Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Ignatius Loyola. rung an den Amadis 1), wo die Uebungen derselben sogenau geschildert werden, knieend oder stehend im Ge- bete, immer seinen Pilgerstab in der Hand, hielt er vor demselben; die ritterliche Kleidung, in der er gekommen, gab er weg: er versah sich mit dem rauhen Gewand der Eremiten, deren einsame Wohnung zwischen diesen nackten Felsen eingehauen ist: nachdem er eine Generalbeichte ab- gelegt, begab er sich nicht gleich, wie seine jerusalemitani- sche Absicht forderte, nach Barcelona -- er hätte auf der großen Straße erkannt zu werden gefürchtet -- sondern zuerst nach Manresa, um nach neuen Bußübungen von da an den Hafen zu gelangen. Hier aber erwarteten ihn andere Prüfungen; die Rich- 1) Acta antiquissima: cum mentem rebus iis refertam ha-
beret quae ab Amadeo de Gaula conscriptae et ab ejus gene- ris scriptoribus -- was ein seltsamer Mißverstand der Concipien- ten ist, denn Amadis ist wahrhaftig kein Schriftsteller -- nonnul- lae illi similes occurrebant. Ignatius Loyola. rung an den Amadis 1), wo die Uebungen derſelben ſogenau geſchildert werden, knieend oder ſtehend im Ge- bete, immer ſeinen Pilgerſtab in der Hand, hielt er vor demſelben; die ritterliche Kleidung, in der er gekommen, gab er weg: er verſah ſich mit dem rauhen Gewand der Eremiten, deren einſame Wohnung zwiſchen dieſen nackten Felſen eingehauen iſt: nachdem er eine Generalbeichte ab- gelegt, begab er ſich nicht gleich, wie ſeine jeruſalemitani- ſche Abſicht forderte, nach Barcelona — er haͤtte auf der großen Straße erkannt zu werden gefuͤrchtet — ſondern zuerſt nach Manreſa, um nach neuen Bußuͤbungen von da an den Hafen zu gelangen. Hier aber erwarteten ihn andere Pruͤfungen; die Rich- 1) Acta antiquissima: cum mentem rebus iis refertam ha-
beret quae ab Amadeo de Gaula conscriptae et ab ejus gene- ris scriptoribus — was ein ſeltſamer Mißverſtand der Concipien- ten iſt, denn Amadis iſt wahrhaftig kein Schriftſteller — nonnul- lae illi similes occurrebant. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0207" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ignatius Loyola</hi>.</fw><lb/> rung an den Amadis <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Acta antiquissima: cum mentem rebus iis refertam ha-<lb/> beret quae ab Amadeo de Gaula conscriptae et ab ejus gene-<lb/> ris scriptoribus</hi> — was ein ſeltſamer Mißverſtand der Concipien-<lb/> ten iſt, denn Amadis iſt wahrhaftig kein Schriftſteller — <hi rendition="#aq">nonnul-<lb/> lae illi similes occurrebant.</hi></note>, wo die Uebungen derſelben ſo<lb/> genau geſchildert werden, knieend oder ſtehend im Ge-<lb/> bete, immer ſeinen Pilgerſtab in der Hand, hielt er vor<lb/> demſelben; die ritterliche Kleidung, in der er gekommen,<lb/> gab er weg: er verſah ſich mit dem rauhen Gewand der<lb/> Eremiten, deren einſame Wohnung zwiſchen dieſen nackten<lb/> Felſen eingehauen iſt: nachdem er eine Generalbeichte ab-<lb/> gelegt, begab er ſich nicht gleich, wie ſeine jeruſalemitani-<lb/> ſche Abſicht forderte, nach Barcelona — er haͤtte auf der<lb/> großen Straße erkannt zu werden gefuͤrchtet — ſondern<lb/> zuerſt nach Manreſa, um nach neuen Bußuͤbungen von da<lb/> an den Hafen zu gelangen.</p><lb/> <p>Hier aber erwarteten ihn andere Pruͤfungen; die Rich-<lb/> tung, die er mehr wie ein Spiel eingeſchlagen, war gleich-<lb/> ſam Herr uͤber ihn geworden, und machte ihren ganzen Ernſt<lb/> in ihm geltend. In der Zelle eines Dominicanerkloſters<lb/> ergab er ſich den haͤrteſten Bußuͤbungen; zu Mitternacht<lb/> erhob er ſich zum Gebet, ſieben Stunden taͤglich brachte<lb/> er auf den Knieen zu, regelmaͤßig geißelte er ſich drei Mal<lb/> den Tag. Nicht allein aber fiel ihm das doch ſchwer genug,<lb/> und er zweifelte oft, ob er es ſein Lebenlang aushalten<lb/> werde; was noch viel mehr zu bedeuten hatte, er bemerkte<lb/> auch, daß es ihn nicht beruhige. Er hatte ſich auf Mon-<lb/> ſerrat drei Tage damit beſchaͤftigt, eine Beichte uͤber ſein<lb/> ganzes vergangenes Leben abzulegen; aber er glaubte damit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0207]
Ignatius Loyola.
rung an den Amadis 1), wo die Uebungen derſelben ſo
genau geſchildert werden, knieend oder ſtehend im Ge-
bete, immer ſeinen Pilgerſtab in der Hand, hielt er vor
demſelben; die ritterliche Kleidung, in der er gekommen,
gab er weg: er verſah ſich mit dem rauhen Gewand der
Eremiten, deren einſame Wohnung zwiſchen dieſen nackten
Felſen eingehauen iſt: nachdem er eine Generalbeichte ab-
gelegt, begab er ſich nicht gleich, wie ſeine jeruſalemitani-
ſche Abſicht forderte, nach Barcelona — er haͤtte auf der
großen Straße erkannt zu werden gefuͤrchtet — ſondern
zuerſt nach Manreſa, um nach neuen Bußuͤbungen von da
an den Hafen zu gelangen.
Hier aber erwarteten ihn andere Pruͤfungen; die Rich-
tung, die er mehr wie ein Spiel eingeſchlagen, war gleich-
ſam Herr uͤber ihn geworden, und machte ihren ganzen Ernſt
in ihm geltend. In der Zelle eines Dominicanerkloſters
ergab er ſich den haͤrteſten Bußuͤbungen; zu Mitternacht
erhob er ſich zum Gebet, ſieben Stunden taͤglich brachte
er auf den Knieen zu, regelmaͤßig geißelte er ſich drei Mal
den Tag. Nicht allein aber fiel ihm das doch ſchwer genug,
und er zweifelte oft, ob er es ſein Lebenlang aushalten
werde; was noch viel mehr zu bedeuten hatte, er bemerkte
auch, daß es ihn nicht beruhige. Er hatte ſich auf Mon-
ſerrat drei Tage damit beſchaͤftigt, eine Beichte uͤber ſein
ganzes vergangenes Leben abzulegen; aber er glaubte damit
1) Acta antiquissima: cum mentem rebus iis refertam ha-
beret quae ab Amadeo de Gaula conscriptae et ab ejus gene-
ris scriptoribus — was ein ſeltſamer Mißverſtand der Concipien-
ten iſt, denn Amadis iſt wahrhaftig kein Schriftſteller — nonnul-
lae illi similes occurrebant.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |