Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

pikante Salze auf unsre Geruchsorgane machen, mit dem des Rosendufts, und beyde wieder mit dem gewisser wohlriechenden Oehle und Specereyen vergleichen.



Also giebt es unstreitig eine dreyfache Schwingung, in welche die Sensibilität unserer Sinnenorgane versetzt werden, und die dreyfache Wollustgefühle hervorbringen kann: reine Spannung, reine Zärtelung, und eine dritte höhere und bindendere, die aus einer Vermischung oder Vermählung der beyden ersten entsteht. Ich nenne die letzte: üppige Gefühle.

Da ich hier meine Aufmerksamkeit bloß auf diejenige Modification unserer Sinnlichkeit richte, die ich im ersten Buche körperliche Sympathie genannt habe; so will ich mich hier auch bloß auf die nähere Bestimmung derjenigen spannenden, zärtelnden und üppigen Gefühle einlassen, wobey wir ein Zusammenafficiertwerden, entweder eine Theilung des nehmlichen Zustandes mit dem belebten Körper, oder wenigstens eine Uebereinstimmung unsers Zustandes mit der Lage des neben uns bestehenden unbelebten Körpers beachten.

Ich werde jetzt zeigen, daß die rein spannenden und rein zärtelnden Wollustgefühle der Sympathie mit dem Gleichartigen; - die üppigen aber der Geschlechtssympathie angehören.

Die zweyfache Reitzungsart der Sensibilität unserer Organe, *) gespannt und gezärtelt zu werden, setzt nothwendig

*) Empfindungsvermögen, Nervenkraft, Reitzbarkeit der Organe. Vergleiche Iths Versuch einer Anthropologie. Plattners neue Anthropologie. Sömmering vom Seelenorgan. Plouquet Skizze der Lehre der menschlichen Natur. Ich habe

pikante Salze auf unsre Geruchsorgane machen, mit dem des Rosendufts, und beyde wieder mit dem gewisser wohlriechenden Oehle und Specereyen vergleichen.



Also giebt es unstreitig eine dreyfache Schwingung, in welche die Sensibilität unserer Sinnenorgane versetzt werden, und die dreyfache Wollustgefühle hervorbringen kann: reine Spannung, reine Zärtelung, und eine dritte höhere und bindendere, die aus einer Vermischung oder Vermählung der beyden ersten entsteht. Ich nenne die letzte: üppige Gefühle.

Da ich hier meine Aufmerksamkeit bloß auf diejenige Modification unserer Sinnlichkeit richte, die ich im ersten Buche körperliche Sympathie genannt habe; so will ich mich hier auch bloß auf die nähere Bestimmung derjenigen spannenden, zärtelnden und üppigen Gefühle einlassen, wobey wir ein Zusammenafficiertwerden, entweder eine Theilung des nehmlichen Zustandes mit dem belebten Körper, oder wenigstens eine Uebereinstimmung unsers Zustandes mit der Lage des neben uns bestehenden unbelebten Körpers beachten.

Ich werde jetzt zeigen, daß die rein spannenden und rein zärtelnden Wollustgefühle der Sympathie mit dem Gleichartigen; – die üppigen aber der Geschlechtssympathie angehören.

Die zweyfache Reitzungsart der Sensibilität unserer Organe, *) gespannt und gezärtelt zu werden, setzt nothwendig

*) Empfindungsvermögen, Nervenkraft, Reitzbarkeit der Organe. Vergleiche Iths Versuch einer Anthropologie. Plattners neue Anthropologie. Sömmering vom Seelenorgan. Plouquet Skizze der Lehre der menschlichen Natur. Ich habe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0127" n="127"/>
pikante Salze auf unsre Geruchsorgane machen, mit <hi rendition="#g">dem</hi> des Rosendufts, und beyde wieder mit <hi rendition="#g">dem</hi> gewisser wohlriechenden Oehle und Specereyen vergleichen.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p>Also giebt es unstreitig eine dreyfache Schwingung, in welche die Sensibilität unserer Sinnenorgane versetzt werden, und die dreyfache Wollustgefühle hervorbringen kann: <hi rendition="#g">reine Spannung</hi>, <hi rendition="#g">reine Zärtelung</hi>, und eine dritte höhere und bindendere, die aus einer Vermischung oder Vermählung der beyden ersten entsteht. Ich nenne die letzte: <hi rendition="#g">üppige Gefühle</hi>.</p>
            <p>Da ich hier meine Aufmerksamkeit bloß auf diejenige Modification unserer Sinnlichkeit richte, die ich im ersten Buche <hi rendition="#g">körperliche Sympathie</hi> genannt habe; so will ich mich hier auch bloß auf die nähere Bestimmung derjenigen spannenden, zärtelnden und üppigen Gefühle einlassen, wobey wir ein Zusammenafficiertwerden, entweder eine Theilung des nehmlichen Zustandes mit dem belebten Körper, oder wenigstens eine Uebereinstimmung unsers Zustandes mit der Lage des neben uns bestehenden unbelebten Körpers beachten.</p>
            <p>Ich werde jetzt zeigen, daß die rein spannenden und rein zärtelnden Wollustgefühle der Sympathie mit dem Gleichartigen; &#x2013; die üppigen aber der Geschlechtssympathie angehören.</p>
            <p>Die zweyfache Reitzungsart der Sensibilität unserer Organe, <note xml:id="note-0127" next="note-0128" place="foot" n="*)">Empfindungsvermögen, Nervenkraft, Reitzbarkeit der Organe. Vergleiche Iths Versuch einer Anthropologie. Plattners neue Anthropologie. Sömmering vom Seelenorgan. Plouquet Skizze der Lehre der menschlichen Natur. Ich habe</note> gespannt und gezärtelt zu werden, setzt nothwendig
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0127] pikante Salze auf unsre Geruchsorgane machen, mit dem des Rosendufts, und beyde wieder mit dem gewisser wohlriechenden Oehle und Specereyen vergleichen. Also giebt es unstreitig eine dreyfache Schwingung, in welche die Sensibilität unserer Sinnenorgane versetzt werden, und die dreyfache Wollustgefühle hervorbringen kann: reine Spannung, reine Zärtelung, und eine dritte höhere und bindendere, die aus einer Vermischung oder Vermählung der beyden ersten entsteht. Ich nenne die letzte: üppige Gefühle. Da ich hier meine Aufmerksamkeit bloß auf diejenige Modification unserer Sinnlichkeit richte, die ich im ersten Buche körperliche Sympathie genannt habe; so will ich mich hier auch bloß auf die nähere Bestimmung derjenigen spannenden, zärtelnden und üppigen Gefühle einlassen, wobey wir ein Zusammenafficiertwerden, entweder eine Theilung des nehmlichen Zustandes mit dem belebten Körper, oder wenigstens eine Uebereinstimmung unsers Zustandes mit der Lage des neben uns bestehenden unbelebten Körpers beachten. Ich werde jetzt zeigen, daß die rein spannenden und rein zärtelnden Wollustgefühle der Sympathie mit dem Gleichartigen; – die üppigen aber der Geschlechtssympathie angehören. Die zweyfache Reitzungsart der Sensibilität unserer Organe, *) gespannt und gezärtelt zu werden, setzt nothwendig *) Empfindungsvermögen, Nervenkraft, Reitzbarkeit der Organe. Vergleiche Iths Versuch einer Anthropologie. Plattners neue Anthropologie. Sömmering vom Seelenorgan. Plouquet Skizze der Lehre der menschlichen Natur. Ich habe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/127
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/127>, abgerufen am 09.11.2024.