Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh. Ließ er aber Anderen ihre Freiheit, gönnte er einem Nicht als ob er nun, wie ein Alexander VI., alles Indem er nun alle diese Absichten, die einander wi- und 1) Soriano 1535. E Romano di sangue et e d'animo molto
gagliardo: si promette assai e molto pondera e stima assai l'in- giurie che gli si fanno et e inclinatissimo a far grandi i suoi. Varchi (Istorie fiorentine p. 636) erzählt von Paul's erstem Se- cretär, Messer Ambrogio, "der alles vermochte was er wollte und alles wollte was er vermochte." Unter vielen andern Geschenken be- kam er einst 60 silberne Waschbecken mit ihren Gießkannen. Wie kömmt es, sagte man, daß er bei so vielen Waschbecken doch nicht reine Hand hält? Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. Ließ er aber Anderen ihre Freiheit, goͤnnte er einem Nicht als ob er nun, wie ein Alexander VI., alles Indem er nun alle dieſe Abſichten, die einander wi- und 1) Soriano 1535. È Romano di sangue et è d’animo molto
gagliardo: si promette assai e molto pondera e stima assai l’in- giurie che gli si fanno et è inclinatissimo a far grandi i suoi. Varchi (Istorie fiorentine p. 636) erzaͤhlt von Paul’s erſtem Se- cretaͤr, Meſſer Ambrogio, „der alles vermochte was er wollte und alles wollte was er vermochte.“ Unter vielen andern Geſchenken be- kam er einſt 60 ſilberne Waſchbecken mit ihren Gießkannen. Wie koͤmmt es, ſagte man, daß er bei ſo vielen Waſchbecken doch nicht reine Hand haͤlt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0266" n="240"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh</hi>.</fw><lb/> <p>Ließ er aber Anderen ihre Freiheit, goͤnnte er einem<lb/> Jeden den Vortheil, der ihm durch ſeine Stellung zufiel,<lb/> ſo wollte auch er von ſeinen Praͤrogativen nicht ein einzi-<lb/> ges fallen laſſen. Der Kaiſer machte ihm einmal Vorſtel-<lb/> lungen, daß er zwei ſeiner Enkel in allzufruͤhen Jahren<lb/> zum Cardinalat befoͤrdert habe; er entgegnete: er werde<lb/> verfahren wie ſeine Vorgaͤnger; gebe es doch Beiſpiele,<lb/> daß Knaben in der Wiege Cardinaͤle geworden. Fuͤr dieß<lb/> ſein Geſchlecht zeigte er eine ſelbſt an dieſer Stelle un-<lb/> gewohnte Vorliebe <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Soriano 1535. È Romano di sangue et è d’animo molto<lb/> gagliardo: si promette assai e molto pondera e stima assai l’in-<lb/> giurie che gli si fanno et è inclinatissimo a far grandi i suoi.</hi><lb/> Varchi (<hi rendition="#aq">Istorie fiorentine p. 636</hi>) erzaͤhlt von Paul’s erſtem Se-<lb/> cretaͤr, Meſſer Ambrogio, „der alles vermochte was er wollte und<lb/> alles wollte was er vermochte.“ Unter vielen andern Geſchenken be-<lb/> kam er einſt 60 ſilberne Waſchbecken mit ihren Gießkannen. Wie<lb/> koͤmmt es, ſagte man, daß er bei ſo vielen Waſchbecken doch nicht<lb/> reine Hand haͤlt?</note>. Er war entſchloſſen, es eben ſo<lb/> gut wie andere Paͤpſte, zu fuͤrſtlichen Wuͤrden zu be-<lb/> foͤrdern.</p><lb/> <p>Nicht als ob er nun, wie ein Alexander <hi rendition="#aq">VI.</hi>, alles<lb/> Uebrige dieſer Ruͤckſicht untergeordnet haͤtte: das koͤnnte<lb/> man nicht ſagen; er beabſichtigte auf das ernſtlichſte, den<lb/> Frieden zwiſchen Frankreich und Spanien herzuſtellen, die<lb/> Proteſtanten zu unterdruͤcken, die Tuͤrken zu bekaͤmpfen,<lb/> die Kirche zu reformiren: aber dabei lag es ihm ſehr am<lb/> Herzen, zugleich ſein Haus zu erhoͤhen.</p><lb/> <p>Indem er nun alle dieſe Abſichten, die einander wi-<lb/> derſtreben, in ſich aufnimmt, indem er zugleich oͤffentliche<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0266]
Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Ließ er aber Anderen ihre Freiheit, goͤnnte er einem
Jeden den Vortheil, der ihm durch ſeine Stellung zufiel,
ſo wollte auch er von ſeinen Praͤrogativen nicht ein einzi-
ges fallen laſſen. Der Kaiſer machte ihm einmal Vorſtel-
lungen, daß er zwei ſeiner Enkel in allzufruͤhen Jahren
zum Cardinalat befoͤrdert habe; er entgegnete: er werde
verfahren wie ſeine Vorgaͤnger; gebe es doch Beiſpiele,
daß Knaben in der Wiege Cardinaͤle geworden. Fuͤr dieß
ſein Geſchlecht zeigte er eine ſelbſt an dieſer Stelle un-
gewohnte Vorliebe 1). Er war entſchloſſen, es eben ſo
gut wie andere Paͤpſte, zu fuͤrſtlichen Wuͤrden zu be-
foͤrdern.
Nicht als ob er nun, wie ein Alexander VI., alles
Uebrige dieſer Ruͤckſicht untergeordnet haͤtte: das koͤnnte
man nicht ſagen; er beabſichtigte auf das ernſtlichſte, den
Frieden zwiſchen Frankreich und Spanien herzuſtellen, die
Proteſtanten zu unterdruͤcken, die Tuͤrken zu bekaͤmpfen,
die Kirche zu reformiren: aber dabei lag es ihm ſehr am
Herzen, zugleich ſein Haus zu erhoͤhen.
Indem er nun alle dieſe Abſichten, die einander wi-
derſtreben, in ſich aufnimmt, indem er zugleich oͤffentliche
und
1) Soriano 1535. È Romano di sangue et è d’animo molto
gagliardo: si promette assai e molto pondera e stima assai l’in-
giurie che gli si fanno et è inclinatissimo a far grandi i suoi.
Varchi (Istorie fiorentine p. 636) erzaͤhlt von Paul’s erſtem Se-
cretaͤr, Meſſer Ambrogio, „der alles vermochte was er wollte und
alles wollte was er vermochte.“ Unter vielen andern Geſchenken be-
kam er einſt 60 ſilberne Waſchbecken mit ihren Gießkannen. Wie
koͤmmt es, ſagte man, daß er bei ſo vielen Waſchbecken doch nicht
reine Hand haͤlt?
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