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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

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unser Herz, und wissen uns oft zu ihrem Glauben mit sich fortzureißen, wenn sie uns auch nicht durch wirkliche Erfahrungen überzeugen. Wer kann die Geschichte Philemons und Baucis anhören, die am Abend ihrer Tage keine andere Belohnung für ihre Tugenden, von den Göttern zu erflehen wußten, als die Wohlthat, zusammen zu sterben, ohne von dem Gefühle ihrer Möglichkeit und Wahrheit, so wie von denen des Edeln und des Schönen durchdrungen zu werden.

Für uns, die wir von dem Begriffe der Liebe jenes bloße Streben nach Befriedigung körperlicher oder auch geistiger Geschlechtssympathie, alle jene Verhältnisse, die sich auf Lüsternheit, Eitelkeit, gesellige Belustigungssucht, u. s. w. gründen, sorgfältig abgesondert haben; für uns, sage ich, kann die Beantwortung der Frage, ob Dauer zum Wesen der Liebe gehöre, so zweifelhaft nicht seyn. Wir nennen nur diejenigen Verbindungen mit diesem Nahmen, die auf dem Gefühle zärtlicher oder leidenschaftlicher Anhänglichkeit beruhen, und es versteht sich von selbst, daß diese über den Zeitraum einiger Tage und Wochen hinausreichen müssen.

Allein daraus folgt keinesweges, daß diejenige Liebe, die nach dem Verlauf einiger Monate und Jahre geendigt wird, keine wahre, wenigstens keine edle Liebe gewesen sey. Der Zustand, in dem wir uns während dieser Zeit befunden haben, kann allerdings als ein Abschnitt aus der Geschichte unsers Lebens angesehen werden, der, für sich betrachtet, ein Ganzes ausmacht, auf welches Begriffe von Wahrheit, Zweckmäßigkeit, Vollkommenheit, Adel und Schönheit zutreffen. Inzwischen gehört es doch unstreitig zur Veredlung dieser Liebe, wenn ihre Dauer verlängert wird, und wenn Zeit und Veränderung

unser Herz, und wissen uns oft zu ihrem Glauben mit sich fortzureißen, wenn sie uns auch nicht durch wirkliche Erfahrungen überzeugen. Wer kann die Geschichte Philemons und Baucis anhören, die am Abend ihrer Tage keine andere Belohnung für ihre Tugenden, von den Göttern zu erflehen wußten, als die Wohlthat, zusammen zu sterben, ohne von dem Gefühle ihrer Möglichkeit und Wahrheit, so wie von denen des Edeln und des Schönen durchdrungen zu werden.

Für uns, die wir von dem Begriffe der Liebe jenes bloße Streben nach Befriedigung körperlicher oder auch geistiger Geschlechtssympathie, alle jene Verhältnisse, die sich auf Lüsternheit, Eitelkeit, gesellige Belustigungssucht, u. s. w. gründen, sorgfältig abgesondert haben; für uns, sage ich, kann die Beantwortung der Frage, ob Dauer zum Wesen der Liebe gehöre, so zweifelhaft nicht seyn. Wir nennen nur diejenigen Verbindungen mit diesem Nahmen, die auf dem Gefühle zärtlicher oder leidenschaftlicher Anhänglichkeit beruhen, und es versteht sich von selbst, daß diese über den Zeitraum einiger Tage und Wochen hinausreichen müssen.

Allein daraus folgt keinesweges, daß diejenige Liebe, die nach dem Verlauf einiger Monate und Jahre geendigt wird, keine wahre, wenigstens keine edle Liebe gewesen sey. Der Zustand, in dem wir uns während dieser Zeit befunden haben, kann allerdings als ein Abschnitt aus der Geschichte unsers Lebens angesehen werden, der, für sich betrachtet, ein Ganzes ausmacht, auf welches Begriffe von Wahrheit, Zweckmäßigkeit, Vollkommenheit, Adel und Schönheit zutreffen. Inzwischen gehört es doch unstreitig zur Veredlung dieser Liebe, wenn ihre Dauer verlängert wird, und wenn Zeit und Veränderung

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[343/0343] unser Herz, und wissen uns oft zu ihrem Glauben mit sich fortzureißen, wenn sie uns auch nicht durch wirkliche Erfahrungen überzeugen. Wer kann die Geschichte Philemons und Baucis anhören, die am Abend ihrer Tage keine andere Belohnung für ihre Tugenden, von den Göttern zu erflehen wußten, als die Wohlthat, zusammen zu sterben, ohne von dem Gefühle ihrer Möglichkeit und Wahrheit, so wie von denen des Edeln und des Schönen durchdrungen zu werden. Für uns, die wir von dem Begriffe der Liebe jenes bloße Streben nach Befriedigung körperlicher oder auch geistiger Geschlechtssympathie, alle jene Verhältnisse, die sich auf Lüsternheit, Eitelkeit, gesellige Belustigungssucht, u. s. w. gründen, sorgfältig abgesondert haben; für uns, sage ich, kann die Beantwortung der Frage, ob Dauer zum Wesen der Liebe gehöre, so zweifelhaft nicht seyn. Wir nennen nur diejenigen Verbindungen mit diesem Nahmen, die auf dem Gefühle zärtlicher oder leidenschaftlicher Anhänglichkeit beruhen, und es versteht sich von selbst, daß diese über den Zeitraum einiger Tage und Wochen hinausreichen müssen. Allein daraus folgt keinesweges, daß diejenige Liebe, die nach dem Verlauf einiger Monate und Jahre geendigt wird, keine wahre, wenigstens keine edle Liebe gewesen sey. Der Zustand, in dem wir uns während dieser Zeit befunden haben, kann allerdings als ein Abschnitt aus der Geschichte unsers Lebens angesehen werden, der, für sich betrachtet, ein Ganzes ausmacht, auf welches Begriffe von Wahrheit, Zweckmäßigkeit, Vollkommenheit, Adel und Schönheit zutreffen. Inzwischen gehört es doch unstreitig zur Veredlung dieser Liebe, wenn ihre Dauer verlängert wird, und wenn Zeit und Veränderung

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/343>, abgerufen am 22.11.2024.