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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh.

Nur war der indeß zwischen Carl V. und Franz I.
erneuerte Krieg ein gefährliches Hinderniß jedes Unterneh-
mens. Der Papst ließ sich keine Mühe dauern, um diese
Feindseligkeit beizulegen. Die Zusammenkunft der beiden
Fürsten zu Nizza, der auch er beiwohnte, war völlig sein
Werk. Der venezianische Gesandte, der zugegen war, fin-
det nicht Worte genug, um den Eifer und die Geduld zu
rühmen, die der Papst dort bewiesen habe. Nur mit
außerordentlicher Mühwaltung und nur erst in dem letz-
ten Augenblick, als er schon wegzureisen drohte, vermit-
telte er endlich den Stillstand 1). Er brachte es zu einer
Annäherung zwischen den beiden Fürsten, die sich dann
gar bald zu einer Art von Vertraulichkeit zu entwickeln
schien.

Indem der Papst dergestalt die allgemeinen Geschäfte
förderte, versäumte er jedoch auch seine eigenen Angelegen-
heiten nicht. Man bemerkte, daß er die einen immer mit
den andern verflocht, und dann beide zugleich weiter brachte.
Der türkische Krieg gab ihm Gelegenheit, Camerino einzu-
ziehn. Es sollte eben mit Urbino verbunden werden; die
letzte Varana, Erbin von Camerino, war mit Guidobaldo II.
vermählt, der im Jahre 1538 die Regierung von Urbino
antrat 2). Aber der Papst erklärte, Camerino könne durch
Frauen nicht vererbt werden. Die Venezianer hätten bil-
lig den Herzog unterstützen sollen, dessen Vorfahren immer

1) Relatione del Clmo. M. Niccolo Tiepolo del convento
di Nizza. Informatt. Politiche VI
(Bibl. zu Berlin). Es findet sich
davon auch ein alter Druck.
2) Adriani Istorie 58. H.
Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.

Nur war der indeß zwiſchen Carl V. und Franz I.
erneuerte Krieg ein gefaͤhrliches Hinderniß jedes Unterneh-
mens. Der Papſt ließ ſich keine Muͤhe dauern, um dieſe
Feindſeligkeit beizulegen. Die Zuſammenkunft der beiden
Fuͤrſten zu Nizza, der auch er beiwohnte, war voͤllig ſein
Werk. Der venezianiſche Geſandte, der zugegen war, fin-
det nicht Worte genug, um den Eifer und die Geduld zu
ruͤhmen, die der Papſt dort bewieſen habe. Nur mit
außerordentlicher Muͤhwaltung und nur erſt in dem letz-
ten Augenblick, als er ſchon wegzureiſen drohte, vermit-
telte er endlich den Stillſtand 1). Er brachte es zu einer
Annaͤherung zwiſchen den beiden Fuͤrſten, die ſich dann
gar bald zu einer Art von Vertraulichkeit zu entwickeln
ſchien.

Indem der Papſt dergeſtalt die allgemeinen Geſchaͤfte
foͤrderte, verſaͤumte er jedoch auch ſeine eigenen Angelegen-
heiten nicht. Man bemerkte, daß er die einen immer mit
den andern verflocht, und dann beide zugleich weiter brachte.
Der tuͤrkiſche Krieg gab ihm Gelegenheit, Camerino einzu-
ziehn. Es ſollte eben mit Urbino verbunden werden; die
letzte Varana, Erbin von Camerino, war mit Guidobaldo II.
vermaͤhlt, der im Jahre 1538 die Regierung von Urbino
antrat 2). Aber der Papſt erklaͤrte, Camerino koͤnne durch
Frauen nicht vererbt werden. Die Venezianer haͤtten bil-
lig den Herzog unterſtuͤtzen ſollen, deſſen Vorfahren immer

1) Relatione del Clmo. M. Niccolo Tiepolo del convento
di Nizza. Informatt. Politiche VI
(Bibl. zu Berlin). Es findet ſich
davon auch ein alter Druck.
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[244/0270] Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. Nur war der indeß zwiſchen Carl V. und Franz I. erneuerte Krieg ein gefaͤhrliches Hinderniß jedes Unterneh- mens. Der Papſt ließ ſich keine Muͤhe dauern, um dieſe Feindſeligkeit beizulegen. Die Zuſammenkunft der beiden Fuͤrſten zu Nizza, der auch er beiwohnte, war voͤllig ſein Werk. Der venezianiſche Geſandte, der zugegen war, fin- det nicht Worte genug, um den Eifer und die Geduld zu ruͤhmen, die der Papſt dort bewieſen habe. Nur mit außerordentlicher Muͤhwaltung und nur erſt in dem letz- ten Augenblick, als er ſchon wegzureiſen drohte, vermit- telte er endlich den Stillſtand 1). Er brachte es zu einer Annaͤherung zwiſchen den beiden Fuͤrſten, die ſich dann gar bald zu einer Art von Vertraulichkeit zu entwickeln ſchien. Indem der Papſt dergeſtalt die allgemeinen Geſchaͤfte foͤrderte, verſaͤumte er jedoch auch ſeine eigenen Angelegen- heiten nicht. Man bemerkte, daß er die einen immer mit den andern verflocht, und dann beide zugleich weiter brachte. Der tuͤrkiſche Krieg gab ihm Gelegenheit, Camerino einzu- ziehn. Es ſollte eben mit Urbino verbunden werden; die letzte Varana, Erbin von Camerino, war mit Guidobaldo II. vermaͤhlt, der im Jahre 1538 die Regierung von Urbino antrat 2). Aber der Papſt erklaͤrte, Camerino koͤnne durch Frauen nicht vererbt werden. Die Venezianer haͤtten bil- lig den Herzog unterſtuͤtzen ſollen, deſſen Vorfahren immer 1) Relatione del Clmo. M. Niccolo Tiepolo del convento di Nizza. Informatt. Politiche VI (Bibl. zu Berlin). Es findet ſich davon auch ein alter Druck. 2) Adriani Istorie 58. H.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/270>, abgerufen am 22.11.2024.