Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.redet immer kalt von Liebe? - Daß Schwärmerey von meinem Herzen fern bleibe! Ein bescheidener, gesenkter Blick auf die Dürre meiner Untersuchungen wird mich zuweilen nach einem schmückenden Gewande greifen lassen; - daß seine Falten nicht die Formen verstecken, die es nur bekleiden soll! Eine gründliche Erörterung nicht ohne Reitz der Einkleidung zu liefern, ist die Aufgabe, die ich mir bey Ausarbeitung dieser Schrift vor Augen gestellt habe. Ich habe dabey auf die Beurtheilung einer Classe von Lesern gerechnet, die ihren Geschmack so wie ihr Herz gebildet, und ihren Geist zum Nachdenken über moralische Verhältnisse gewöhnt hat. Sollte dieß engere Publikum mir seinen Beyfall versagen; - O Venus Urania! so laß mir den Trost, daß die Wenigen, die mein Herz ganz kennen, die vollendete Lesung dieses Buchs mit einem redet immer kalt von Liebe? – Daß Schwärmerey von meinem Herzen fern bleibe! Ein bescheidener, gesenkter Blick auf die Dürre meiner Untersuchungen wird mich zuweilen nach einem schmückenden Gewande greifen lassen; – daß seine Falten nicht die Formen verstecken, die es nur bekleiden soll! Eine gründliche Erörterung nicht ohne Reitz der Einkleidung zu liefern, ist die Aufgabe, die ich mir bey Ausarbeitung dieser Schrift vor Augen gestellt habe. Ich habe dabey auf die Beurtheilung einer Classe von Lesern gerechnet, die ihren Geschmack so wie ihr Herz gebildet, und ihren Geist zum Nachdenken über moralische Verhältnisse gewöhnt hat. Sollte dieß engere Publikum mir seinen Beyfall versagen; – O Venus Urania! so laß mir den Trost, daß die Wenigen, die mein Herz ganz kennen, die vollendete Lesung dieses Buchs mit einem <TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/> redet immer kalt von Liebe? – Daß Schwärmerey von meinem Herzen fern bleibe!</p> <p>Ein bescheidener, gesenkter Blick auf die Dürre meiner Untersuchungen wird mich zuweilen nach einem schmückenden Gewande greifen lassen; – daß seine Falten nicht die Formen verstecken, die es nur bekleiden soll!</p> <p>Eine gründliche Erörterung nicht ohne Reitz der Einkleidung zu liefern, ist die Aufgabe, die ich mir bey Ausarbeitung dieser Schrift vor Augen gestellt habe. Ich habe dabey auf die Beurtheilung einer Classe von Lesern gerechnet, die ihren Geschmack so wie ihr Herz gebildet, und ihren Geist zum Nachdenken über moralische Verhältnisse gewöhnt hat.</p> <p>Sollte dieß engere Publikum mir seinen Beyfall versagen; – O Venus Urania! so laß mir den Trost, daß die Wenigen, die mein Herz ganz kennen, die vollendete Lesung dieses Buchs mit einem </p> </div> </front> </text> </TEI> [5/0005]
redet immer kalt von Liebe? – Daß Schwärmerey von meinem Herzen fern bleibe!
Ein bescheidener, gesenkter Blick auf die Dürre meiner Untersuchungen wird mich zuweilen nach einem schmückenden Gewande greifen lassen; – daß seine Falten nicht die Formen verstecken, die es nur bekleiden soll!
Eine gründliche Erörterung nicht ohne Reitz der Einkleidung zu liefern, ist die Aufgabe, die ich mir bey Ausarbeitung dieser Schrift vor Augen gestellt habe. Ich habe dabey auf die Beurtheilung einer Classe von Lesern gerechnet, die ihren Geschmack so wie ihr Herz gebildet, und ihren Geist zum Nachdenken über moralische Verhältnisse gewöhnt hat.
Sollte dieß engere Publikum mir seinen Beyfall versagen; – O Venus Urania! so laß mir den Trost, daß die Wenigen, die mein Herz ganz kennen, die vollendete Lesung dieses Buchs mit einem
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