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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch II. Regeneration des Katholicismus.
weise, ihr Eifer in Predigt und Unterricht, ihre Kranken-
pflege auch zahlreiche Anhänger herbeigezogen, und so Viele
zeigten sich bereit zu ihnen zu treten, daß sie auf eine förm-
liche Einrichtung ihrer Gesellschaft denken konnten.

Zwei Gelübde hatten sie bereits gethan: jetzt legten
sie das dritte, das des Gehorsams, ab. Wie aber Ignatius
immer den Gehorsam für eine der vornehmsten Tugenden
erklärt, so suchten sie grade in diesem alle anderen Orden
zu übertreffen. Es war schon viel, daß sie sich ihren Ge-
neral allemal auf Lebenszeit zu wählen beschlossen: allein
dieß genügte ihnen noch nicht. Sie fügten die besondere
Verpflichtung hinzu, "alles zu thun, was ihnen der jedes-
malige Papst befehlen, in jedes Land zu gehen, zu Türken,
Heiden und Ketzern, in das er sie senden werde, ohne Wi-
derrede, ohne Bedingung und Lohn, unverzüglich."

Welch ein Gegensatz gegen die bisherigen Tendenzen
dieser Zeit! Indem der Papst auf allen Seiten Widerstand
und Abfall erfuhr und nichts zu erwarten hatte, als fort-
gehenden Abfall, vereinigte sich hier eine Gesellschaft, frei-
willig, voll Eifer, enthusiastisch, um sich ausschließlich sei-
nem Dienste zu widmen. Er konnte kein Bedenken tragen,
sie anfangs -- im Jahre 1540 -- unter einigen Beschrän-
kungen, und alsdann -- 1543 -- unbedingt zu bestätigen.

Indeß that auch die Gesellschaft den letzten Schritt.
Sechse von den ältesten Bundesgenossen traten zusammen,
um den Vorsteher zu wählen, der, wie der erste Entwurf,
den sie dem Papst einreichten, besagte, "Grade und Aem-
ter nach seinem Gutdünken vertheilen, die Constitution mit
Beirath der Mitglieder entwerfen, in allen andren Dingen

aber

Buch II. Regeneration des Katholicismus.
weiſe, ihr Eifer in Predigt und Unterricht, ihre Kranken-
pflege auch zahlreiche Anhaͤnger herbeigezogen, und ſo Viele
zeigten ſich bereit zu ihnen zu treten, daß ſie auf eine foͤrm-
liche Einrichtung ihrer Geſellſchaft denken konnten.

Zwei Geluͤbde hatten ſie bereits gethan: jetzt legten
ſie das dritte, das des Gehorſams, ab. Wie aber Ignatius
immer den Gehorſam fuͤr eine der vornehmſten Tugenden
erklaͤrt, ſo ſuchten ſie grade in dieſem alle anderen Orden
zu uͤbertreffen. Es war ſchon viel, daß ſie ſich ihren Ge-
neral allemal auf Lebenszeit zu waͤhlen beſchloſſen: allein
dieß genuͤgte ihnen noch nicht. Sie fuͤgten die beſondere
Verpflichtung hinzu, „alles zu thun, was ihnen der jedes-
malige Papſt befehlen, in jedes Land zu gehen, zu Tuͤrken,
Heiden und Ketzern, in das er ſie ſenden werde, ohne Wi-
derrede, ohne Bedingung und Lohn, unverzuͤglich.“

Welch ein Gegenſatz gegen die bisherigen Tendenzen
dieſer Zeit! Indem der Papſt auf allen Seiten Widerſtand
und Abfall erfuhr und nichts zu erwarten hatte, als fort-
gehenden Abfall, vereinigte ſich hier eine Geſellſchaft, frei-
willig, voll Eifer, enthuſiaſtiſch, um ſich ausſchließlich ſei-
nem Dienſte zu widmen. Er konnte kein Bedenken tragen,
ſie anfangs — im Jahre 1540 — unter einigen Beſchraͤn-
kungen, und alsdann — 1543 — unbedingt zu beſtaͤtigen.

Indeß that auch die Geſellſchaft den letzten Schritt.
Sechſe von den aͤlteſten Bundesgenoſſen traten zuſammen,
um den Vorſteher zu waͤhlen, der, wie der erſte Entwurf,
den ſie dem Papſt einreichten, beſagte, „Grade und Aem-
ter nach ſeinem Gutduͤnken vertheilen, die Conſtitution mit
Beirath der Mitglieder entwerfen, in allen andren Dingen

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[192/0218] Buch II. Regeneration des Katholicismus. weiſe, ihr Eifer in Predigt und Unterricht, ihre Kranken- pflege auch zahlreiche Anhaͤnger herbeigezogen, und ſo Viele zeigten ſich bereit zu ihnen zu treten, daß ſie auf eine foͤrm- liche Einrichtung ihrer Geſellſchaft denken konnten. Zwei Geluͤbde hatten ſie bereits gethan: jetzt legten ſie das dritte, das des Gehorſams, ab. Wie aber Ignatius immer den Gehorſam fuͤr eine der vornehmſten Tugenden erklaͤrt, ſo ſuchten ſie grade in dieſem alle anderen Orden zu uͤbertreffen. Es war ſchon viel, daß ſie ſich ihren Ge- neral allemal auf Lebenszeit zu waͤhlen beſchloſſen: allein dieß genuͤgte ihnen noch nicht. Sie fuͤgten die beſondere Verpflichtung hinzu, „alles zu thun, was ihnen der jedes- malige Papſt befehlen, in jedes Land zu gehen, zu Tuͤrken, Heiden und Ketzern, in das er ſie ſenden werde, ohne Wi- derrede, ohne Bedingung und Lohn, unverzuͤglich.“ Welch ein Gegenſatz gegen die bisherigen Tendenzen dieſer Zeit! Indem der Papſt auf allen Seiten Widerſtand und Abfall erfuhr und nichts zu erwarten hatte, als fort- gehenden Abfall, vereinigte ſich hier eine Geſellſchaft, frei- willig, voll Eifer, enthuſiaſtiſch, um ſich ausſchließlich ſei- nem Dienſte zu widmen. Er konnte kein Bedenken tragen, ſie anfangs — im Jahre 1540 — unter einigen Beſchraͤn- kungen, und alsdann — 1543 — unbedingt zu beſtaͤtigen. Indeß that auch die Geſellſchaft den letzten Schritt. Sechſe von den aͤlteſten Bundesgenoſſen traten zuſammen, um den Vorſteher zu waͤhlen, der, wie der erſte Entwurf, den ſie dem Papſt einreichten, beſagte, „Grade und Aem- ter nach ſeinem Gutduͤnken vertheilen, die Conſtitution mit Beirath der Mitglieder entwerfen, in allen andren Dingen aber

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/218>, abgerufen am 24.11.2024.