hindert die Wahrheit dieser Angabe zu beurtheilen. Mir schien sie unrichtig. Ich vermuthe vielmehr, daß diese Madonna diejenige sey, welche Vasari als hier befindlich, dem Leonardo da Vinci unter vielen Lobeserhebungen beilegt. Ich habe wenigstens kein anderes Bild mit dieser Vorstellung hier finden können.
In der äussern Halle hat Domenichino drei Gemählde al Fresco gemahlt. Sie schei- nen schön zu seyn, aber sie sind dergestalt durch das Glas, womit man sie bedeckt hat, verfinstert, daß man kein zuverläßiges Urtheil darüber fällen kann.
Das erste stellt die Taufe des heil. Hiero- nymus vor. Die Zusammensetzung ist vernünftig, und der Ausdruck vorzüglich in den Catechumenen unvergleichlich. Man erkennet von diesem Bilde noch mehr als von den übrigen.
Das zweite stellet die Züchtigung dieses Heiligen vor, die er darüber erlitt, daß er den Cicero gelesen hatte. Was man davon sieht, zeigt schöne Köpfe und einen guten Ausdruck.
In dem dritten sieht man eben diesen Hei- ligen, wie er nach langen Fasten, in einer Ein- öde in den Himmel entzückt wird. Der Aus- druck in dem Heiligen scheint etwas kleinlicht.
In dem Hofe sind Mahlereien von Giu- seppe d' Arpino, die, wenn sie gleich manierirt, und aus dem Gedächtniße gemahlt, dennoch nicht ohne alles Verdienst sind.
Kirche
Anmerkungen
hindert die Wahrheit dieſer Angabe zu beurtheilen. Mir ſchien ſie unrichtig. Ich vermuthe vielmehr, daß dieſe Madonna diejenige ſey, welche Vaſari als hier befindlich, dem Leonardo da Vinci unter vielen Lobeserhebungen beilegt. Ich habe wenigſtens kein anderes Bild mit dieſer Vorſtellung hier finden koͤnnen.
In der aͤuſſern Halle hat Domenichino drei Gemaͤhlde al Freſco gemahlt. Sie ſchei- nen ſchoͤn zu ſeyn, aber ſie ſind dergeſtalt durch das Glas, womit man ſie bedeckt hat, verfinſtert, daß man kein zuverlaͤßiges Urtheil daruͤber faͤllen kann.
Das erſte ſtellt die Taufe des heil. Hiero- nymus vor. Die Zuſammenſetzung iſt vernuͤnftig, und der Ausdruck vorzuͤglich in den Catechumenen unvergleichlich. Man erkennet von dieſem Bilde noch mehr als von den uͤbrigen.
Das zweite ſtellet die Zuͤchtigung dieſes Heiligen vor, die er daruͤber erlitt, daß er den Cicero geleſen hatte. Was man davon ſieht, zeigt ſchoͤne Koͤpfe und einen guten Ausdruck.
In dem dritten ſieht man eben dieſen Hei- ligen, wie er nach langen Faſten, in einer Ein- oͤde in den Himmel entzuͤckt wird. Der Aus- druck in dem Heiligen ſcheint etwas kleinlicht.
In dem Hofe ſind Mahlereien von Giu- ſeppe d’ Arpino, die, wenn ſie gleich manierirt, und aus dem Gedaͤchtniße gemahlt, dennoch nicht ohne alles Verdienſt ſind.
Kirche
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Anmerkungen
hindert die Wahrheit dieſer Angabe zu beurtheilen.
Mir ſchien ſie unrichtig. Ich vermuthe vielmehr,
daß dieſe Madonna diejenige ſey, welche Vaſari als
hier befindlich, dem Leonardo da Vinci unter vielen
Lobeserhebungen beilegt. Ich habe wenigſtens
kein anderes Bild mit dieſer Vorſtellung hier finden
koͤnnen.
In der aͤuſſern Halle hat Domenichino
drei Gemaͤhlde al Freſco gemahlt. Sie ſchei-
nen ſchoͤn zu ſeyn, aber ſie ſind dergeſtalt durch das
Glas, womit man ſie bedeckt hat, verfinſtert, daß
man kein zuverlaͤßiges Urtheil daruͤber faͤllen kann.
Das erſte ſtellt die Taufe des heil. Hiero-
nymus vor. Die Zuſammenſetzung iſt vernuͤnftig,
und der Ausdruck vorzuͤglich in den Catechumenen
unvergleichlich. Man erkennet von dieſem Bilde
noch mehr als von den uͤbrigen.
Das zweite ſtellet die Zuͤchtigung dieſes
Heiligen vor, die er daruͤber erlitt, daß er den
Cicero geleſen hatte. Was man davon ſieht,
zeigt ſchoͤne Koͤpfe und einen guten Ausdruck.
In dem dritten ſieht man eben dieſen Hei-
ligen, wie er nach langen Faſten, in einer Ein-
oͤde in den Himmel entzuͤckt wird. Der Aus-
druck in dem Heiligen ſcheint etwas kleinlicht.
In dem Hofe ſind Mahlereien von Giu-
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alles Verdienſt ſind.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/346>, abgerufen am 16.07.2024.
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