Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Es ist ein großer Irrthum, - ein Irrthum, der bisher alle unsere Untersuchungen über die Natur des Unterschiedes zwischen dem Erhabenen und Anmuthigen gehemmt hat, - wenn wir die Verschiedenheit der Geschlechter und ihren gegenseitigen Zug zu einander bloß auf dasjenige Verhältniß eingeschränkt haben, worin sich lebendige Creaturen gegenseitig befinden. Vielleicht können schon leblose Körper in diesem Verhältnisse von Geschlechtsverschiedenheit, und mittelst derselben in einer genaueren Verwandschaft mit einander stehen!

Doch, der Beweis dieses Satzes liegt hier außer den Grenzen meines Zwecks. Offenbar aber stehen schon leblose Körper, welche durch sinnliche Eindrücke auf uns wirken, mit der Reitzbarkeit unserer Sinnenorgane in dem doppelten Verhältnisse der Geschlechtsverwandschaft und des Gleichartigen; und dieser Satz wird mir bereits wichtig genug, um den Beweis davon in der Folge zu übernehmen.

Es ist ein großer Irrthum, - ein Irrthum, der bisher der Untersuchung über die Natur des Unterschiedes zwischen Freundschaft und Geschlechtsliebe sehr im Wege gestanden hat, - wenn wir die Geschlechtsverschiedenheit unter den Menschen in dem Verhältnisse derjenigen Personen gegen einander ausschliessend aufgesucht haben, welche durch Körperverbindung zur Fortpflanzung der Gattung beytragen können, und ihrer äußern Bildung nach als geschickt dazu erscheinen. Oft trägt diejenige Person, welche allgemeinen äußern

daß wir ihren Lehrer nicht verstanden haben. Kurz, ohne die Untersuchung anzustellen, die ich zu unternehmen im Begriff bin, kann man viel Schönes über die Liebe dichten, aber man kann nicht darüber philosophieren.

Es ist ein großer Irrthum, – ein Irrthum, der bisher alle unsere Untersuchungen über die Natur des Unterschiedes zwischen dem Erhabenen und Anmuthigen gehemmt hat, – wenn wir die Verschiedenheit der Geschlechter und ihren gegenseitigen Zug zu einander bloß auf dasjenige Verhältniß eingeschränkt haben, worin sich lebendige Creaturen gegenseitig befinden. Vielleicht können schon leblose Körper in diesem Verhältnisse von Geschlechtsverschiedenheit, und mittelst derselben in einer genaueren Verwandschaft mit einander stehen!

Doch, der Beweis dieses Satzes liegt hier außer den Grenzen meines Zwecks. Offenbar aber stehen schon leblose Körper, welche durch sinnliche Eindrücke auf uns wirken, mit der Reitzbarkeit unserer Sinnenorgane in dem doppelten Verhältnisse der Geschlechtsverwandschaft und des Gleichartigen; und dieser Satz wird mir bereits wichtig genug, um den Beweis davon in der Folge zu übernehmen.

Es ist ein großer Irrthum, – ein Irrthum, der bisher der Untersuchung über die Natur des Unterschiedes zwischen Freundschaft und Geschlechtsliebe sehr im Wege gestanden hat, – wenn wir die Geschlechtsverschiedenheit unter den Menschen in dem Verhältnisse derjenigen Personen gegen einander ausschliessend aufgesucht haben, welche durch Körperverbindung zur Fortpflanzung der Gattung beytragen können, und ihrer äußern Bildung nach als geschickt dazu erscheinen. Oft trägt diejenige Person, welche allgemeinen äußern

daß wir ihren Lehrer nicht verstanden haben. Kurz, ohne die Untersuchung anzustellen, die ich zu unternehmen im Begriff bin, kann man viel Schönes über die Liebe dichten, aber man kann nicht darüber philosophieren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0114" n="114"/>
          <p>Es ist ein großer Irrthum, &#x2013; ein Irrthum, der bisher alle unsere Untersuchungen über die Natur des Unterschiedes zwischen dem Erhabenen und Anmuthigen gehemmt hat, &#x2013; wenn wir die Verschiedenheit der Geschlechter und ihren gegenseitigen Zug zu einander bloß auf dasjenige Verhältniß eingeschränkt haben, worin sich lebendige Creaturen gegenseitig befinden. Vielleicht können schon leblose Körper in diesem Verhältnisse von Geschlechtsverschiedenheit, und mittelst derselben in einer genaueren Verwandschaft mit einander stehen!</p>
          <p>Doch, der Beweis dieses Satzes liegt hier außer den Grenzen meines Zwecks. Offenbar aber stehen schon leblose Körper, welche durch sinnliche Eindrücke auf uns wirken, mit der Reitzbarkeit unserer Sinnenorgane in dem doppelten Verhältnisse der Geschlechtsverwandschaft und des Gleichartigen; und dieser Satz wird mir bereits wichtig genug, um den Beweis davon in der Folge zu übernehmen.</p>
          <p>Es ist ein großer Irrthum, &#x2013; ein Irrthum, der bisher der Untersuchung über die Natur des Unterschiedes zwischen Freundschaft und Geschlechtsliebe sehr im Wege gestanden hat, &#x2013; wenn wir die Geschlechtsverschiedenheit unter den Menschen in dem Verhältnisse derjenigen Personen gegen einander <hi rendition="#g">ausschliessend</hi> aufgesucht haben, welche durch Körperverbindung zur Fortpflanzung der Gattung beytragen können, und ihrer äußern Bildung nach als geschickt dazu erscheinen. Oft trägt diejenige Person, welche allgemeinen äußern                              <note xml:id="note-0114" prev="note-0113" place="foot" n="*)">daß wir ihren Lehrer nicht verstanden haben. Kurz, ohne die Untersuchung anzustellen, die ich zu unternehmen im Begriff bin, kann man viel Schönes über die Liebe dichten, aber man kann nicht darüber philosophieren.</note>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0114] Es ist ein großer Irrthum, – ein Irrthum, der bisher alle unsere Untersuchungen über die Natur des Unterschiedes zwischen dem Erhabenen und Anmuthigen gehemmt hat, – wenn wir die Verschiedenheit der Geschlechter und ihren gegenseitigen Zug zu einander bloß auf dasjenige Verhältniß eingeschränkt haben, worin sich lebendige Creaturen gegenseitig befinden. Vielleicht können schon leblose Körper in diesem Verhältnisse von Geschlechtsverschiedenheit, und mittelst derselben in einer genaueren Verwandschaft mit einander stehen! Doch, der Beweis dieses Satzes liegt hier außer den Grenzen meines Zwecks. Offenbar aber stehen schon leblose Körper, welche durch sinnliche Eindrücke auf uns wirken, mit der Reitzbarkeit unserer Sinnenorgane in dem doppelten Verhältnisse der Geschlechtsverwandschaft und des Gleichartigen; und dieser Satz wird mir bereits wichtig genug, um den Beweis davon in der Folge zu übernehmen. Es ist ein großer Irrthum, – ein Irrthum, der bisher der Untersuchung über die Natur des Unterschiedes zwischen Freundschaft und Geschlechtsliebe sehr im Wege gestanden hat, – wenn wir die Geschlechtsverschiedenheit unter den Menschen in dem Verhältnisse derjenigen Personen gegen einander ausschliessend aufgesucht haben, welche durch Körperverbindung zur Fortpflanzung der Gattung beytragen können, und ihrer äußern Bildung nach als geschickt dazu erscheinen. Oft trägt diejenige Person, welche allgemeinen äußern *) *) daß wir ihren Lehrer nicht verstanden haben. Kurz, ohne die Untersuchung anzustellen, die ich zu unternehmen im Begriff bin, kann man viel Schönes über die Liebe dichten, aber man kann nicht darüber philosophieren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/114
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/114>, abgerufen am 19.05.2024.