Diese Lehren auszubreiten, die ihnen entgegenstehenden zu unterdrücken, hatte man mittlerweile auch schon Maaß- regeln ergriffen.
Wir müssen hier noch einmal auf die Zeiten des Regensburger Gesprächs zurückkommen. Als man sah, daß man mit den deutschen Protestanten zu keinem Schluß kam, daß indeß auch in Italien Streitigkeiten über das Sacrament, Zweifel an dem Fegfeuer, und an- dere für den römischen Ritus bedenkliche Lehrmeinungen überhandnahmen, so fragte der Papst eines Tages den Car- dinal Caraffa, welches Mittel er hiergegen anzurathen wisse. Der Cardinal erklärte, daß eine durchgreifende Inquisition das einzige sey. Johann Alvarez de Toledo, Cardinal von Burgos, stimmte ihm hierin bei.
Die alte dominicanische Inquisition war vorlängst verfal- len. Da es den Mönchsorden überlassen blieb, die Inquisitoren zu wählen, so geschah, daß diese nicht selten die Meinungen theilten, welche man bekämpfen wollte. In Spanien war man bereits dadurch von der frühern Form abgewichen, daß man ein oberstes Tribunal der Inquisition für dieses Land eingerichtet hatte. Caraffa und Burgos, beide alte Domi- nicaner, von finsterer Gerechtigkeit, Zeloten für den rei- nen Katholicismus, streng in ihrem Leben, unbeugsam in ihren Meinungen, riethen dem Papst, nach dem Muster von Spanien, ein allgemeines höchstes Tribunal der In-
Inquiſition.
Inquiſition.
Dieſe Lehren auszubreiten, die ihnen entgegenſtehenden zu unterdruͤcken, hatte man mittlerweile auch ſchon Maaß- regeln ergriffen.
Wir muͤſſen hier noch einmal auf die Zeiten des Regensburger Geſpraͤchs zuruͤckkommen. Als man ſah, daß man mit den deutſchen Proteſtanten zu keinem Schluß kam, daß indeß auch in Italien Streitigkeiten uͤber das Sacrament, Zweifel an dem Fegfeuer, und an- dere fuͤr den roͤmiſchen Ritus bedenkliche Lehrmeinungen uͤberhandnahmen, ſo fragte der Papſt eines Tages den Car- dinal Caraffa, welches Mittel er hiergegen anzurathen wiſſe. Der Cardinal erklaͤrte, daß eine durchgreifende Inquiſition das einzige ſey. Johann Alvarez de Toledo, Cardinal von Burgos, ſtimmte ihm hierin bei.
Die alte dominicaniſche Inquiſition war vorlaͤngſt verfal- len. Da es den Moͤnchsorden uͤberlaſſen blieb, die Inquiſitoren zu waͤhlen, ſo geſchah, daß dieſe nicht ſelten die Meinungen theilten, welche man bekaͤmpfen wollte. In Spanien war man bereits dadurch von der fruͤhern Form abgewichen, daß man ein oberſtes Tribunal der Inquiſition fuͤr dieſes Land eingerichtet hatte. Caraffa und Burgos, beide alte Domi- nicaner, von finſterer Gerechtigkeit, Zeloten fuͤr den rei- nen Katholicismus, ſtreng in ihrem Leben, unbeugſam in ihren Meinungen, riethen dem Papſt, nach dem Muſter von Spanien, ein allgemeines hoͤchſtes Tribunal der In-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0231"n="205"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Inquiſition</hi>.</fw></div><lb/><divn="2"><head>Inquiſition.</head><lb/><p>Dieſe Lehren auszubreiten, die ihnen entgegenſtehenden<lb/>
zu unterdruͤcken, hatte man mittlerweile auch ſchon Maaß-<lb/>
regeln ergriffen.</p><lb/><p>Wir muͤſſen hier noch einmal auf die Zeiten des<lb/>
Regensburger Geſpraͤchs zuruͤckkommen. Als man ſah,<lb/>
daß man mit den deutſchen Proteſtanten zu keinem<lb/>
Schluß kam, daß indeß auch in Italien Streitigkeiten<lb/>
uͤber das Sacrament, Zweifel an dem Fegfeuer, und an-<lb/>
dere fuͤr den roͤmiſchen Ritus bedenkliche Lehrmeinungen<lb/>
uͤberhandnahmen, ſo fragte der Papſt eines Tages den Car-<lb/>
dinal Caraffa, welches Mittel er hiergegen anzurathen wiſſe.<lb/>
Der Cardinal erklaͤrte, daß eine durchgreifende Inquiſition<lb/>
das einzige ſey. Johann Alvarez de Toledo, Cardinal von<lb/>
Burgos, ſtimmte ihm hierin bei.</p><lb/><p>Die alte dominicaniſche Inquiſition war vorlaͤngſt verfal-<lb/>
len. Da es den Moͤnchsorden uͤberlaſſen blieb, die Inquiſitoren<lb/>
zu waͤhlen, ſo geſchah, daß dieſe nicht ſelten die Meinungen<lb/>
theilten, welche man bekaͤmpfen wollte. In Spanien war<lb/>
man bereits dadurch von der fruͤhern Form abgewichen, daß<lb/>
man ein oberſtes Tribunal der Inquiſition fuͤr dieſes Land<lb/>
eingerichtet hatte. Caraffa und Burgos, beide alte Domi-<lb/>
nicaner, von finſterer Gerechtigkeit, Zeloten fuͤr den rei-<lb/>
nen Katholicismus, ſtreng in ihrem Leben, unbeugſam in<lb/>
ihren Meinungen, riethen dem Papſt, nach dem Muſter<lb/>
von Spanien, ein allgemeines hoͤchſtes Tribunal der In-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[205/0231]
Inquiſition.
Inquiſition.
Dieſe Lehren auszubreiten, die ihnen entgegenſtehenden
zu unterdruͤcken, hatte man mittlerweile auch ſchon Maaß-
regeln ergriffen.
Wir muͤſſen hier noch einmal auf die Zeiten des
Regensburger Geſpraͤchs zuruͤckkommen. Als man ſah,
daß man mit den deutſchen Proteſtanten zu keinem
Schluß kam, daß indeß auch in Italien Streitigkeiten
uͤber das Sacrament, Zweifel an dem Fegfeuer, und an-
dere fuͤr den roͤmiſchen Ritus bedenkliche Lehrmeinungen
uͤberhandnahmen, ſo fragte der Papſt eines Tages den Car-
dinal Caraffa, welches Mittel er hiergegen anzurathen wiſſe.
Der Cardinal erklaͤrte, daß eine durchgreifende Inquiſition
das einzige ſey. Johann Alvarez de Toledo, Cardinal von
Burgos, ſtimmte ihm hierin bei.
Die alte dominicaniſche Inquiſition war vorlaͤngſt verfal-
len. Da es den Moͤnchsorden uͤberlaſſen blieb, die Inquiſitoren
zu waͤhlen, ſo geſchah, daß dieſe nicht ſelten die Meinungen
theilten, welche man bekaͤmpfen wollte. In Spanien war
man bereits dadurch von der fruͤhern Form abgewichen, daß
man ein oberſtes Tribunal der Inquiſition fuͤr dieſes Land
eingerichtet hatte. Caraffa und Burgos, beide alte Domi-
nicaner, von finſterer Gerechtigkeit, Zeloten fuͤr den rei-
nen Katholicismus, ſtreng in ihrem Leben, unbeugſam in
ihren Meinungen, riethen dem Papſt, nach dem Muſter
von Spanien, ein allgemeines hoͤchſtes Tribunal der In-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/231>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.