luftige ſeines Vorgaͤngers. Salvator Roſa iſt das dritte unter den großen Lichtern in der Landſchaftsmahlerei. Er ward 1615 gebohren, und ſtarb 1673. Auch er hatte nur eine Manier, und kann daher nur fuͤr gewiſſe Par- tien als Muſter aufgeſtellt werden. Wenn die Faͤrbung des Pouſſins zu ſehr ins finſtere Gruͤn faͤllt, ſo faͤllt hingegen die Faͤrbung des Salvator Roſa zu ſehr ins gelblich Graue. Sie iſt ganz unwahr, zieht aber durch ihre Harmonie ſehr an. Seine Landſchaften ſcheinen Raͤuberhoͤhlen zu ſeyn, deren Bewohner, Spitzbuben, Banditen, Zigeuner, er mit Geiſt und Leben darſtellte. Schrecken und Schaudern uͤberfaͤllt den Zuſchauer bei dem Anblick ſeiner ſchroffen Felſen, deren herabhaͤngende Stuͤcke, von ſtruppichten Tannen und verwachſenem Gebuͤſch bedeckt, das lumpichte Geſindel, das darunter Schutz ſucht, zu begraben drohen. † Abraham erſteigt mit ſeinem Sohne Iſaac einen waldichten Berg, auf welchem dieſer geopfert werden ſoll. Rechts auf dem Vorgrunde der Aufgang auf den waldichten Berg, links in der Ferne uͤber eine weite Ebene hin, die Aus-

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/90>, abgerufen am 21.11.2024.