Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Pallast Giustiniani.

So endige ich denn eine Untersuchung, die mir
in meinem philosophisch schwärmerischen Jahrhun-
derte, wo man so gern denken will, wo man nur
fühlen sollte, und so gern fühlen will, wo man nur
denken sollte, ein Wort zu seiner Zeit gesagt zu seyn
geschienen hat.

Ich gehe nun zur eigentlichen Beschreibung der
Kunstwerke in diesem Pallaste über, zu deren billi-
gen Beurtheilung ich den Liebhaber in etwas vorbe-
reitet zu haben glaube.


Beschrei-
bung des
Pallasts
Giustiniani.

In dem Hofe des Pallasts Giustiniani
sieht man mehrere Basreliefs in die äußeren
Wände des Hauses eingemauert.
Sie verdie-
nen in der schon oft angegebenen Rücksicht Aufmerk-
samkeit.

Auch sieht man hier in Nischen einige colossa-
lische Köpfe
von großem Charakter.


In dem Vorplatze des Hauses.

Eine weibliche gut bekleidete Figur.

Eine Hygea. Die Idee ist besser als die
Ausführung.

Auf
auf er sich unter andern beruft, sind so wenig
Skizzen, als das verhüllte Haupt Agamemnons
in dem Gemählde des Timanthes. Zu weit her-
geholte und getriebene Analogien sind von jeher
dem Wesen der bildenden Künste und schönen Wis-
senschaften äußerst gefährlich gewesen.
Pallaſt Giuſtiniani.

So endige ich denn eine Unterſuchung, die mir
in meinem philoſophiſch ſchwaͤrmeriſchen Jahrhun-
derte, wo man ſo gern denken will, wo man nur
fuͤhlen ſollte, und ſo gern fuͤhlen will, wo man nur
denken ſollte, ein Wort zu ſeiner Zeit geſagt zu ſeyn
geſchienen hat.

Ich gehe nun zur eigentlichen Beſchreibung der
Kunſtwerke in dieſem Pallaſte uͤber, zu deren billi-
gen Beurtheilung ich den Liebhaber in etwas vorbe-
reitet zu haben glaube.


Beſchrei-
bung des
Pallaſts
Giuſtiniani.

In dem Hofe des Pallaſts Giuſtiniani
ſieht man mehrere Basreliefs in die aͤußeren
Waͤnde des Hauſes eingemauert.
Sie verdie-
nen in der ſchon oft angegebenen Ruͤckſicht Aufmerk-
ſamkeit.

Auch ſieht man hier in Niſchen einige coloſſa-
liſche Koͤpfe
von großem Charakter.


In dem Vorplatze des Hauſes.

Eine weibliche gut bekleidete Figur.

Eine Hygea. Die Idee iſt beſſer als die
Ausfuͤhrung.

Auf
auf er ſich unter andern beruft, ſind ſo wenig
Skizzen, als das verhuͤllte Haupt Agamemnons
in dem Gemaͤhlde des Timanthes. Zu weit her-
geholte und getriebene Analogien ſind von jeher
dem Weſen der bildenden Kuͤnſte und ſchoͤnen Wiſ-
ſenſchaften aͤußerſt gefaͤhrlich geweſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0058" n="34"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Palla&#x017F;t Giu&#x017F;tiniani.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>So endige ich denn eine Unter&#x017F;uchung, die mir<lb/>
in meinem philo&#x017F;ophi&#x017F;ch &#x017F;chwa&#x0364;rmeri&#x017F;chen Jahrhun-<lb/>
derte, wo man &#x017F;o gern denken will, wo man nur<lb/>
fu&#x0364;hlen &#x017F;ollte, und &#x017F;o gern fu&#x0364;hlen will, wo man nur<lb/>
denken &#x017F;ollte, ein Wort zu &#x017F;einer Zeit ge&#x017F;agt zu &#x017F;eyn<lb/>
ge&#x017F;chienen hat.</p><lb/>
        <p>Ich gehe nun zur eigentlichen Be&#x017F;chreibung der<lb/>
Kun&#x017F;twerke in die&#x017F;em Palla&#x017F;te u&#x0364;ber, zu deren billi-<lb/>
gen Beurtheilung ich den Liebhaber in etwas vorbe-<lb/>
reitet zu haben glaube.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <note place="left">Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung des<lb/>
Palla&#x017F;ts<lb/>
Giu&#x017F;tiniani.</note>
        <p><hi rendition="#fr">In dem Hofe des Palla&#x017F;ts Giu&#x017F;tiniani<lb/>
&#x017F;ieht man mehrere Basreliefs in die a&#x0364;ußeren<lb/>
Wa&#x0364;nde des Hau&#x017F;es eingemauert.</hi> Sie verdie-<lb/>
nen in der &#x017F;chon oft angegebenen Ru&#x0364;ck&#x017F;icht Aufmerk-<lb/>
&#x017F;amkeit.</p><lb/>
        <p>Auch &#x017F;ieht man hier in Ni&#x017F;chen <hi rendition="#fr">einige colo&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
li&#x017F;che Ko&#x0364;pfe</hi> von großem Charakter.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">In dem Vorplatze des Hau&#x017F;es.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Eine weibliche gut bekleidete Figur.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Eine Hygea.</hi> Die Idee i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er als die<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Auf</hi> </fw><lb/>
          <note xml:id="note-0058" prev="#note-0057" place="foot" n="5)">auf er &#x017F;ich unter andern beruft, &#x017F;ind &#x017F;o wenig<lb/>
Skizzen, als das verhu&#x0364;llte Haupt Agamemnons<lb/>
in dem Gema&#x0364;hlde des Timanthes. Zu weit her-<lb/>
geholte und getriebene Analogien &#x017F;ind von jeher<lb/>
dem We&#x017F;en der bildenden Ku&#x0364;n&#x017F;te und &#x017F;cho&#x0364;nen Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaften a&#x0364;ußer&#x017F;t gefa&#x0364;hrlich gewe&#x017F;en.</note>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0058] Pallaſt Giuſtiniani. So endige ich denn eine Unterſuchung, die mir in meinem philoſophiſch ſchwaͤrmeriſchen Jahrhun- derte, wo man ſo gern denken will, wo man nur fuͤhlen ſollte, und ſo gern fuͤhlen will, wo man nur denken ſollte, ein Wort zu ſeiner Zeit geſagt zu ſeyn geſchienen hat. Ich gehe nun zur eigentlichen Beſchreibung der Kunſtwerke in dieſem Pallaſte uͤber, zu deren billi- gen Beurtheilung ich den Liebhaber in etwas vorbe- reitet zu haben glaube. In dem Hofe des Pallaſts Giuſtiniani ſieht man mehrere Basreliefs in die aͤußeren Waͤnde des Hauſes eingemauert. Sie verdie- nen in der ſchon oft angegebenen Ruͤckſicht Aufmerk- ſamkeit. Auch ſieht man hier in Niſchen einige coloſſa- liſche Koͤpfe von großem Charakter. In dem Vorplatze des Hauſes. Eine weibliche gut bekleidete Figur. Eine Hygea. Die Idee iſt beſſer als die Ausfuͤhrung. Auf 5) 5) auf er ſich unter andern beruft, ſind ſo wenig Skizzen, als das verhuͤllte Haupt Agamemnons in dem Gemaͤhlde des Timanthes. Zu weit her- geholte und getriebene Analogien ſind von jeher dem Weſen der bildenden Kuͤnſte und ſchoͤnen Wiſ- ſenſchaften aͤußerſt gefaͤhrlich geweſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/58
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/58>, abgerufen am 24.11.2024.