Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.unwürdig behandelt. Mir ist sogar von einer Dame versichert worden, daß man sie bey den Haaren im Zimmer herumgeschleppt habe. Wird sie dagegen ihrer Seits beleidigt, so geht auch die Zärtlichste wüthend auf den Beleidiger los, und schlägt ihn braun und blau im Gesicht. Zuweilen wird eine Dame ihrer ersten Wahl überdrüssig, wirft ihre Neigung auf einen andern Gegenstand, und wünscht diesen mit jenem zu vertauschen. Seine Eitelkeit wird aber durch seine Verbindung zu sehr geschmeichelt, als daß er solche aufzugeben bereitwillig seyn sollte. Unter den geringern Ständen giebt dieses zu Ermordungen Anlaß, die in Spanien häufig sind: aber unter Höhern ist der Dolch längst verbannt. Der erste Besitzer behauptet, wenn er anders Muth hat, seinen Platz, und die Dame darf ihm den Abschied nicht geben, aus Furcht, ein Zweykampf könnte für den Liebling ihres Herzens unglücklich ablaufen. Bey diesen Händeln kommt der Ehemann gar nicht in Betrachtung: es ist so gut, als wäre er gar nicht vorhanden." unwürdig behandelt. Mir ist sogar von einer Dame versichert worden, daß man sie bey den Haaren im Zimmer herumgeschleppt habe. Wird sie dagegen ihrer Seits beleidigt, so geht auch die Zärtlichste wüthend auf den Beleidiger los, und schlägt ihn braun und blau im Gesicht. Zuweilen wird eine Dame ihrer ersten Wahl überdrüssig, wirft ihre Neigung auf einen andern Gegenstand, und wünscht diesen mit jenem zu vertauschen. Seine Eitelkeit wird aber durch seine Verbindung zu sehr geschmeichelt, als daß er solche aufzugeben bereitwillig seyn sollte. Unter den geringern Ständen giebt dieses zu Ermordungen Anlaß, die in Spanien häufig sind: aber unter Höhern ist der Dolch längst verbannt. Der erste Besitzer behauptet, wenn er anders Muth hat, seinen Platz, und die Dame darf ihm den Abschied nicht geben, aus Furcht, ein Zweykampf könnte für den Liebling ihres Herzens unglücklich ablaufen. Bey diesen Händeln kommt der Ehemann gar nicht in Betrachtung: es ist so gut, als wäre er gar nicht vorhanden.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0337" n="337"/> unwürdig behandelt. Mir ist sogar von einer Dame versichert worden, daß man sie bey den Haaren im Zimmer herumgeschleppt habe. Wird sie dagegen ihrer Seits beleidigt, so geht auch die Zärtlichste wüthend auf den Beleidiger los, und schlägt ihn braun und blau im Gesicht. Zuweilen wird eine Dame ihrer ersten Wahl überdrüssig, wirft ihre Neigung auf einen andern Gegenstand, und wünscht diesen mit jenem zu vertauschen. Seine Eitelkeit wird aber durch seine Verbindung zu sehr geschmeichelt, als daß er solche aufzugeben bereitwillig seyn sollte. Unter den geringern Ständen giebt dieses zu Ermordungen Anlaß, die in Spanien häufig sind: aber unter Höhern ist der Dolch längst verbannt. Der erste Besitzer behauptet, wenn er anders Muth hat, seinen Platz, und die Dame darf ihm den Abschied nicht geben, aus Furcht, ein Zweykampf könnte für den Liebling ihres Herzens unglücklich ablaufen. Bey diesen Händeln kommt der Ehemann gar nicht in Betrachtung: es ist so gut, als wäre er gar nicht vorhanden.“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [337/0337]
unwürdig behandelt. Mir ist sogar von einer Dame versichert worden, daß man sie bey den Haaren im Zimmer herumgeschleppt habe. Wird sie dagegen ihrer Seits beleidigt, so geht auch die Zärtlichste wüthend auf den Beleidiger los, und schlägt ihn braun und blau im Gesicht. Zuweilen wird eine Dame ihrer ersten Wahl überdrüssig, wirft ihre Neigung auf einen andern Gegenstand, und wünscht diesen mit jenem zu vertauschen. Seine Eitelkeit wird aber durch seine Verbindung zu sehr geschmeichelt, als daß er solche aufzugeben bereitwillig seyn sollte. Unter den geringern Ständen giebt dieses zu Ermordungen Anlaß, die in Spanien häufig sind: aber unter Höhern ist der Dolch längst verbannt. Der erste Besitzer behauptet, wenn er anders Muth hat, seinen Platz, und die Dame darf ihm den Abschied nicht geben, aus Furcht, ein Zweykampf könnte für den Liebling ihres Herzens unglücklich ablaufen. Bey diesen Händeln kommt der Ehemann gar nicht in Betrachtung: es ist so gut, als wäre er gar nicht vorhanden.“
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