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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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des Kirchenstils in der Mahlerei.
diese Theile sind, habe ich schon früher gesagt, und
werde es bei Gelegenheit meiner Anmerkungen über
die Kirche St. Remualdo noch weiter ausführen.
Hier will ich nur einige Kennzeichen des Kirchenstils
im Allgemeinen vorausschicken.

Alle Werke dieser Art treffen darin zusammen,
daß die poetische Erfindung gemeiniglich schlecht ist,
dagegen die mahlerische Anordnung desto besser: daß
der Ausdruck in den Minen unbedeutend ist, hinge-
gen in den Stellungen übertrieben und anmaaßend
geziert: daß kein gemeinschaftlicher Antheil an einer
Handlung die Figuren verbindet, sondern blos die
Regel des Contraposto und der Gruppirung: daß die
Nebenfiguren den Hauptfiguren selten aufgeopfert
sind: daß man beinahe alle Glieder in Verkürzung
sieht; daß die Gewänder das Nackende nicht anzei-
gen: daß das Colorit nach der Palette ausgedacht
ist: daß man das Helldunkle mit der bloßen Abwech-
selung von Licht und Schatten verwechselt hat: und
endlich daß sich durchaus keines dieser Werke über die
Harmonie einer seligen Mittelmäßigkeit in den einzel-
nen Theilen der Zeichnung des Colorits und des Hell-
dunkeln hervorhebt.

Inzwischen müssen die Künstler in der Epoche
von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an, bis auf
Mengs, welches die eigentliche Lebenszeit des Kir-
chenstils (hoffentlich) gewesen ist, noch in drei Bran-Drei Bran-
chen des Kir-
chenstils wer-
den beson-
ders bezeich-
net.

chen abgetheilt werden, die sich durch besondere cha-
rakteristische Kennzeichen von einander abgesondert
haben. --

Einige

des Kirchenſtils in der Mahlerei.
dieſe Theile ſind, habe ich ſchon fruͤher geſagt, und
werde es bei Gelegenheit meiner Anmerkungen uͤber
die Kirche St. Remualdo noch weiter ausfuͤhren.
Hier will ich nur einige Kennzeichen des Kirchenſtils
im Allgemeinen vorausſchicken.

Alle Werke dieſer Art treffen darin zuſammen,
daß die poetiſche Erfindung gemeiniglich ſchlecht iſt,
dagegen die mahleriſche Anordnung deſto beſſer: daß
der Ausdruck in den Minen unbedeutend iſt, hinge-
gen in den Stellungen uͤbertrieben und anmaaßend
geziert: daß kein gemeinſchaftlicher Antheil an einer
Handlung die Figuren verbindet, ſondern blos die
Regel des Contrapoſto und der Gruppirung: daß die
Nebenfiguren den Hauptfiguren ſelten aufgeopfert
ſind: daß man beinahe alle Glieder in Verkuͤrzung
ſieht; daß die Gewaͤnder das Nackende nicht anzei-
gen: daß das Colorit nach der Palette ausgedacht
iſt: daß man das Helldunkle mit der bloßen Abwech-
ſelung von Licht und Schatten verwechſelt hat: und
endlich daß ſich durchaus keines dieſer Werke uͤber die
Harmonie einer ſeligen Mittelmaͤßigkeit in den einzel-
nen Theilen der Zeichnung des Colorits und des Hell-
dunkeln hervorhebt.

Inzwiſchen muͤſſen die Kuͤnſtler in der Epoche
von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an, bis auf
Mengs, welches die eigentliche Lebenszeit des Kir-
chenſtils (hoffentlich) geweſen iſt, noch in drei Bran-Drei Bran-
chen des Kir-
chenſtils wer-
den beſon-
ders bezeich-
net.

chen abgetheilt werden, die ſich durch beſondere cha-
rakteriſtiſche Kennzeichen von einander abgeſondert
haben. —

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[205/0229] des Kirchenſtils in der Mahlerei. dieſe Theile ſind, habe ich ſchon fruͤher geſagt, und werde es bei Gelegenheit meiner Anmerkungen uͤber die Kirche St. Remualdo noch weiter ausfuͤhren. Hier will ich nur einige Kennzeichen des Kirchenſtils im Allgemeinen vorausſchicken. Alle Werke dieſer Art treffen darin zuſammen, daß die poetiſche Erfindung gemeiniglich ſchlecht iſt, dagegen die mahleriſche Anordnung deſto beſſer: daß der Ausdruck in den Minen unbedeutend iſt, hinge- gen in den Stellungen uͤbertrieben und anmaaßend geziert: daß kein gemeinſchaftlicher Antheil an einer Handlung die Figuren verbindet, ſondern blos die Regel des Contrapoſto und der Gruppirung: daß die Nebenfiguren den Hauptfiguren ſelten aufgeopfert ſind: daß man beinahe alle Glieder in Verkuͤrzung ſieht; daß die Gewaͤnder das Nackende nicht anzei- gen: daß das Colorit nach der Palette ausgedacht iſt: daß man das Helldunkle mit der bloßen Abwech- ſelung von Licht und Schatten verwechſelt hat: und endlich daß ſich durchaus keines dieſer Werke uͤber die Harmonie einer ſeligen Mittelmaͤßigkeit in den einzel- nen Theilen der Zeichnung des Colorits und des Hell- dunkeln hervorhebt. Inzwiſchen muͤſſen die Kuͤnſtler in der Epoche von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an, bis auf Mengs, welches die eigentliche Lebenszeit des Kir- chenſtils (hoffentlich) geweſen iſt, noch in drei Bran- chen abgetheilt werden, die ſich durch beſondere cha- rakteriſtiſche Kennzeichen von einander abgeſondert haben. — Drei Bran- chen des Kir- chenſtils wer- den beſon- ders bezeich- net. Einige

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/229>, abgerufen am 27.11.2024.