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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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über die einzelnen Kirchen.
in allen seinen Theilen prächtiges Gebäude, einen
mehr harmonirenden Schmuck abgiebt.

Ich komme nun zu der Bildhauerarbeit anEtwas über
Denkmäler,
Ehrensäulen
und Grab-
mäler.

Monumenten.

Monument, Denkmal, scheint mir von zweier-
lei Art seyn zu können. Die öffentliche Achtung hat
es aufgerichtet, und zwar an einem Orte, wo es das
Auge des Publicums zur Dankbarkeit und Nacheife-
rung auf sich ziehen soll; dann nenne ich es Ehren-
säule, und darauf hat der große Mann im Leben wie
noch dem Tode Anrecht.

Je simpler eine solche Ehrensäule ist, um desto
mehr scheint sie den Begriff der Größe auszufüllen,
die sich ohne Einfachheit, oder wenn man lieber will,
Einfalt, nicht denken läßt. Jede bezeichnende Alle-
gorie scheint ihm etwas zu entziehen: es wäre denn,
daß sie irgend eine merkwürdige Handlung zu gleicher
Zeit mit dem Charakter des großen Mannes auf die
Nachwelt brächte, oder daß der wohlgefällige Ein-
druck der Form ansehnlich dabei gewönne. Sonst
ist der bloße Nahme ein sattsam treuer und verständ-
licher Ueberlieferer der großen Eigenschaften der Ge-
stalt; ein Text, den die Bewunderung des Volks
von einer Generation zur andern commentirt.

Monumente, Denkmäler in Kirchen, auf Kirch-
höfen, sind aber von anderer Art. Ordentlicher
Weise errichtet diese nicht die Achtung des Volks,
sondern die Anhänglichkeit der Freunde, der nächsten
Verwandte: und es sind Grabstätte, Grabmäler,
oder werden wenigstens dafür angenommen.

Diese Veranlassung, diese Bestimmung, bringt
den Grabmälern einen von der Ehrensäule verschie-

denen
O 4

uͤber die einzelnen Kirchen.
in allen ſeinen Theilen praͤchtiges Gebaͤude, einen
mehr harmonirenden Schmuck abgiebt.

Ich komme nun zu der Bildhauerarbeit anEtwas uͤber
Denkmaͤler,
Ehrenſaͤulen
und Grab-
maͤler.

Monumenten.

Monument, Denkmal, ſcheint mir von zweier-
lei Art ſeyn zu koͤnnen. Die oͤffentliche Achtung hat
es aufgerichtet, und zwar an einem Orte, wo es das
Auge des Publicums zur Dankbarkeit und Nacheife-
rung auf ſich ziehen ſoll; dann nenne ich es Ehren-
ſaͤule, und darauf hat der große Mann im Leben wie
noch dem Tode Anrecht.

Je ſimpler eine ſolche Ehrenſaͤule iſt, um deſto
mehr ſcheint ſie den Begriff der Groͤße auszufuͤllen,
die ſich ohne Einfachheit, oder wenn man lieber will,
Einfalt, nicht denken laͤßt. Jede bezeichnende Alle-
gorie ſcheint ihm etwas zu entziehen: es waͤre denn,
daß ſie irgend eine merkwuͤrdige Handlung zu gleicher
Zeit mit dem Charakter des großen Mannes auf die
Nachwelt braͤchte, oder daß der wohlgefaͤllige Ein-
druck der Form anſehnlich dabei gewoͤnne. Sonſt
iſt der bloße Nahme ein ſattſam treuer und verſtaͤnd-
licher Ueberlieferer der großen Eigenſchaften der Ge-
ſtalt; ein Text, den die Bewunderung des Volks
von einer Generation zur andern commentirt.

Monumente, Denkmaͤler in Kirchen, auf Kirch-
hoͤfen, ſind aber von anderer Art. Ordentlicher
Weiſe errichtet dieſe nicht die Achtung des Volks,
ſondern die Anhaͤnglichkeit der Freunde, der naͤchſten
Verwandte: und es ſind Grabſtaͤtte, Grabmaͤler,
oder werden wenigſtens dafuͤr angenommen.

Dieſe Veranlaſſung, dieſe Beſtimmung, bringt
den Grabmaͤlern einen von der Ehrenſaͤule verſchie-

denen
O 4
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[215/0239] uͤber die einzelnen Kirchen. in allen ſeinen Theilen praͤchtiges Gebaͤude, einen mehr harmonirenden Schmuck abgiebt. Ich komme nun zu der Bildhauerarbeit an Monumenten. Etwas uͤber Denkmaͤler, Ehrenſaͤulen und Grab- maͤler. Monument, Denkmal, ſcheint mir von zweier- lei Art ſeyn zu koͤnnen. Die oͤffentliche Achtung hat es aufgerichtet, und zwar an einem Orte, wo es das Auge des Publicums zur Dankbarkeit und Nacheife- rung auf ſich ziehen ſoll; dann nenne ich es Ehren- ſaͤule, und darauf hat der große Mann im Leben wie noch dem Tode Anrecht. Je ſimpler eine ſolche Ehrenſaͤule iſt, um deſto mehr ſcheint ſie den Begriff der Groͤße auszufuͤllen, die ſich ohne Einfachheit, oder wenn man lieber will, Einfalt, nicht denken laͤßt. Jede bezeichnende Alle- gorie ſcheint ihm etwas zu entziehen: es waͤre denn, daß ſie irgend eine merkwuͤrdige Handlung zu gleicher Zeit mit dem Charakter des großen Mannes auf die Nachwelt braͤchte, oder daß der wohlgefaͤllige Ein- druck der Form anſehnlich dabei gewoͤnne. Sonſt iſt der bloße Nahme ein ſattſam treuer und verſtaͤnd- licher Ueberlieferer der großen Eigenſchaften der Ge- ſtalt; ein Text, den die Bewunderung des Volks von einer Generation zur andern commentirt. Monumente, Denkmaͤler in Kirchen, auf Kirch- hoͤfen, ſind aber von anderer Art. Ordentlicher Weiſe errichtet dieſe nicht die Achtung des Volks, ſondern die Anhaͤnglichkeit der Freunde, der naͤchſten Verwandte: und es ſind Grabſtaͤtte, Grabmaͤler, oder werden wenigſtens dafuͤr angenommen. Dieſe Veranlaſſung, dieſe Beſtimmung, bringt den Grabmaͤlern einen von der Ehrenſaͤule verſchie- denen O 4

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/239>, abgerufen am 27.11.2024.