Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils erste Abtheilung: Aeltere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.Zwar wünscht sie, wie sie sagt, dir einzig zu gefallen; Doch strebt sie heimlich noch nach eines Andern Blick. O laß des Jünglings Herz in Liebe für sie wallen, Und gönn' ihr diese Nacht das längst gehoffte Glück! Du knüpfst den schönsten Bund. Vor allen Erdensöhnen Ist er nur ihrer Huld, wie sie der seinen werth. Es eile Beyder Wunsch Gott Amor selbst zu krönen, Und blitze Zorn auf den, der den Verein erschwert! Sieh, Göttin, süßer Duft steigt auf zu deinen Höhen! Was säumst du? Schweb herab, und leihe mir dein Ohr! Besorgt heißt dieß und das mich meine Mutter flehen, Doch andre Wünsche trägt Sulpicia dir vor. Sie brennt so licht und hell, wie dieses Opfer lodert, Und wünschet dieser Glut nie, Göttin, zu entfliehn. Nur ihn, für den sie brennt, (dieß ist es, was sie fodert,) Nur ihn laß ewig auch in gleichen Flammen glühn! Ist es möglich, diese Worte zu lesen, ohne das Bild der Liebe unter der Form des schlauesten, feinsten, und für Phantasie und Herz reitzendsten Wesens zu fassen? Zwar wünscht sie, wie sie sagt, dir einzig zu gefallen; Doch strebt sie heimlich noch nach eines Andern Blick. O laß des Jünglings Herz in Liebe für sie wallen, Und gönn’ ihr diese Nacht das längst gehoffte Glück! Du knüpfst den schönsten Bund. Vor allen Erdensöhnen Ist er nur ihrer Huld, wie sie der seinen werth. Es eile Beyder Wunsch Gott Amor selbst zu krönen, Und blitze Zorn auf den, der den Verein erschwert! Sieh, Göttin, süßer Duft steigt auf zu deinen Höhen! Was säumst du? Schweb herab, und leihe mir dein Ohr! Besorgt heißt dieß und das mich meine Mutter flehen, Doch andre Wünsche trägt Sulpicia dir vor. Sie brennt so licht und hell, wie dieses Opfer lodert, Und wünschet dieser Glut nie, Göttin, zu entfliehn. Nur ihn, für den sie brennt, (dieß ist es, was sie fodert,) Nur ihn laß ewig auch in gleichen Flammen glühn! Ist es möglich, diese Worte zu lesen, ohne das Bild der Liebe unter der Form des schlauesten, feinsten, und für Phantasie und Herz reitzendsten Wesens zu fassen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0330" n="330"/> <l>Zwar wünscht sie, wie sie sagt, dir einzig zu gefallen;<lb/></l> <l>Doch strebt sie heimlich noch nach eines Andern Blick.<lb/></l> <l>O laß des Jünglings Herz in Liebe für sie wallen,<lb/></l> <l>Und gönn’ ihr diese Nacht das längst gehoffte Glück!<lb/></l> <l>Du knüpfst den schönsten Bund. Vor allen Erdensöhnen<lb/></l> <l>Ist er nur ihrer Huld, wie sie der seinen werth.<lb/></l> <l>Es eile Beyder Wunsch Gott Amor selbst zu krönen,<lb/></l> <l>Und blitze Zorn auf den, der den Verein erschwert!<lb/></l> <l>Sieh, Göttin, süßer Duft steigt auf zu deinen Höhen!<lb/></l> <l>Was säumst du? Schweb herab, und leihe mir dein Ohr!<lb/></l> <l>Besorgt heißt dieß und das mich meine Mutter flehen,<lb/></l> <l>Doch andre Wünsche trägt Sulpicia dir vor.<lb/></l> <l>Sie brennt so licht und hell, wie dieses Opfer lodert,<lb/></l> <l>Und wünschet dieser Glut nie, Göttin, zu entfliehn.<lb/></l> <l>Nur ihn, für den sie brennt, (dieß ist es, was sie fodert,)<lb/></l> <l>Nur ihn laß ewig auch in gleichen Flammen glühn!<lb/></l> </lg> <p>Ist es möglich, diese Worte zu lesen, ohne das Bild der Liebe unter der Form des schlauesten, feinsten, und für Phantasie und Herz reitzendsten Wesens zu fassen?</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [330/0330]
Zwar wünscht sie, wie sie sagt, dir einzig zu gefallen;
Doch strebt sie heimlich noch nach eines Andern Blick.
O laß des Jünglings Herz in Liebe für sie wallen,
Und gönn’ ihr diese Nacht das längst gehoffte Glück!
Du knüpfst den schönsten Bund. Vor allen Erdensöhnen
Ist er nur ihrer Huld, wie sie der seinen werth.
Es eile Beyder Wunsch Gott Amor selbst zu krönen,
Und blitze Zorn auf den, der den Verein erschwert!
Sieh, Göttin, süßer Duft steigt auf zu deinen Höhen!
Was säumst du? Schweb herab, und leihe mir dein Ohr!
Besorgt heißt dieß und das mich meine Mutter flehen,
Doch andre Wünsche trägt Sulpicia dir vor.
Sie brennt so licht und hell, wie dieses Opfer lodert,
Und wünschet dieser Glut nie, Göttin, zu entfliehn.
Nur ihn, für den sie brennt, (dieß ist es, was sie fodert,)
Nur ihn laß ewig auch in gleichen Flammen glühn!
Ist es möglich, diese Worte zu lesen, ohne das Bild der Liebe unter der Form des schlauesten, feinsten, und für Phantasie und Herz reitzendsten Wesens zu fassen?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |