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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

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schlecht erloschener Begierden für Wesen, unter den häßlichsten Formen gedacht, zu hellen Flammen hat anzünden, und sie mit Bildern körperlich gelungener Vereinigung hintergehen können.

Aber diese zufällige, und mittelbare Aufreitzung der körperlichen Geschlechtssympathie mag mit nichten als unbedingter Grund, oder als unbedingte Folge jeder Begeisterung, sollte diese auch bis zur Besessenheit fortschreiten, angesehen werden.

Die Böhme, die Swedenborg, die Spangenberg, so mancher andere grübelnde Schwärmer, die sich mit Gott und Christo vereinigt, alles in ihnen zu seyn wähnten, - diese Personen haben ihre Niederwürfigkeit gegen das vollkommenste Wesen als die größten aller Sünder, aber zugleich ihre Annäherung zu ihnen als auserwählte Gnadenkinder gefühlt; - sie haben der Geschlechtssympathie der Seelen gehuldigt. Allein, daß körperliche Geschlechtssympathie mitgewirkt habe, ist nicht allein völlig unerwiesen, sondern auch, nach ihrem ganzen Charakter zu urtheilen, höchst unwahrscheinlich.

Die Bilder, unter denen sich diese Personen die immaterielle Schönheit und Vollkommenheit dachten, haben viel Spielendes und Kindisches an sich; aber sie sind gar nicht von der Art, um durch ihre Formen Ueppigkeit oder Lüsternheit zu erregen. Z. B. Die Form des Dreyecks, oder der Strom des Lebens, das Lamm Gottes, u. s. w. Gesetzt aber, daß die körperliche Geschlechtssympathie bey so ungünstigen Veranlassungen mitgewirkt haben sollte; so scheint sie doch keinesweges gröbere Symptome bey ihnen hervorgebracht zu haben.

Es giebt andere Arten von Begeisterungen, fürs Vaterland, für Gegenstände der Ruhm - und Habsucht,

schlecht erloschener Begierden für Wesen, unter den häßlichsten Formen gedacht, zu hellen Flammen hat anzünden, und sie mit Bildern körperlich gelungener Vereinigung hintergehen können.

Aber diese zufällige, und mittelbare Aufreitzung der körperlichen Geschlechtssympathie mag mit nichten als unbedingter Grund, oder als unbedingte Folge jeder Begeisterung, sollte diese auch bis zur Besessenheit fortschreiten, angesehen werden.

Die Böhme, die Swedenborg, die Spangenberg, so mancher andere grübelnde Schwärmer, die sich mit Gott und Christo vereinigt, alles in ihnen zu seyn wähnten, – diese Personen haben ihre Niederwürfigkeit gegen das vollkommenste Wesen als die größten aller Sünder, aber zugleich ihre Annäherung zu ihnen als auserwählte Gnadenkinder gefühlt; – sie haben der Geschlechtssympathie der Seelen gehuldigt. Allein, daß körperliche Geschlechtssympathie mitgewirkt habe, ist nicht allein völlig unerwiesen, sondern auch, nach ihrem ganzen Charakter zu urtheilen, höchst unwahrscheinlich.

Die Bilder, unter denen sich diese Personen die immaterielle Schönheit und Vollkommenheit dachten, haben viel Spielendes und Kindisches an sich; aber sie sind gar nicht von der Art, um durch ihre Formen Ueppigkeit oder Lüsternheit zu erregen. Z. B. Die Form des Dreyecks, oder der Strom des Lebens, das Lamm Gottes, u. s. w. Gesetzt aber, daß die körperliche Geschlechtssympathie bey so ungünstigen Veranlassungen mitgewirkt haben sollte; so scheint sie doch keinesweges gröbere Symptome bey ihnen hervorgebracht zu haben.

Es giebt andere Arten von Begeisterungen, fürs Vaterland, für Gegenstände der Ruhm - und Habsucht,

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[138/0138] schlecht erloschener Begierden für Wesen, unter den häßlichsten Formen gedacht, zu hellen Flammen hat anzünden, und sie mit Bildern körperlich gelungener Vereinigung hintergehen können. Aber diese zufällige, und mittelbare Aufreitzung der körperlichen Geschlechtssympathie mag mit nichten als unbedingter Grund, oder als unbedingte Folge jeder Begeisterung, sollte diese auch bis zur Besessenheit fortschreiten, angesehen werden. Die Böhme, die Swedenborg, die Spangenberg, so mancher andere grübelnde Schwärmer, die sich mit Gott und Christo vereinigt, alles in ihnen zu seyn wähnten, – diese Personen haben ihre Niederwürfigkeit gegen das vollkommenste Wesen als die größten aller Sünder, aber zugleich ihre Annäherung zu ihnen als auserwählte Gnadenkinder gefühlt; – sie haben der Geschlechtssympathie der Seelen gehuldigt. Allein, daß körperliche Geschlechtssympathie mitgewirkt habe, ist nicht allein völlig unerwiesen, sondern auch, nach ihrem ganzen Charakter zu urtheilen, höchst unwahrscheinlich. Die Bilder, unter denen sich diese Personen die immaterielle Schönheit und Vollkommenheit dachten, haben viel Spielendes und Kindisches an sich; aber sie sind gar nicht von der Art, um durch ihre Formen Ueppigkeit oder Lüsternheit zu erregen. Z. B. Die Form des Dreyecks, oder der Strom des Lebens, das Lamm Gottes, u. s. w. Gesetzt aber, daß die körperliche Geschlechtssympathie bey so ungünstigen Veranlassungen mitgewirkt haben sollte; so scheint sie doch keinesweges gröbere Symptome bey ihnen hervorgebracht zu haben. Es giebt andere Arten von Begeisterungen, fürs Vaterland, für Gegenstände der Ruhm - und Habsucht,

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/138>, abgerufen am 21.11.2024.