Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

über die einzelnen Kirchen.
gezieret. Die letzten übertreffen bei weitem die er-
sten. So unbestimmt die Zeichnung, so unbedeu-
tend der Ausdruck, so falsch und blos nach der Pal-
lette ausgedacht die Farbe ist; so muß man doch den
Pinsel bewundern, der dieses Blendwerk auf die
Fläche hingezaubert hat.


Kirche S. Onofrio. 84)

Das Monument des Torquato Tasso wird
allen, welche die schönen Wissenschaften lieben, nicht
gleichgültig seyn. Man sieht daran sein Bildniß,
das nicht sehr schön ist, nebst einer Innschrift, welche
den Cardinal Bevilacqua als den Errichter angiebt.

In der andern Capelle rechter Hand, hat
Annibale Carraccio die Madonna di Loretto
gemahlt.
Es ist eine lächerliche Composition, wel-
che aber wahrscheinlich nicht von der Wahl des Künst-
lers abgehangen hat. Einige Engel tragen das hei-
lige Haus durch die Lüfte; auf dem Dache sitzt die
heil. Jungfrau mit dem Kinde, welche drei Engel
halten, damit sie nicht auf die Erde falle. Unten
im Bilde sieht man ein Stückgen Erde, auf dem
ein Mann die heil. Jungfrau anruft.

Die Zeichnung ist vortrefflich, die Engel haben
sehr angenehme Köpfe. Die Gewänder sind etwas
trocken, die Farbe aber ist kräftig.

Auswendig über der Thüre ist eine Ma-
donna hinter Glas.
Man giebt sie für des Do-
menichino Arbeit aus. Das vorgesetzte Glas ver-

hindert
84) Hr. D. Volkmann S. 635. Titi S. 29.
Dritter Theil. X

uͤber die einzelnen Kirchen.
gezieret. Die letzten uͤbertreffen bei weitem die er-
ſten. So unbeſtimmt die Zeichnung, ſo unbedeu-
tend der Ausdruck, ſo falſch und blos nach der Pal-
lette ausgedacht die Farbe iſt; ſo muß man doch den
Pinſel bewundern, der dieſes Blendwerk auf die
Flaͤche hingezaubert hat.


Kirche S. Onofrio. 84)

Das Monument des Torquato Taſſo wird
allen, welche die ſchoͤnen Wiſſenſchaften lieben, nicht
gleichguͤltig ſeyn. Man ſieht daran ſein Bildniß,
das nicht ſehr ſchoͤn iſt, nebſt einer Innſchrift, welche
den Cardinal Bevilacqua als den Errichter angiebt.

In der andern Capelle rechter Hand, hat
Annibale Carraccio die Madonna di Loretto
gemahlt.
Es iſt eine laͤcherliche Compoſition, wel-
che aber wahrſcheinlich nicht von der Wahl des Kuͤnſt-
lers abgehangen hat. Einige Engel tragen das hei-
lige Haus durch die Luͤfte; auf dem Dache ſitzt die
heil. Jungfrau mit dem Kinde, welche drei Engel
halten, damit ſie nicht auf die Erde falle. Unten
im Bilde ſieht man ein Stuͤckgen Erde, auf dem
ein Mann die heil. Jungfrau anruft.

Die Zeichnung iſt vortrefflich, die Engel haben
ſehr angenehme Koͤpfe. Die Gewaͤnder ſind etwas
trocken, die Farbe aber iſt kraͤftig.

Auswendig uͤber der Thuͤre iſt eine Ma-
donna hinter Glas.
Man giebt ſie fuͤr des Do-
menichino Arbeit aus. Das vorgeſetzte Glas ver-

hindert
84) Hr. D. Volkmann S. 635. Titi S. 29.
Dritter Theil. X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0345" n="321"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die einzelnen Kirchen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">gezieret.</hi> Die letzten u&#x0364;bertreffen bei weitem die er-<lb/>
&#x017F;ten. So unbe&#x017F;timmt die Zeichnung, &#x017F;o unbedeu-<lb/>
tend der Ausdruck, &#x017F;o fal&#x017F;ch und blos nach der Pal-<lb/>
lette ausgedacht die Farbe i&#x017F;t; &#x017F;o muß man doch den<lb/>
Pin&#x017F;el bewundern, der die&#x017F;es Blendwerk auf die<lb/>
Fla&#x0364;che hingezaubert hat.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Kirche</hi> <hi rendition="#aq">S. Onofrio.</hi> <note place="foot" n="84)">Hr. D. Volkmann S. 635. Titi S. 29.</note>
            </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">D</hi>as Monument des Torquato Ta&#x017F;&#x017F;o</hi> wird<lb/>
allen, welche die &#x017F;cho&#x0364;nen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften lieben, nicht<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig &#x017F;eyn. Man &#x017F;ieht daran &#x017F;ein Bildniß,<lb/>
das nicht &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t, neb&#x017F;t einer Inn&#x017F;chrift, welche<lb/>
den Cardinal Bevilacqua als den Errichter angiebt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">In der andern Capelle rechter Hand, hat<lb/>
Annibale Carraccio die Madonna di Loretto<lb/>
gemahlt.</hi> Es i&#x017F;t eine la&#x0364;cherliche Compo&#x017F;ition, wel-<lb/>
che aber wahr&#x017F;cheinlich nicht von der Wahl des Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
lers abgehangen hat. Einige Engel tragen das hei-<lb/>
lige Haus durch die Lu&#x0364;fte; auf dem Dache &#x017F;itzt die<lb/>
heil. Jungfrau mit dem Kinde, welche drei Engel<lb/>
halten, damit &#x017F;ie nicht auf die Erde falle. Unten<lb/>
im Bilde &#x017F;ieht man ein Stu&#x0364;ckgen Erde, auf dem<lb/>
ein Mann die heil. Jungfrau anruft.</p><lb/>
            <p>Die Zeichnung i&#x017F;t vortrefflich, die Engel haben<lb/>
&#x017F;ehr angenehme Ko&#x0364;pfe. Die Gewa&#x0364;nder &#x017F;ind etwas<lb/>
trocken, die Farbe aber i&#x017F;t kra&#x0364;ftig.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Auswendig u&#x0364;ber der Thu&#x0364;re i&#x017F;t eine Ma-<lb/>
donna hinter Glas.</hi> Man giebt &#x017F;ie fu&#x0364;r des Do-<lb/>
menichino Arbeit aus. Das vorge&#x017F;etzte Glas ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hindert</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Dritter Theil.</hi> X</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0345] uͤber die einzelnen Kirchen. gezieret. Die letzten uͤbertreffen bei weitem die er- ſten. So unbeſtimmt die Zeichnung, ſo unbedeu- tend der Ausdruck, ſo falſch und blos nach der Pal- lette ausgedacht die Farbe iſt; ſo muß man doch den Pinſel bewundern, der dieſes Blendwerk auf die Flaͤche hingezaubert hat. Kirche S. Onofrio. 84) Das Monument des Torquato Taſſo wird allen, welche die ſchoͤnen Wiſſenſchaften lieben, nicht gleichguͤltig ſeyn. Man ſieht daran ſein Bildniß, das nicht ſehr ſchoͤn iſt, nebſt einer Innſchrift, welche den Cardinal Bevilacqua als den Errichter angiebt. In der andern Capelle rechter Hand, hat Annibale Carraccio die Madonna di Loretto gemahlt. Es iſt eine laͤcherliche Compoſition, wel- che aber wahrſcheinlich nicht von der Wahl des Kuͤnſt- lers abgehangen hat. Einige Engel tragen das hei- lige Haus durch die Luͤfte; auf dem Dache ſitzt die heil. Jungfrau mit dem Kinde, welche drei Engel halten, damit ſie nicht auf die Erde falle. Unten im Bilde ſieht man ein Stuͤckgen Erde, auf dem ein Mann die heil. Jungfrau anruft. Die Zeichnung iſt vortrefflich, die Engel haben ſehr angenehme Koͤpfe. Die Gewaͤnder ſind etwas trocken, die Farbe aber iſt kraͤftig. Auswendig uͤber der Thuͤre iſt eine Ma- donna hinter Glas. Man giebt ſie fuͤr des Do- menichino Arbeit aus. Das vorgeſetzte Glas ver- hindert 84) Hr. D. Volkmann S. 635. Titi S. 29. Dritter Theil. X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/345
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/345>, abgerufen am 21.11.2024.