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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch II. Regeneration des Katholicismus.
pfen, klüglich nicht alle auf einmal, sondern einen nach
dem andern, wie er denn auch immer einer Tugend vor-
zugsweise nachzutrachten habe; er hielt ihn zu Beichte und
häufigem Genuß des Abendmahls an. Sie traten in
die engste Gemeinschaft: Ignaz theilte die Almosen, die
ihm aus Spanien und Flandern ziemlich reichlich zu-
flossen, mit Faber. Schwerer machte es ihm der Andere,
Franz Xaver aus Pamplona in Navarra, der nur begierig
war, der Reihe seiner durch Kriegsthaten berühmten Vor-
fahren, die von 500 Jahren her auf seinem Stammbaum
verzeichnet waren, den Namen eines Gelehrten hinzuzufü-
gen; er war schön, reich, voll Geist, und hatte schon am
königlichen Hofe Fuß gefaßt. Ignaz versäumte nicht, ihm
die Ehre zu erweisen, die er in Anspruch nahm, und zu
sorgen, daß sie ihm von andern erwiesen wurde. Für
seine erste Vorlesung verschaffte er ihm eine gewisse Fre-
quenz. Wie er ihn sich erst persönlich befreundet, so ver-
fehlte sein Beispiel, seine Strenge ihre natürliche Wirkung
nicht. Er brachte diesen wie jenen dahin, die geistlichen
Uebungen unter seiner Leitung zu machen. Er schonte ih-
rer nicht: drei Tage und drei Nächte ließ er sie fasten: in
dem härtesten Winter -- die Wagen fuhren über die gefro-
rene Seine -- hielt er Faber dazu an. Er machte sich beide
ganz zu eigen und theilte ihnen seine Gesinnung mit 1).

Wie bedeutend wurde die Zelle von St. Barbara, die

1) Orlandinus, der auch ein Leben Fabers geschrieben hat, wel-
ches ich nicht sah, ist auch in seinem großen Werke Historiae so-
cietatis Jesu pars I, p.
17. hierüber ausführlicher, als Riba-
deneira.

Buch II. Regeneration des Katholicismus.
pfen, kluͤglich nicht alle auf einmal, ſondern einen nach
dem andern, wie er denn auch immer einer Tugend vor-
zugsweiſe nachzutrachten habe; er hielt ihn zu Beichte und
haͤufigem Genuß des Abendmahls an. Sie traten in
die engſte Gemeinſchaft: Ignaz theilte die Almoſen, die
ihm aus Spanien und Flandern ziemlich reichlich zu-
floſſen, mit Faber. Schwerer machte es ihm der Andere,
Franz Xaver aus Pamplona in Navarra, der nur begierig
war, der Reihe ſeiner durch Kriegsthaten beruͤhmten Vor-
fahren, die von 500 Jahren her auf ſeinem Stammbaum
verzeichnet waren, den Namen eines Gelehrten hinzuzufuͤ-
gen; er war ſchoͤn, reich, voll Geiſt, und hatte ſchon am
koͤniglichen Hofe Fuß gefaßt. Ignaz verſaͤumte nicht, ihm
die Ehre zu erweiſen, die er in Anſpruch nahm, und zu
ſorgen, daß ſie ihm von andern erwieſen wurde. Fuͤr
ſeine erſte Vorleſung verſchaffte er ihm eine gewiſſe Fre-
quenz. Wie er ihn ſich erſt perſoͤnlich befreundet, ſo ver-
fehlte ſein Beiſpiel, ſeine Strenge ihre natuͤrliche Wirkung
nicht. Er brachte dieſen wie jenen dahin, die geiſtlichen
Uebungen unter ſeiner Leitung zu machen. Er ſchonte ih-
rer nicht: drei Tage und drei Naͤchte ließ er ſie faſten: in
dem haͤrteſten Winter — die Wagen fuhren uͤber die gefro-
rene Seine — hielt er Faber dazu an. Er machte ſich beide
ganz zu eigen und theilte ihnen ſeine Geſinnung mit 1).

Wie bedeutend wurde die Zelle von St. Barbara, die

1) Orlandinus, der auch ein Leben Fabers geſchrieben hat, wel-
ches ich nicht ſah, iſt auch in ſeinem großen Werke Historiae so-
cietatis Jesu pars I, p.
17. hieruͤber ausfuͤhrlicher, als Riba-
deneira.
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[188/0214] Buch II. Regeneration des Katholicismus. pfen, kluͤglich nicht alle auf einmal, ſondern einen nach dem andern, wie er denn auch immer einer Tugend vor- zugsweiſe nachzutrachten habe; er hielt ihn zu Beichte und haͤufigem Genuß des Abendmahls an. Sie traten in die engſte Gemeinſchaft: Ignaz theilte die Almoſen, die ihm aus Spanien und Flandern ziemlich reichlich zu- floſſen, mit Faber. Schwerer machte es ihm der Andere, Franz Xaver aus Pamplona in Navarra, der nur begierig war, der Reihe ſeiner durch Kriegsthaten beruͤhmten Vor- fahren, die von 500 Jahren her auf ſeinem Stammbaum verzeichnet waren, den Namen eines Gelehrten hinzuzufuͤ- gen; er war ſchoͤn, reich, voll Geiſt, und hatte ſchon am koͤniglichen Hofe Fuß gefaßt. Ignaz verſaͤumte nicht, ihm die Ehre zu erweiſen, die er in Anſpruch nahm, und zu ſorgen, daß ſie ihm von andern erwieſen wurde. Fuͤr ſeine erſte Vorleſung verſchaffte er ihm eine gewiſſe Fre- quenz. Wie er ihn ſich erſt perſoͤnlich befreundet, ſo ver- fehlte ſein Beiſpiel, ſeine Strenge ihre natuͤrliche Wirkung nicht. Er brachte dieſen wie jenen dahin, die geiſtlichen Uebungen unter ſeiner Leitung zu machen. Er ſchonte ih- rer nicht: drei Tage und drei Naͤchte ließ er ſie faſten: in dem haͤrteſten Winter — die Wagen fuhren uͤber die gefro- rene Seine — hielt er Faber dazu an. Er machte ſich beide ganz zu eigen und theilte ihnen ſeine Geſinnung mit 1). Wie bedeutend wurde die Zelle von St. Barbara, die 1) Orlandinus, der auch ein Leben Fabers geſchrieben hat, wel- ches ich nicht ſah, iſt auch in ſeinem großen Werke Historiae so- cietatis Jesu pars I, p. 17. hieruͤber ausfuͤhrlicher, als Riba- deneira.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/214>, abgerufen am 21.11.2024.