Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.die falsche Richtung, welche die Bemühungen seiner Wegweiser genommen haben, die Armuth der Sprache, und die Rücksicht auf die Forderungen des Anstandes mir nicht zu viele Hindernisse in den Weg gelegt hätten! Wie schwer ist mir die Wahl des Ausdrucks geworden! Wie sorgsam habe ich gesucht, mich an bekannte Worte zu halten, welche das wahre Verhältniß der Sache wenigstens im Ganzen bezeichneten, und mir nur die Mühe übrig ließen, allgemeine Wahrnehmungen auf bestimmte Begriffe zurückzuführen! Aber wie selten hat mir dieß gelingen können! Ich habe mich nach langjährigen Bemühungen endlich doch begnügen müssen, eigene Bewegungen für neuentwickelte Begriffe zu erschaffen; zufrieden, nur durch eine gewisse Verwandschaft zwischen bekannten Nahmen und dem wahren Gehalt der Dinge der Aufmerksamkeit und dem Gedächtniß zu Hülfe zu kommen! Zweytes Kapitel. Vorläufige Bezeichnung der Geschlechtsverschiedenheit und des Gleichartigen, so wie der Sympathien, die darauf beruhen, um der Aufmerksamkeit bey der ferneren Untersuchung zu Hülfe zu kommen. Die Begriffe von demjenigen, was Geschlecht, was Verschiedenheit des Geschlechts, was Hang zum Geschlechte heißt, sind, besonders nach allen Mißverständnissen die sich in diese Materie eingeschlichen haben, so schwer zu fassen, daß ich mir jedes Mittel erlauben darf, wodurch ich der Deutlichkeit näher zu treten, und der Aufmerksamkeit meiner Leser eine bestimmtere Richtung zu geben hoffen kann. die falsche Richtung, welche die Bemühungen seiner Wegweiser genommen haben, die Armuth der Sprache, und die Rücksicht auf die Forderungen des Anstandes mir nicht zu viele Hindernisse in den Weg gelegt hätten! Wie schwer ist mir die Wahl des Ausdrucks geworden! Wie sorgsam habe ich gesucht, mich an bekannte Worte zu halten, welche das wahre Verhältniß der Sache wenigstens im Ganzen bezeichneten, und mir nur die Mühe übrig ließen, allgemeine Wahrnehmungen auf bestimmte Begriffe zurückzuführen! Aber wie selten hat mir dieß gelingen können! Ich habe mich nach langjährigen Bemühungen endlich doch begnügen müssen, eigene Bewegungen für neuentwickelte Begriffe zu erschaffen; zufrieden, nur durch eine gewisse Verwandschaft zwischen bekannten Nahmen und dem wahren Gehalt der Dinge der Aufmerksamkeit und dem Gedächtniß zu Hülfe zu kommen! Zweytes Kapitel. Vorläufige Bezeichnung der Geschlechtsverschiedenheit und des Gleichartigen, so wie der Sympathien, die darauf beruhen, um der Aufmerksamkeit bey der ferneren Untersuchung zu Hülfe zu kommen. Die Begriffe von demjenigen, was Geschlecht, was Verschiedenheit des Geschlechts, was Hang zum Geschlechte heißt, sind, besonders nach allen Mißverständnissen die sich in diese Materie eingeschlichen haben, so schwer zu fassen, daß ich mir jedes Mittel erlauben darf, wodurch ich der Deutlichkeit näher zu treten, und der Aufmerksamkeit meiner Leser eine bestimmtere Richtung zu geben hoffen kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0116" n="116"/> die falsche Richtung, welche die Bemühungen seiner Wegweiser genommen haben, die Armuth der Sprache, und die Rücksicht auf die Forderungen des Anstandes mir nicht zu viele Hindernisse in den Weg gelegt hätten! Wie schwer ist mir die Wahl des Ausdrucks geworden! Wie sorgsam habe ich gesucht, mich an bekannte Worte zu halten, welche das wahre Verhältniß der Sache wenigstens im Ganzen bezeichneten, und mir nur die Mühe übrig ließen, allgemeine Wahrnehmungen auf bestimmte Begriffe zurückzuführen! Aber wie selten hat mir dieß gelingen können! Ich habe mich nach langjährigen Bemühungen endlich doch begnügen müssen, eigene Bewegungen für neuentwickelte Begriffe zu erschaffen; zufrieden, nur durch eine gewisse Verwandschaft zwischen bekannten Nahmen und dem wahren Gehalt der Dinge der Aufmerksamkeit und dem Gedächtniß zu Hülfe zu kommen!</p> </div> <div n="2"> <head>Zweytes Kapitel.<lb/></head> <p> <hi rendition="#fr">Vorläufige Bezeichnung der Geschlechtsverschiedenheit und des Gleichartigen, so wie der Sympathien, die darauf beruhen, um der Aufmerksamkeit bey der ferneren Untersuchung zu Hülfe zu kommen.</hi> </p> <p>Die Begriffe von demjenigen, was Geschlecht, was Verschiedenheit des Geschlechts, was Hang zum Geschlechte heißt, sind, besonders nach allen Mißverständnissen die sich in diese Materie eingeschlichen haben, so schwer zu fassen, daß ich mir jedes Mittel erlauben darf, wodurch ich der Deutlichkeit näher zu treten, und der Aufmerksamkeit meiner Leser eine bestimmtere Richtung zu geben hoffen kann.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0116]
die falsche Richtung, welche die Bemühungen seiner Wegweiser genommen haben, die Armuth der Sprache, und die Rücksicht auf die Forderungen des Anstandes mir nicht zu viele Hindernisse in den Weg gelegt hätten! Wie schwer ist mir die Wahl des Ausdrucks geworden! Wie sorgsam habe ich gesucht, mich an bekannte Worte zu halten, welche das wahre Verhältniß der Sache wenigstens im Ganzen bezeichneten, und mir nur die Mühe übrig ließen, allgemeine Wahrnehmungen auf bestimmte Begriffe zurückzuführen! Aber wie selten hat mir dieß gelingen können! Ich habe mich nach langjährigen Bemühungen endlich doch begnügen müssen, eigene Bewegungen für neuentwickelte Begriffe zu erschaffen; zufrieden, nur durch eine gewisse Verwandschaft zwischen bekannten Nahmen und dem wahren Gehalt der Dinge der Aufmerksamkeit und dem Gedächtniß zu Hülfe zu kommen!
Zweytes Kapitel.
Vorläufige Bezeichnung der Geschlechtsverschiedenheit und des Gleichartigen, so wie der Sympathien, die darauf beruhen, um der Aufmerksamkeit bey der ferneren Untersuchung zu Hülfe zu kommen.
Die Begriffe von demjenigen, was Geschlecht, was Verschiedenheit des Geschlechts, was Hang zum Geschlechte heißt, sind, besonders nach allen Mißverständnissen die sich in diese Materie eingeschlichen haben, so schwer zu fassen, daß ich mir jedes Mittel erlauben darf, wodurch ich der Deutlichkeit näher zu treten, und der Aufmerksamkeit meiner Leser eine bestimmtere Richtung zu geben hoffen kann.
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Zitationshilfe: | Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/116>, abgerufen am 16.02.2025. |