Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Weiber, die unsers liebenden Antheils, unserer Bewunderung so würdig sind, den Lorma's, Dar - Thulas, den Cuthonas und Minonas weichen müssen?

Mit mehrerem Anscheine würden die Sagen der Nordländer für den ersten Ursprung der Galanterie in diesen Gegenden angeführt werden können, wenn ihr Alter höher hinaufgesetzt werden möchte. 10) Aber es ist jetzt ausgemacht genug, daß sie aus einer Zeit herrühren, worin diese Insel schon mit dem übrigen Europa in Verbindung stand, und den romantischen Geschmack von diesem bereits angenommen hatte. 11)

Doch! gesetzt, diese Sagen wären völlig glaubwürdig; gesetzt, sie reichten wirklich in die Zeiten hinauf, worin die Normänner durch ihre Streifereyen noch nicht mit den romantischen Ideen bekannt waren, die im südlichen Europa herrschten; wie wenig gallant, ja! wie grausam in ihrer Behandlung des weiblichen Geschlechts zeigen sich nicht eben diese Normänner überall, wo sie in der früheren Geschichte erscheinen? 12) Und was können dann jene einzelnen Sagen beweisen? Weiter nichts,

10) Dahin gehören die Erzählungen von Regner Ladbrog, Prinzen von Dännemark, und von Harald mit den schönen Haaren, beym Mallet introd. dans l'histoire de Dannemarc chap. 12. p. 293. Edit. de Geneve 1763. in 12.
11) Herrn Hofraths Eichhorn Allgemeine Geschichte der Kultur und Litteratur, erster Band. S. 251. u. ff.
12) Als Beyspiele mögen Königs Magnus Laduläs Weiberfriede gegen die in Schweden so häufigen Entführungen, und die ebendaselbst hergebrachten Brautbegleiter dienen, welche das junge Ehepaar bewaffnet zur Kirche hin und zurückführen, und vor der Kirche Wache halten mußten, weil die Entführungen junger Frauenzimmer so häufig waren.

Weiber, die unsers liebenden Antheils, unserer Bewunderung so würdig sind, den Lorma’s, Dar – Thulas, den Cuthonas und Minonas weichen müssen?

Mit mehrerem Anscheine würden die Sagen der Nordländer für den ersten Ursprung der Galanterie in diesen Gegenden angeführt werden können, wenn ihr Alter höher hinaufgesetzt werden möchte. 10) Aber es ist jetzt ausgemacht genug, daß sie aus einer Zeit herrühren, worin diese Insel schon mit dem übrigen Europa in Verbindung stand, und den romantischen Geschmack von diesem bereits angenommen hatte. 11)

Doch! gesetzt, diese Sagen wären völlig glaubwürdig; gesetzt, sie reichten wirklich in die Zeiten hinauf, worin die Normänner durch ihre Streifereyen noch nicht mit den romantischen Ideen bekannt waren, die im südlichen Europa herrschten; wie wenig gallant, ja! wie grausam in ihrer Behandlung des weiblichen Geschlechts zeigen sich nicht eben diese Normänner überall, wo sie in der früheren Geschichte erscheinen? 12) Und was können dann jene einzelnen Sagen beweisen? Weiter nichts,

10) Dahin gehören die Erzählungen von Regner Ladbrog, Prinzen von Dännemark, und von Harald mit den schönen Haaren, beym Mallet introd. dans l’histoire de Dannemarc chap. 12. p. 293. Edit. de Geneve 1763. in 12.
11) Herrn Hofraths Eichhorn Allgemeine Geschichte der Kultur und Litteratur, erster Band. S. 251. u. ff.
12) Als Beyspiele mögen Königs Magnus Laduläs Weiberfriede gegen die in Schweden so häufigen Entführungen, und die ebendaselbst hergebrachten Brautbegleiter dienen, welche das junge Ehepaar bewaffnet zur Kirche hin und zurückführen, und vor der Kirche Wache halten mußten, weil die Entführungen junger Frauenzimmer so häufig waren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0056" n="56"/>
Weiber, die unsers liebenden Antheils, unserer Bewunderung so würdig sind, den Lorma&#x2019;s, Dar &#x2013; Thulas, den Cuthonas und Minonas weichen müssen?</p>
          <p>Mit mehrerem Anscheine würden die Sagen der Nordländer für den ersten Ursprung der Galanterie in diesen Gegenden angeführt werden können, wenn ihr Alter höher hinaufgesetzt werden möchte. <note place="foot" n="10)">Dahin gehören die Erzählungen von Regner Ladbrog, Prinzen von Dännemark, und von Harald mit den schönen Haaren, beym <hi rendition="#aq">Mallet introd. dans l&#x2019;histoire de Dannemarc chap. 12. p. 293. Edit. de Geneve 1763. in 12.</hi></note> Aber es ist jetzt ausgemacht genug, daß sie aus einer Zeit herrühren, worin diese Insel schon mit dem übrigen Europa in Verbindung stand, und den romantischen Geschmack von diesem bereits angenommen hatte. <note place="foot" n="11)">Herrn Hofraths Eichhorn Allgemeine Geschichte der Kultur und Litteratur, erster Band. S. 251. u. ff.</note></p>
          <p>Doch! gesetzt, diese Sagen wären völlig glaubwürdig; gesetzt, sie reichten wirklich in die Zeiten hinauf, worin die Normänner durch ihre Streifereyen noch nicht mit den romantischen Ideen bekannt waren, die im südlichen Europa herrschten; wie wenig gallant, ja! wie grausam in ihrer Behandlung des weiblichen Geschlechts zeigen sich nicht eben diese Normänner überall, wo sie in der früheren Geschichte erscheinen? <note place="foot" n="12)">Als Beyspiele mögen Königs Magnus Laduläs Weiberfriede gegen die in Schweden so häufigen Entführungen, und die ebendaselbst hergebrachten Brautbegleiter dienen, welche das junge Ehepaar bewaffnet zur Kirche hin und zurückführen, und vor der Kirche Wache halten mußten, weil die Entführungen junger Frauenzimmer so häufig waren.</note> Und was können dann jene einzelnen Sagen beweisen? Weiter nichts,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0056] Weiber, die unsers liebenden Antheils, unserer Bewunderung so würdig sind, den Lorma’s, Dar – Thulas, den Cuthonas und Minonas weichen müssen? Mit mehrerem Anscheine würden die Sagen der Nordländer für den ersten Ursprung der Galanterie in diesen Gegenden angeführt werden können, wenn ihr Alter höher hinaufgesetzt werden möchte. 10) Aber es ist jetzt ausgemacht genug, daß sie aus einer Zeit herrühren, worin diese Insel schon mit dem übrigen Europa in Verbindung stand, und den romantischen Geschmack von diesem bereits angenommen hatte. 11) Doch! gesetzt, diese Sagen wären völlig glaubwürdig; gesetzt, sie reichten wirklich in die Zeiten hinauf, worin die Normänner durch ihre Streifereyen noch nicht mit den romantischen Ideen bekannt waren, die im südlichen Europa herrschten; wie wenig gallant, ja! wie grausam in ihrer Behandlung des weiblichen Geschlechts zeigen sich nicht eben diese Normänner überall, wo sie in der früheren Geschichte erscheinen? 12) Und was können dann jene einzelnen Sagen beweisen? Weiter nichts, 10) Dahin gehören die Erzählungen von Regner Ladbrog, Prinzen von Dännemark, und von Harald mit den schönen Haaren, beym Mallet introd. dans l’histoire de Dannemarc chap. 12. p. 293. Edit. de Geneve 1763. in 12. 11) Herrn Hofraths Eichhorn Allgemeine Geschichte der Kultur und Litteratur, erster Band. S. 251. u. ff. 12) Als Beyspiele mögen Königs Magnus Laduläs Weiberfriede gegen die in Schweden so häufigen Entführungen, und die ebendaselbst hergebrachten Brautbegleiter dienen, welche das junge Ehepaar bewaffnet zur Kirche hin und zurückführen, und vor der Kirche Wache halten mußten, weil die Entführungen junger Frauenzimmer so häufig waren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/56
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/56>, abgerufen am 27.11.2024.