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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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ehemahligen Courteoisie, von dem Maurisch-Spanischen Bombast, von dem sentimentalisch witzigen Schimmer der Italiäner ging mit in die neue gesellige Organisation und ihren Styl über, und klebt noch jetzt daran mit unvertilgbaren Spuren. Allein im Ganzen nähern sich doch diese Zeiten der Natur und der Vernunft.

Diese Stimmung hat nun besonders auch auf das Betragen gegen das Frauenzimmer, auf die Achtung und Gefälligkeit eingewirkt, die man ihm im weiteren geselligen Verkehre bewies. Die excentrischen Ideen von seiner Superiorität über unser Geschlecht, und die davon abhängende Niederwürfigkeit vor ihm haben nachgelassen. Das zärtere Geschlecht hat immer mehr gelernt, den wahren Gehalt der Huldigungen, die ihm dargebracht werden, zu wägen. Es hat sich nicht mehr mit dem äußern Scheine einer Verehrung begnügt, die eben darum beleidigend seyn mußte, weil sie den Stempel der Unverschämtheit, einer Lüge, oder einer Aufwallung von Lüsternheit an sich trug. Es hat gleiche Ansprüche auf Menschenwerth mit dem unsrigen, und solche Aufmerksamkeiten verlangt, die keine Herabwürdigung der Dame zu schönen Kindern oder zu eitlen Werkzeugen des Vergnügens verrathen. Von dieser Zeit an ist es eine Kunst geworden, zu loben, ohne in den Fehler der Schalheit und des Abentheuerlichen, oder in den Verdacht verwegener Wünsche zu fallen.

Inzwischen ist in die Urbanität gegen das Frauenzimmer gleichfalls vieles von der alten Courteoisie übergegangen; d. h. vieles, was nach einem richtigen Urtheil über das Wahre und Schöne im geselligen

ehemahligen Courteoisie, von dem Maurisch-Spanischen Bombast, von dem sentimentalisch witzigen Schimmer der Italiäner ging mit in die neue gesellige Organisation und ihren Styl über, und klebt noch jetzt daran mit unvertilgbaren Spuren. Allein im Ganzen nähern sich doch diese Zeiten der Natur und der Vernunft.

Diese Stimmung hat nun besonders auch auf das Betragen gegen das Frauenzimmer, auf die Achtung und Gefälligkeit eingewirkt, die man ihm im weiteren geselligen Verkehre bewies. Die excentrischen Ideen von seiner Superiorität über unser Geschlecht, und die davon abhängende Niederwürfigkeit vor ihm haben nachgelassen. Das zärtere Geschlecht hat immer mehr gelernt, den wahren Gehalt der Huldigungen, die ihm dargebracht werden, zu wägen. Es hat sich nicht mehr mit dem äußern Scheine einer Verehrung begnügt, die eben darum beleidigend seyn mußte, weil sie den Stempel der Unverschämtheit, einer Lüge, oder einer Aufwallung von Lüsternheit an sich trug. Es hat gleiche Ansprüche auf Menschenwerth mit dem unsrigen, und solche Aufmerksamkeiten verlangt, die keine Herabwürdigung der Dame zu schönen Kindern oder zu eitlen Werkzeugen des Vergnügens verrathen. Von dieser Zeit an ist es eine Kunst geworden, zu loben, ohne in den Fehler der Schalheit und des Abentheuerlichen, oder in den Verdacht verwegener Wünsche zu fallen.

Inzwischen ist in die Urbanität gegen das Frauenzimmer gleichfalls vieles von der alten Courteoisie übergegangen; d. h. vieles, was nach einem richtigen Urtheil über das Wahre und Schöne im geselligen

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[273/0273] ehemahligen Courteoisie, von dem Maurisch-Spanischen Bombast, von dem sentimentalisch witzigen Schimmer der Italiäner ging mit in die neue gesellige Organisation und ihren Styl über, und klebt noch jetzt daran mit unvertilgbaren Spuren. Allein im Ganzen nähern sich doch diese Zeiten der Natur und der Vernunft. Diese Stimmung hat nun besonders auch auf das Betragen gegen das Frauenzimmer, auf die Achtung und Gefälligkeit eingewirkt, die man ihm im weiteren geselligen Verkehre bewies. Die excentrischen Ideen von seiner Superiorität über unser Geschlecht, und die davon abhängende Niederwürfigkeit vor ihm haben nachgelassen. Das zärtere Geschlecht hat immer mehr gelernt, den wahren Gehalt der Huldigungen, die ihm dargebracht werden, zu wägen. Es hat sich nicht mehr mit dem äußern Scheine einer Verehrung begnügt, die eben darum beleidigend seyn mußte, weil sie den Stempel der Unverschämtheit, einer Lüge, oder einer Aufwallung von Lüsternheit an sich trug. Es hat gleiche Ansprüche auf Menschenwerth mit dem unsrigen, und solche Aufmerksamkeiten verlangt, die keine Herabwürdigung der Dame zu schönen Kindern oder zu eitlen Werkzeugen des Vergnügens verrathen. Von dieser Zeit an ist es eine Kunst geworden, zu loben, ohne in den Fehler der Schalheit und des Abentheuerlichen, oder in den Verdacht verwegener Wünsche zu fallen. Inzwischen ist in die Urbanität gegen das Frauenzimmer gleichfalls vieles von der alten Courteoisie übergegangen; d. h. vieles, was nach einem richtigen Urtheil über das Wahre und Schöne im geselligen

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/273>, abgerufen am 22.11.2024.