Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.der äußeren Verhältnisse die schönste Neigung des edelsten Wesens in uns nicht schwächen. Alter und lange Fortdauer haben schon an sich durch ihre genaue Verwandschaft mit unsern Lieblingstrieben nach langem Leben und Unsterblichkeit ein hohes Anrecht darauf, uns in eine unbestimmte, aber wohlgefällige Rührung zu versetzen. Diese Ideen erhalten einen erhöheten Reitz, wenn der Gegenstand, der sie erweckt, an sich vergänglich zu seyn pflegt, und durch sein langes Bestehen Bilder des Seltenen und Ausgezeichneten erweckt. Wie interessieren uns nicht die zerbrechlichen Eyer, und die leicht zu verwischenden Kohlenstriche, die sich zu Pompeji seit Jahrtausenden erhalten haben! Welch einen höheren Anspruch auf Wohlgefälligkeit für den Beschauungshang bekommt aber das Unzerstörbare durch das Gefühl der innern Kraft, welche dabey zum Grunde liegt, der innern Vortrefflichkeit, der äußeren Nutzbarkeit! Dauernde Liebe führt auf die edelsten Neigungen, auf die schönsten Vorzüge des menschlichen Geistes und Herzens zurück. Festigkeit, Muth, Standhaftigkeit, Erhebung über Zeit und Schicksal, werden hier auf mannigfaltige Art bewährt. Dauernde Liebe befördert das häusliche Glück jener Ehen, die zum Anstande, zur Ehrbarkeit der Sitten, so wie zum Wohl des Bürgers so viel beytragen. Sie erleichtert und verlängert endlich die Sorgfalt der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder. Und so erscheint eine Liebe die den Rest unsers Lebens hindurch dauert nicht bloß interessant und schön; sie ist auch schätzbar in Beziehung auf das gemeine Beste! der äußeren Verhältnisse die schönste Neigung des edelsten Wesens in uns nicht schwächen. Alter und lange Fortdauer haben schon an sich durch ihre genaue Verwandschaft mit unsern Lieblingstrieben nach langem Leben und Unsterblichkeit ein hohes Anrecht darauf, uns in eine unbestimmte, aber wohlgefällige Rührung zu versetzen. Diese Ideen erhalten einen erhöheten Reitz, wenn der Gegenstand, der sie erweckt, an sich vergänglich zu seyn pflegt, und durch sein langes Bestehen Bilder des Seltenen und Ausgezeichneten erweckt. Wie interessieren uns nicht die zerbrechlichen Eyer, und die leicht zu verwischenden Kohlenstriche, die sich zu Pompeji seit Jahrtausenden erhalten haben! Welch einen höheren Anspruch auf Wohlgefälligkeit für den Beschauungshang bekommt aber das Unzerstörbare durch das Gefühl der innern Kraft, welche dabey zum Grunde liegt, der innern Vortrefflichkeit, der äußeren Nutzbarkeit! Dauernde Liebe führt auf die edelsten Neigungen, auf die schönsten Vorzüge des menschlichen Geistes und Herzens zurück. Festigkeit, Muth, Standhaftigkeit, Erhebung über Zeit und Schicksal, werden hier auf mannigfaltige Art bewährt. Dauernde Liebe befördert das häusliche Glück jener Ehen, die zum Anstande, zur Ehrbarkeit der Sitten, so wie zum Wohl des Bürgers so viel beytragen. Sie erleichtert und verlängert endlich die Sorgfalt der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder. Und so erscheint eine Liebe die den Rest unsers Lebens hindurch dauert nicht bloß interessant und schön; sie ist auch schätzbar in Beziehung auf das gemeine Beste! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0344" n="344"/> der äußeren Verhältnisse die schönste Neigung des edelsten Wesens in uns nicht schwächen.</p> <p>Alter und lange Fortdauer haben schon an sich durch ihre genaue Verwandschaft mit unsern Lieblingstrieben nach langem Leben und Unsterblichkeit ein hohes Anrecht darauf, uns in eine unbestimmte, aber wohlgefällige Rührung zu versetzen. Diese Ideen erhalten einen erhöheten Reitz, wenn der Gegenstand, der sie erweckt, an sich vergänglich zu seyn pflegt, und durch sein langes Bestehen Bilder des Seltenen und Ausgezeichneten erweckt. Wie interessieren uns nicht die zerbrechlichen Eyer, und die leicht zu verwischenden Kohlenstriche, die sich zu Pompeji seit Jahrtausenden erhalten haben! Welch einen höheren Anspruch auf Wohlgefälligkeit für den Beschauungshang bekommt aber das Unzerstörbare durch das Gefühl der innern Kraft, welche dabey zum Grunde liegt, der innern Vortrefflichkeit, der äußeren Nutzbarkeit! Dauernde Liebe führt auf die edelsten Neigungen, auf die schönsten Vorzüge des menschlichen Geistes und Herzens zurück. Festigkeit, Muth, Standhaftigkeit, Erhebung über Zeit und Schicksal, werden hier auf mannigfaltige Art bewährt. Dauernde Liebe befördert das häusliche Glück jener Ehen, die zum Anstande, zur Ehrbarkeit der Sitten, so wie zum Wohl des Bürgers so viel beytragen. Sie erleichtert und verlängert endlich die Sorgfalt der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder. Und so erscheint eine Liebe die den Rest unsers Lebens hindurch dauert nicht bloß interessant und schön; sie ist auch schätzbar in Beziehung auf das gemeine Beste!</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [344/0344]
der äußeren Verhältnisse die schönste Neigung des edelsten Wesens in uns nicht schwächen.
Alter und lange Fortdauer haben schon an sich durch ihre genaue Verwandschaft mit unsern Lieblingstrieben nach langem Leben und Unsterblichkeit ein hohes Anrecht darauf, uns in eine unbestimmte, aber wohlgefällige Rührung zu versetzen. Diese Ideen erhalten einen erhöheten Reitz, wenn der Gegenstand, der sie erweckt, an sich vergänglich zu seyn pflegt, und durch sein langes Bestehen Bilder des Seltenen und Ausgezeichneten erweckt. Wie interessieren uns nicht die zerbrechlichen Eyer, und die leicht zu verwischenden Kohlenstriche, die sich zu Pompeji seit Jahrtausenden erhalten haben! Welch einen höheren Anspruch auf Wohlgefälligkeit für den Beschauungshang bekommt aber das Unzerstörbare durch das Gefühl der innern Kraft, welche dabey zum Grunde liegt, der innern Vortrefflichkeit, der äußeren Nutzbarkeit! Dauernde Liebe führt auf die edelsten Neigungen, auf die schönsten Vorzüge des menschlichen Geistes und Herzens zurück. Festigkeit, Muth, Standhaftigkeit, Erhebung über Zeit und Schicksal, werden hier auf mannigfaltige Art bewährt. Dauernde Liebe befördert das häusliche Glück jener Ehen, die zum Anstande, zur Ehrbarkeit der Sitten, so wie zum Wohl des Bürgers so viel beytragen. Sie erleichtert und verlängert endlich die Sorgfalt der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder. Und so erscheint eine Liebe die den Rest unsers Lebens hindurch dauert nicht bloß interessant und schön; sie ist auch schätzbar in Beziehung auf das gemeine Beste!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |