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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Anmerkungen
denen Charakter zu Wege, auf den bei der Erfin-
dung Rücksicht zu nehmen ist.

Die Urne, das Sarcophag, abgerechnet, wel-
ches die Grabstätte unter der Erde oberhalb derselben
überhaupt bezeichnet; kann auch in der Composition
etwas liegen, welches zur Mitempfindung derjenigen
Stimmung der Seele einladet, in der sich die Nach-
gelassenen bei Errichtung des Monuments befunden
haben. Ist es Traurigkeit; traurende Figuren am
Grabe: Ist es tröstende Hoffnung; allegorische An-
deutung des Schlafs des Gerechten, der Wiederaus-
stehung u. s. w.

Ferner: das Grabmal darf schon mehr durch
sich selbst überliefern, da es weniger auf das allge-
meine Interesse des lebenden und kommenden Jahr-
hunderts rechnen kann: Daher Symbol, allego-
rische Vorstellung der Tugenden, Eigenschaften, Fä-
higkeiten, Beschäfftigungen des Verstorbenen: Ja!
auch Innschrift. Sehr oft wird beides, die Andeu-
tung dessen, was der Mann im Leben war, und dessen,
was er seinen Freunden nach dem Tode geblieben ist,
bequem mit einander in einer Figur verbunden; z. E.
die traurende Gerechtigkeit u. s. w.

Endlich tritt die Ueberlieferung des Verstorbenen
selbst hinzu. Sie ist dasjenige, was den Nachge-
bliebenen der Erhaltung am meisten werth bleibt:
und mit Recht! Es ist wahr, was ich mich erinnere
einmal gelesen zu haben, daß die Gestalt des Men-
schen oft den besten Commentar zu seinem Charakter
mache.

So würde dann ein Grabmal ein sehr compo-
nirtes Kunstwerk seyn, bei dem sich mehrere Künste

und

Anmerkungen
denen Charakter zu Wege, auf den bei der Erfin-
dung Ruͤckſicht zu nehmen iſt.

Die Urne, das Sarcophag, abgerechnet, wel-
ches die Grabſtaͤtte unter der Erde oberhalb derſelben
uͤberhaupt bezeichnet; kann auch in der Compoſition
etwas liegen, welches zur Mitempfindung derjenigen
Stimmung der Seele einladet, in der ſich die Nach-
gelaſſenen bei Errichtung des Monuments befunden
haben. Iſt es Traurigkeit; traurende Figuren am
Grabe: Iſt es troͤſtende Hoffnung; allegoriſche An-
deutung des Schlafs des Gerechten, der Wiederauſ-
ſtehung u. ſ. w.

Ferner: das Grabmal darf ſchon mehr durch
ſich ſelbſt uͤberliefern, da es weniger auf das allge-
meine Intereſſe des lebenden und kommenden Jahr-
hunderts rechnen kann: Daher Symbol, allego-
riſche Vorſtellung der Tugenden, Eigenſchaften, Faͤ-
higkeiten, Beſchaͤfftigungen des Verſtorbenen: Ja!
auch Innſchrift. Sehr oft wird beides, die Andeu-
tung deſſen, was der Mann im Leben war, und deſſen,
was er ſeinen Freunden nach dem Tode geblieben iſt,
bequem mit einander in einer Figur verbunden; z. E.
die traurende Gerechtigkeit u. ſ. w.

Endlich tritt die Ueberlieferung des Verſtorbenen
ſelbſt hinzu. Sie iſt dasjenige, was den Nachge-
bliebenen der Erhaltung am meiſten werth bleibt:
und mit Recht! Es iſt wahr, was ich mich erinnere
einmal geleſen zu haben, daß die Geſtalt des Men-
ſchen oft den beſten Commentar zu ſeinem Charakter
mache.

So wuͤrde dann ein Grabmal ein ſehr compo-
nirtes Kunſtwerk ſeyn, bei dem ſich mehrere Kuͤnſte

und
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[216/0240] Anmerkungen denen Charakter zu Wege, auf den bei der Erfin- dung Ruͤckſicht zu nehmen iſt. Die Urne, das Sarcophag, abgerechnet, wel- ches die Grabſtaͤtte unter der Erde oberhalb derſelben uͤberhaupt bezeichnet; kann auch in der Compoſition etwas liegen, welches zur Mitempfindung derjenigen Stimmung der Seele einladet, in der ſich die Nach- gelaſſenen bei Errichtung des Monuments befunden haben. Iſt es Traurigkeit; traurende Figuren am Grabe: Iſt es troͤſtende Hoffnung; allegoriſche An- deutung des Schlafs des Gerechten, der Wiederauſ- ſtehung u. ſ. w. Ferner: das Grabmal darf ſchon mehr durch ſich ſelbſt uͤberliefern, da es weniger auf das allge- meine Intereſſe des lebenden und kommenden Jahr- hunderts rechnen kann: Daher Symbol, allego- riſche Vorſtellung der Tugenden, Eigenſchaften, Faͤ- higkeiten, Beſchaͤfftigungen des Verſtorbenen: Ja! auch Innſchrift. Sehr oft wird beides, die Andeu- tung deſſen, was der Mann im Leben war, und deſſen, was er ſeinen Freunden nach dem Tode geblieben iſt, bequem mit einander in einer Figur verbunden; z. E. die traurende Gerechtigkeit u. ſ. w. Endlich tritt die Ueberlieferung des Verſtorbenen ſelbſt hinzu. Sie iſt dasjenige, was den Nachge- bliebenen der Erhaltung am meiſten werth bleibt: und mit Recht! Es iſt wahr, was ich mich erinnere einmal geleſen zu haben, daß die Geſtalt des Men- ſchen oft den beſten Commentar zu ſeinem Charakter mache. So wuͤrde dann ein Grabmal ein ſehr compo- nirtes Kunſtwerk ſeyn, bei dem ſich mehrere Kuͤnſte und

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/240>, abgerufen am 23.11.2024.