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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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über die einzelnen Kirchen.
und Kunstarten die Hand bieten, den Eindruck: Wan-
derer stehe still! hier liegt ein Mann begraben, der
deiner Sehnsucht werth war! hervorzubringen. In-
zwischen bleibt auch hier immer erste Rücksicht: ist
das Ganze ein Werk der schönen Kunst? und alle
Bestimmungen, die ich darüber bisher festzusetzen ge-
sucht habe, treffen auch hier zu.

Das Werk muß durch Zweckmäßigkeit und
Schönheit der Form im Ganzen, als Gebäude: durch
Schönheit der Form und Ausdruck der Individuali-
tät des Charakters im Einzelnen, als Bildhauerwerk:
da wo Handlung angebracht ist, durch einen bestimm-
ten, vollständigen, abwechselnden Ausdruck, als dra-
matische Darstellung, einen wohlgefälligen Eindruck
auf den stillstehenden Anblick machen. Selbst die
eigentliche mahlerische Würkung, Abwechselung und
Einheit im Helldunkeln, in vielfärbigen Steinarten,
in der Gruppirung, kömmt hier in Anschlag. Ver-
anlassung zum weitern Nachdenken, Reiz und Be-
friedigung der Neugierde über das nicht mit dem An-
blick zu Fassende, Spannung des Herzens und der
reproducirenden Kraft unserer Seele zu höheren un-
sinnlichen Empfindungen und Bildern, -- ist so wie
anderwärts, auch bei dem Grabmal hinzutretendes,
verstärkendes Vergnügen: Jedoch mit dem Unter-
schiede, daß der Beschauer hier mehr berechtigt ist,
es zu erwarten.

Diese Regel im Allgemeinen ist auf die Erfah-
rung gegründet, daß das schöne Werk der Kunst un-
sere Aufmerksamkeit immer fesselt und anzieht, da hin-
gegen das blos dichterisch oder philosophisch gut zu-

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uͤber die einzelnen Kirchen.
und Kunſtarten die Hand bieten, den Eindruck: Wan-
derer ſtehe ſtill! hier liegt ein Mann begraben, der
deiner Sehnſucht werth war! hervorzubringen. In-
zwiſchen bleibt auch hier immer erſte Ruͤckſicht: iſt
das Ganze ein Werk der ſchoͤnen Kunſt? und alle
Beſtimmungen, die ich daruͤber bisher feſtzuſetzen ge-
ſucht habe, treffen auch hier zu.

Das Werk muß durch Zweckmaͤßigkeit und
Schoͤnheit der Form im Ganzen, als Gebaͤude: durch
Schoͤnheit der Form und Ausdruck der Individuali-
taͤt des Charakters im Einzelnen, als Bildhauerwerk:
da wo Handlung angebracht iſt, durch einen beſtimm-
ten, vollſtaͤndigen, abwechſelnden Ausdruck, als dra-
matiſche Darſtellung, einen wohlgefaͤlligen Eindruck
auf den ſtillſtehenden Anblick machen. Selbſt die
eigentliche mahleriſche Wuͤrkung, Abwechſelung und
Einheit im Helldunkeln, in vielfaͤrbigen Steinarten,
in der Gruppirung, koͤmmt hier in Anſchlag. Ver-
anlaſſung zum weitern Nachdenken, Reiz und Be-
friedigung der Neugierde uͤber das nicht mit dem An-
blick zu Faſſende, Spannung des Herzens und der
reproducirenden Kraft unſerer Seele zu hoͤheren un-
ſinnlichen Empfindungen und Bildern, — iſt ſo wie
anderwaͤrts, auch bei dem Grabmal hinzutretendes,
verſtaͤrkendes Vergnuͤgen: Jedoch mit dem Unter-
ſchiede, daß der Beſchauer hier mehr berechtigt iſt,
es zu erwarten.

Dieſe Regel im Allgemeinen iſt auf die Erfah-
rung gegruͤndet, daß das ſchoͤne Werk der Kunſt un-
ſere Aufmerkſamkeit immer feſſelt und anzieht, da hin-
gegen das blos dichteriſch oder philoſophiſch gut zu-

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[217/0241] uͤber die einzelnen Kirchen. und Kunſtarten die Hand bieten, den Eindruck: Wan- derer ſtehe ſtill! hier liegt ein Mann begraben, der deiner Sehnſucht werth war! hervorzubringen. In- zwiſchen bleibt auch hier immer erſte Ruͤckſicht: iſt das Ganze ein Werk der ſchoͤnen Kunſt? und alle Beſtimmungen, die ich daruͤber bisher feſtzuſetzen ge- ſucht habe, treffen auch hier zu. Das Werk muß durch Zweckmaͤßigkeit und Schoͤnheit der Form im Ganzen, als Gebaͤude: durch Schoͤnheit der Form und Ausdruck der Individuali- taͤt des Charakters im Einzelnen, als Bildhauerwerk: da wo Handlung angebracht iſt, durch einen beſtimm- ten, vollſtaͤndigen, abwechſelnden Ausdruck, als dra- matiſche Darſtellung, einen wohlgefaͤlligen Eindruck auf den ſtillſtehenden Anblick machen. Selbſt die eigentliche mahleriſche Wuͤrkung, Abwechſelung und Einheit im Helldunkeln, in vielfaͤrbigen Steinarten, in der Gruppirung, koͤmmt hier in Anſchlag. Ver- anlaſſung zum weitern Nachdenken, Reiz und Be- friedigung der Neugierde uͤber das nicht mit dem An- blick zu Faſſende, Spannung des Herzens und der reproducirenden Kraft unſerer Seele zu hoͤheren un- ſinnlichen Empfindungen und Bildern, — iſt ſo wie anderwaͤrts, auch bei dem Grabmal hinzutretendes, verſtaͤrkendes Vergnuͤgen: Jedoch mit dem Unter- ſchiede, daß der Beſchauer hier mehr berechtigt iſt, es zu erwarten. Dieſe Regel im Allgemeinen iſt auf die Erfah- rung gegruͤndet, daß das ſchoͤne Werk der Kunſt un- ſere Aufmerkſamkeit immer feſſelt und anzieht, da hin- gegen das blos dichteriſch oder philoſophiſch gut zu- ſammen- O 5

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/241>, abgerufen am 27.11.2024.