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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

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Kennzeichen nach zu den Frauenspersonen gerechnet wird, mehr männliche Anlagen an sich, als diejenige, welche man im gemeinen Leben zu den Mannspersonen zählt; und eben diese Verwechselung tritt oft bey unserm Geschlechte ein.

Mehr. Es ist falsch, daß nur die Körper eine Geschlechtsverschiedenheit zeigen, und vermöge derselben nach Verbindung streben! Nein! auch Seelen fühlen den Zug der Geschlechtsverwandschaft zu einander, und diejenige Zärtlichkeit, welche darauf beruht, ist weit verschieden von der Freundschaft zweyer Seelen von ähnlichen Geschlechtsanlagen.

Es ist falsch, es ist nicht wahr, daß der ursprünglichen Bestimmung der Natur nach die Triebe nach Körperverbindung sich nur auf solche Körper richten, welche in der Vereinigung mit einander zur Fortpflanzung geschickt sind. - Es ist nicht wahr, daß die Regsamkeit dieser Triebe allemahl an äußern Erscheinungen am Körper wahrgenommen werde, und daß der Zweck und die Begünstigung derselben in derjenigen Handlung bestehe, welche als die letzte Ursach jener Fortpflanzung der Gattung angesehen wird.

Wie wichtig sind alle diese Behauptungen zur wahren Bestimmung der Geschlechtsliebe und ihrer verschiedenen Modificationen, je nachdem Triebe des Körpers oder der Seele darin prädominieren! Wie wichtig zur Wegräumung so manchen Mißgriffs, der sich in die Erörterungen über Begeisterung und Schwärmerey für Schönheit und Vollkommenheit an todten, lebenden und übersinnlichen Gegenständen eingeschlichen hat!

O! daß bey meinen folgenden Untersuchungen die Unbestimmtheit der Begriffe des großen Haufens, oder

Kennzeichen nach zu den Frauenspersonen gerechnet wird, mehr männliche Anlagen an sich, als diejenige, welche man im gemeinen Leben zu den Mannspersonen zählt; und eben diese Verwechselung tritt oft bey unserm Geschlechte ein.

Mehr. Es ist falsch, daß nur die Körper eine Geschlechtsverschiedenheit zeigen, und vermöge derselben nach Verbindung streben! Nein! auch Seelen fühlen den Zug der Geschlechtsverwandschaft zu einander, und diejenige Zärtlichkeit, welche darauf beruht, ist weit verschieden von der Freundschaft zweyer Seelen von ähnlichen Geschlechtsanlagen.

Es ist falsch, es ist nicht wahr, daß der ursprünglichen Bestimmung der Natur nach die Triebe nach Körperverbindung sich nur auf solche Körper richten, welche in der Vereinigung mit einander zur Fortpflanzung geschickt sind. – Es ist nicht wahr, daß die Regsamkeit dieser Triebe allemahl an äußern Erscheinungen am Körper wahrgenommen werde, und daß der Zweck und die Begünstigung derselben in derjenigen Handlung bestehe, welche als die letzte Ursach jener Fortpflanzung der Gattung angesehen wird.

Wie wichtig sind alle diese Behauptungen zur wahren Bestimmung der Geschlechtsliebe und ihrer verschiedenen Modificationen, je nachdem Triebe des Körpers oder der Seele darin prädominieren! Wie wichtig zur Wegräumung so manchen Mißgriffs, der sich in die Erörterungen über Begeisterung und Schwärmerey für Schönheit und Vollkommenheit an todten, lebenden und übersinnlichen Gegenständen eingeschlichen hat!

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[115/0115] Kennzeichen nach zu den Frauenspersonen gerechnet wird, mehr männliche Anlagen an sich, als diejenige, welche man im gemeinen Leben zu den Mannspersonen zählt; und eben diese Verwechselung tritt oft bey unserm Geschlechte ein. Mehr. Es ist falsch, daß nur die Körper eine Geschlechtsverschiedenheit zeigen, und vermöge derselben nach Verbindung streben! Nein! auch Seelen fühlen den Zug der Geschlechtsverwandschaft zu einander, und diejenige Zärtlichkeit, welche darauf beruht, ist weit verschieden von der Freundschaft zweyer Seelen von ähnlichen Geschlechtsanlagen. Es ist falsch, es ist nicht wahr, daß der ursprünglichen Bestimmung der Natur nach die Triebe nach Körperverbindung sich nur auf solche Körper richten, welche in der Vereinigung mit einander zur Fortpflanzung geschickt sind. – Es ist nicht wahr, daß die Regsamkeit dieser Triebe allemahl an äußern Erscheinungen am Körper wahrgenommen werde, und daß der Zweck und die Begünstigung derselben in derjenigen Handlung bestehe, welche als die letzte Ursach jener Fortpflanzung der Gattung angesehen wird. Wie wichtig sind alle diese Behauptungen zur wahren Bestimmung der Geschlechtsliebe und ihrer verschiedenen Modificationen, je nachdem Triebe des Körpers oder der Seele darin prädominieren! Wie wichtig zur Wegräumung so manchen Mißgriffs, der sich in die Erörterungen über Begeisterung und Schwärmerey für Schönheit und Vollkommenheit an todten, lebenden und übersinnlichen Gegenständen eingeschlichen hat! O! daß bey meinen folgenden Untersuchungen die Unbestimmtheit der Begriffe des großen Haufens, oder

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/115>, abgerufen am 21.11.2024.