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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Anmerkungen
dem Originalgemählde, 4) indem er er eine Nüance
von Stiften neben der andern in den weichen Kitt
einfugt.

So wie ein Quadrat fertig ist, geht der Arbeiter
zu dem folgenden über; zuweilen arbeiten auch meh-
rere zu gleicher Zeit an verschiedenen Quadraten; und
endlich, nachdem das Ganze geendigt ist, wird es,
falls nicht die Stücke bestimmt sind, an einem Pla-
fond befestiget zu werden, mit feinem Schmergel und
Wasser polirt.

Wenn nun schon jede Copie an Harmonie des
Ganzen und zuverläßiger Behandlung des Details
verliert: so sieht man, wie besonders bei dieser Ver-
fahrungsart jene Mängel noch vergrößert und mit
neuen vermehrt werden müssen.

Wie läßt sich ein freier Schwung bei Umrissen
denken, die so abgebrochen und stückweise angelegt wer-
den! Wie Bestimmtheit der Zeichnung bei Stiften,
die, wenn sie auch noch so verschieden an Form sind,
in die feine Linie des im Originale dem Auge des Be-
schauers oft ganz entzogenen Contours nicht gleichmäs-
sig passen können! Wenn also auch die Künstler, die
bei diesen Arbeiten gebraucht werden, einen Raphael
in der Zeichnung überträfen, (sie sind aber gemeini-
glich sehr unwissend in der Zeichnung,) so würden sie
doch nie im Stande seyn, ihre Stärke darin bei einer
so widerstrebenden Verfahrungsart zu zeigen.

Aus eben diesem Grunde muß auch die Wahrheit
des Ausdrucks verloren gehen, die auf Bestimmtheit

der
4) Peretti giebt eine andere Verfahrungsart an, die
sich aber nicht wohl denken läßt.

Anmerkungen
dem Originalgemaͤhlde, 4) indem er er eine Nuͤance
von Stiften neben der andern in den weichen Kitt
einfugt.

So wie ein Quadrat fertig iſt, geht der Arbeiter
zu dem folgenden uͤber; zuweilen arbeiten auch meh-
rere zu gleicher Zeit an verſchiedenen Quadraten; und
endlich, nachdem das Ganze geendigt iſt, wird es,
falls nicht die Stuͤcke beſtimmt ſind, an einem Pla-
fond befeſtiget zu werden, mit feinem Schmergel und
Waſſer polirt.

Wenn nun ſchon jede Copie an Harmonie des
Ganzen und zuverlaͤßiger Behandlung des Details
verliert: ſo ſieht man, wie beſonders bei dieſer Ver-
fahrungsart jene Maͤngel noch vergroͤßert und mit
neuen vermehrt werden muͤſſen.

Wie laͤßt ſich ein freier Schwung bei Umriſſen
denken, die ſo abgebrochen und ſtuͤckweiſe angelegt wer-
den! Wie Beſtimmtheit der Zeichnung bei Stiften,
die, wenn ſie auch noch ſo verſchieden an Form ſind,
in die feine Linie des im Originale dem Auge des Be-
ſchauers oft ganz entzogenen Contours nicht gleichmaͤſ-
ſig paſſen koͤnnen! Wenn alſo auch die Kuͤnſtler, die
bei dieſen Arbeiten gebraucht werden, einen Raphael
in der Zeichnung uͤbertraͤfen, (ſie ſind aber gemeini-
glich ſehr unwiſſend in der Zeichnung,) ſo wuͤrden ſie
doch nie im Stande ſeyn, ihre Staͤrke darin bei einer
ſo widerſtrebenden Verfahrungsart zu zeigen.

Aus eben dieſem Grunde muß auch die Wahrheit
des Ausdrucks verloren gehen, die auf Beſtimmtheit

der
4) Peretti giebt eine andere Verfahrungsart an, die
ſich aber nicht wohl denken laͤßt.
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[212/0236] Anmerkungen dem Originalgemaͤhlde, 4) indem er er eine Nuͤance von Stiften neben der andern in den weichen Kitt einfugt. So wie ein Quadrat fertig iſt, geht der Arbeiter zu dem folgenden uͤber; zuweilen arbeiten auch meh- rere zu gleicher Zeit an verſchiedenen Quadraten; und endlich, nachdem das Ganze geendigt iſt, wird es, falls nicht die Stuͤcke beſtimmt ſind, an einem Pla- fond befeſtiget zu werden, mit feinem Schmergel und Waſſer polirt. Wenn nun ſchon jede Copie an Harmonie des Ganzen und zuverlaͤßiger Behandlung des Details verliert: ſo ſieht man, wie beſonders bei dieſer Ver- fahrungsart jene Maͤngel noch vergroͤßert und mit neuen vermehrt werden muͤſſen. Wie laͤßt ſich ein freier Schwung bei Umriſſen denken, die ſo abgebrochen und ſtuͤckweiſe angelegt wer- den! Wie Beſtimmtheit der Zeichnung bei Stiften, die, wenn ſie auch noch ſo verſchieden an Form ſind, in die feine Linie des im Originale dem Auge des Be- ſchauers oft ganz entzogenen Contours nicht gleichmaͤſ- ſig paſſen koͤnnen! Wenn alſo auch die Kuͤnſtler, die bei dieſen Arbeiten gebraucht werden, einen Raphael in der Zeichnung uͤbertraͤfen, (ſie ſind aber gemeini- glich ſehr unwiſſend in der Zeichnung,) ſo wuͤrden ſie doch nie im Stande ſeyn, ihre Staͤrke darin bei einer ſo widerſtrebenden Verfahrungsart zu zeigen. Aus eben dieſem Grunde muß auch die Wahrheit des Ausdrucks verloren gehen, die auf Beſtimmtheit der 4) Peretti giebt eine andere Verfahrungsart an, die ſich aber nicht wohl denken laͤßt.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/236>, abgerufen am 23.11.2024.