Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.Das allgemeinste, das wirksamste aller Gefühle gibt den Stoff zu meinem Buche her: er muß die Aufmerksamkeit des Publikums an sich ziehen. Aber bey der Behandlung ist auf das Interesse seines größeren Haufens nicht gerechnet. Ich habe nicht für eine vorübergehende Unterhaltung geschrieben. Ich habe nicht das Herz durch dunkle Rührungen reitzen, oder die Einbildungskraft durch Bilder des Außerordentlichen entflammen wollen. Ich habe gesucht, Ideen und Ausdrücke, die in der Philosophie des gemeinen Lebens im Umlaufe sind, näher zu bestimmen; den Genuß des geselligen Lebens durch Aussichten auf Veredlung und Verschönerung der Liebe zu erhöhen, aber ihn zugleich durch weise Beschränkung unserer Ansprüche auf dasjenige, was unsere wirklichen Verhältnisse zulassen, dauernder zu erhalten. Dieses ernsteren Charakters meines Werks ungeachtet werde ich zuweilen mit Wärme reden. Wer Das allgemeinste, das wirksamste aller Gefühle gibt den Stoff zu meinem Buche her: er muß die Aufmerksamkeit des Publikums an sich ziehen. Aber bey der Behandlung ist auf das Interesse seines größeren Haufens nicht gerechnet. Ich habe nicht für eine vorübergehende Unterhaltung geschrieben. Ich habe nicht das Herz durch dunkle Rührungen reitzen, oder die Einbildungskraft durch Bilder des Außerordentlichen entflammen wollen. Ich habe gesucht, Ideen und Ausdrücke, die in der Philosophie des gemeinen Lebens im Umlaufe sind, näher zu bestimmen; den Genuß des geselligen Lebens durch Aussichten auf Veredlung und Verschönerung der Liebe zu erhöhen, aber ihn zugleich durch weise Beschränkung unserer Ansprüche auf dasjenige, was unsere wirklichen Verhältnisse zulassen, dauernder zu erhalten. Dieses ernsteren Charakters meines Werks ungeachtet werde ich zuweilen mit Wärme reden. Wer <TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <p>Das allgemeinste, das wirksamste aller Gefühle gibt den Stoff zu meinem Buche her: er muß die Aufmerksamkeit des Publikums an sich ziehen. Aber bey der Behandlung ist auf das Interesse seines größeren Haufens nicht gerechnet.</p> <p>Ich habe nicht für eine vorübergehende Unterhaltung geschrieben. Ich habe nicht das Herz durch dunkle Rührungen reitzen, oder die Einbildungskraft durch Bilder des Außerordentlichen entflammen wollen. Ich habe gesucht, Ideen und Ausdrücke, die in der Philosophie des gemeinen Lebens im Umlaufe sind, näher zu bestimmen; den Genuß des geselligen Lebens durch Aussichten auf Veredlung und Verschönerung der Liebe zu erhöhen, aber ihn zugleich durch weise Beschränkung unserer Ansprüche auf dasjenige, was unsere wirklichen Verhältnisse zulassen, dauernder zu erhalten.</p> <p>Dieses ernsteren Charakters meines Werks ungeachtet werde ich zuweilen mit Wärme reden. Wer </p> </div> </front> </text> </TEI> [4/0004]
Das allgemeinste, das wirksamste aller Gefühle gibt den Stoff zu meinem Buche her: er muß die Aufmerksamkeit des Publikums an sich ziehen. Aber bey der Behandlung ist auf das Interesse seines größeren Haufens nicht gerechnet.
Ich habe nicht für eine vorübergehende Unterhaltung geschrieben. Ich habe nicht das Herz durch dunkle Rührungen reitzen, oder die Einbildungskraft durch Bilder des Außerordentlichen entflammen wollen. Ich habe gesucht, Ideen und Ausdrücke, die in der Philosophie des gemeinen Lebens im Umlaufe sind, näher zu bestimmen; den Genuß des geselligen Lebens durch Aussichten auf Veredlung und Verschönerung der Liebe zu erhöhen, aber ihn zugleich durch weise Beschränkung unserer Ansprüche auf dasjenige, was unsere wirklichen Verhältnisse zulassen, dauernder zu erhalten.
Dieses ernsteren Charakters meines Werks ungeachtet werde ich zuweilen mit Wärme reden. Wer
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