Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Paul III. in ihrem Schutze gewesen und in ihren Heeren gedient:auch jetzt verwandten sie sich dringend und lebhaft für ihn: aber mehr zu thun trugen sie um des Krieges willen Be- denken. Sie fürchteten, der Papst rufe den Kaiser oder Frankreich zu Hülfe: umsichtig bedachten sie, gewinne er den Kaiser, so könne dieser dann um so weniger gegen die Türken leisten: gewinne er Frankreich, so werde die Ruhe von Italien gefährdet, und ihre Lage noch mißlicher und einsamer 1): und so überließen sie den Herzog seinem Schick- sale: er war gezwungen, Camerino abzutreten: der Papst belehnte seinen Enkel Ottavio damit. Denn schon er- hob sich sein Haus zu Glanz und Macht. Wie nütz- lich wurde ihm die Zusammenkunft von Nizza! Eben da- mals als sie im Werke war, erlangte sein Sohn Pier Luigi Novara und dessen Gebiet von dem Kaiser, und die- ser entschloß sich unwiderruflich, seine natürliche Tochter Margarethe -- nach dem Tode des Alessandro Medici -- mit Ottavio Farnese zu vermählen. Wir können es dem Papst glauben, wenn er versichert, daß er darum nicht un- bedingt zu der kaiserlichen Partei übergetreten sey. Er wünschte vielmehr mit Franz I. in ein nicht minder nahes Verhältniß zu treten. Auch ging der König darauf ein, und versprach ihm zu Nizza einen Prinzen von Geblüt, den Herzog von Vendome für seine Enkelin Vittoria 2). 1) Die Deliberationen sind im oben angeführten Commentar über den türkischen Krieg, der dadurch ein besonderes Interesse be- kommt, mitgetheilt. 2) Grignan, Ambassadeur du roi de France a Rome, au Con-
netable. Rib. I, p. 251. Monseigneur, sa dite Saintete a un mer- veilleux desir du mariage de Vendosme: car il s'en est entierement Paul III. in ihrem Schutze geweſen und in ihren Heeren gedient:auch jetzt verwandten ſie ſich dringend und lebhaft fuͤr ihn: aber mehr zu thun trugen ſie um des Krieges willen Be- denken. Sie fuͤrchteten, der Papſt rufe den Kaiſer oder Frankreich zu Huͤlfe: umſichtig bedachten ſie, gewinne er den Kaiſer, ſo koͤnne dieſer dann um ſo weniger gegen die Tuͤrken leiſten: gewinne er Frankreich, ſo werde die Ruhe von Italien gefaͤhrdet, und ihre Lage noch mißlicher und einſamer 1): und ſo uͤberließen ſie den Herzog ſeinem Schick- ſale: er war gezwungen, Camerino abzutreten: der Papſt belehnte ſeinen Enkel Ottavio damit. Denn ſchon er- hob ſich ſein Haus zu Glanz und Macht. Wie nuͤtz- lich wurde ihm die Zuſammenkunft von Nizza! Eben da- mals als ſie im Werke war, erlangte ſein Sohn Pier Luigi Novara und deſſen Gebiet von dem Kaiſer, und die- ſer entſchloß ſich unwiderruflich, ſeine natuͤrliche Tochter Margarethe — nach dem Tode des Aleſſandro Medici — mit Ottavio Farneſe zu vermaͤhlen. Wir koͤnnen es dem Papſt glauben, wenn er verſichert, daß er darum nicht un- bedingt zu der kaiſerlichen Partei uͤbergetreten ſey. Er wuͤnſchte vielmehr mit Franz I. in ein nicht minder nahes Verhaͤltniß zu treten. Auch ging der Koͤnig darauf ein, und verſprach ihm zu Nizza einen Prinzen von Gebluͤt, den Herzog von Vendome fuͤr ſeine Enkelin Vittoria 2). 1) Die Deliberationen ſind im oben angefuͤhrten Commentar uͤber den tuͤrkiſchen Krieg, der dadurch ein beſonderes Intereſſe be- kommt, mitgetheilt. 2) Grignan, Ambassadeur du roi de France à Rome, au Con-
nétable. Rib. I, p. 251. Monseigneur, sa dite Sainteté a un mer- veilleux désir du mariage de Vendosme: car il s’en est entièrement <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0271" n="245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Paul</hi><hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/> in ihrem Schutze geweſen und in ihren Heeren gedient:<lb/> auch jetzt verwandten ſie ſich dringend und lebhaft fuͤr ihn:<lb/> aber mehr zu thun trugen ſie um des Krieges willen Be-<lb/> denken. Sie fuͤrchteten, der Papſt rufe den Kaiſer oder<lb/> Frankreich zu Huͤlfe: umſichtig bedachten ſie, gewinne er<lb/> den Kaiſer, ſo koͤnne dieſer dann um ſo weniger gegen die<lb/> Tuͤrken leiſten: gewinne er Frankreich, ſo werde die Ruhe<lb/> von Italien gefaͤhrdet, und ihre Lage noch mißlicher und<lb/> einſamer <note place="foot" n="1)">Die Deliberationen ſind im oben angefuͤhrten Commentar<lb/> uͤber den tuͤrkiſchen Krieg, der dadurch ein beſonderes Intereſſe be-<lb/> kommt, mitgetheilt.</note>: und ſo uͤberließen ſie den Herzog ſeinem Schick-<lb/> ſale: er war gezwungen, Camerino abzutreten: der Papſt<lb/> belehnte ſeinen Enkel Ottavio damit. Denn ſchon er-<lb/> hob ſich ſein Haus zu Glanz und Macht. Wie nuͤtz-<lb/> lich wurde ihm die Zuſammenkunft von Nizza! Eben da-<lb/> mals als ſie im Werke war, erlangte ſein Sohn Pier<lb/> Luigi Novara und deſſen Gebiet von dem Kaiſer, und die-<lb/> ſer entſchloß ſich unwiderruflich, ſeine natuͤrliche Tochter<lb/> Margarethe — nach dem Tode des Aleſſandro Medici —<lb/> mit Ottavio Farneſe zu vermaͤhlen. Wir koͤnnen es dem<lb/> Papſt glauben, wenn er verſichert, daß er darum nicht un-<lb/> bedingt zu der kaiſerlichen Partei uͤbergetreten ſey. Er<lb/> wuͤnſchte vielmehr mit Franz <hi rendition="#aq">I.</hi> in ein nicht minder nahes<lb/> Verhaͤltniß zu treten. Auch ging der Koͤnig darauf ein,<lb/> und verſprach ihm zu Nizza einen Prinzen von Gebluͤt,<lb/> den Herzog von Vendome fuͤr ſeine Enkelin Vittoria <note xml:id="note-0271" next="#note-0272" place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Grignan, Ambassadeur du roi de France à Rome, au Con-<lb/> nétable. Rib. I, p. 251. Monseigneur, sa dite Sainteté a un mer-<lb/> veilleux désir du mariage de Vendosme: car il s’en est entièrement</hi></note>.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0271]
Paul III.
in ihrem Schutze geweſen und in ihren Heeren gedient:
auch jetzt verwandten ſie ſich dringend und lebhaft fuͤr ihn:
aber mehr zu thun trugen ſie um des Krieges willen Be-
denken. Sie fuͤrchteten, der Papſt rufe den Kaiſer oder
Frankreich zu Huͤlfe: umſichtig bedachten ſie, gewinne er
den Kaiſer, ſo koͤnne dieſer dann um ſo weniger gegen die
Tuͤrken leiſten: gewinne er Frankreich, ſo werde die Ruhe
von Italien gefaͤhrdet, und ihre Lage noch mißlicher und
einſamer 1): und ſo uͤberließen ſie den Herzog ſeinem Schick-
ſale: er war gezwungen, Camerino abzutreten: der Papſt
belehnte ſeinen Enkel Ottavio damit. Denn ſchon er-
hob ſich ſein Haus zu Glanz und Macht. Wie nuͤtz-
lich wurde ihm die Zuſammenkunft von Nizza! Eben da-
mals als ſie im Werke war, erlangte ſein Sohn Pier
Luigi Novara und deſſen Gebiet von dem Kaiſer, und die-
ſer entſchloß ſich unwiderruflich, ſeine natuͤrliche Tochter
Margarethe — nach dem Tode des Aleſſandro Medici —
mit Ottavio Farneſe zu vermaͤhlen. Wir koͤnnen es dem
Papſt glauben, wenn er verſichert, daß er darum nicht un-
bedingt zu der kaiſerlichen Partei uͤbergetreten ſey. Er
wuͤnſchte vielmehr mit Franz I. in ein nicht minder nahes
Verhaͤltniß zu treten. Auch ging der Koͤnig darauf ein,
und verſprach ihm zu Nizza einen Prinzen von Gebluͤt,
den Herzog von Vendome fuͤr ſeine Enkelin Vittoria 2).
1) Die Deliberationen ſind im oben angefuͤhrten Commentar
uͤber den tuͤrkiſchen Krieg, der dadurch ein beſonderes Intereſſe be-
kommt, mitgetheilt.
2) Grignan, Ambassadeur du roi de France à Rome, au Con-
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