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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Paul III.

Denn ohnehin war die Stellung, welche sich die Far-
nesen gegeben, für ihn voll Gefahr. Von den italienischen
Provinzen, die Carl beherrschte, oder auf die er Einfluß
hatte, war keine, wo die bestehende Regierung nicht durch
Gewalt hätte gegründet oder wenigstens befestigt werden
müssen. Allenthalben, in Mailand, wie in Neapel, in Flo-
renz, Genua, Siena gab es Mißvergnügte, deren Partei
unterlegen: Rom und Venedig waren voll von Ausgewan-
derten. Die Farnesen ließen sich durch ihr nahes Verhält-
niß zu dem Kaiser nicht abhalten, sich mit diesen zwar
unterdrückten aber durch Bedeutung ihrer Oberhäupter,
Reichthum und Anhang noch immer mächtigen Parteien
zu verbinden. An der Spitze der Sieger stand der Kai-
ser: die Geschlagenen suchten bei dem Papst eine Zuflucht.
Unzählige geheime Fäden verknüpften sie unter einander: mit
Frankreich blieben sie immer in sichtbarem oder unsichtbarem
Zusammenhang; immer neue Pläne und Unternehmungen
gaben sie an die Hand. Bald betrafen dieselben Siena, bald
Genua, bald Lucca. Wie oft suchte der Papst auch in
Florenz Fuß zu fassen, Eingang zu gewinnen! An dem
jungen Herzog Cosimo fand er aber ganz den Mann, der
ihm Widerstand leisten konnte. Mit herbem Selbstgefühl
drückt sich Cosimo darüber aus. "Der Papst," sagt er,

das gewesen seyn mögen, doch waren sie zu stark für den Papst.
Nach Gosselini, dem Secretär Ferrante Gonzaga's, fürchtete der Kai-
ser bei seiner Abreise, "che in volgendo egli le spalle (i Farnesi)
non pensassero ad occuparlo (Vita di Don Ferrando p. IV.)
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Sehr ausführlich und ergötzlich ist hierüber auch eine neapolitanische
noch ungedruckte Lebensbeschreibung von Vasto, die sich in der Bi-
bliothek Chigi zu Rom findet.
Paul III.

Denn ohnehin war die Stellung, welche ſich die Far-
neſen gegeben, fuͤr ihn voll Gefahr. Von den italieniſchen
Provinzen, die Carl beherrſchte, oder auf die er Einfluß
hatte, war keine, wo die beſtehende Regierung nicht durch
Gewalt haͤtte gegruͤndet oder wenigſtens befeſtigt werden
muͤſſen. Allenthalben, in Mailand, wie in Neapel, in Flo-
renz, Genua, Siena gab es Mißvergnuͤgte, deren Partei
unterlegen: Rom und Venedig waren voll von Ausgewan-
derten. Die Farneſen ließen ſich durch ihr nahes Verhaͤlt-
niß zu dem Kaiſer nicht abhalten, ſich mit dieſen zwar
unterdruͤckten aber durch Bedeutung ihrer Oberhaͤupter,
Reichthum und Anhang noch immer maͤchtigen Parteien
zu verbinden. An der Spitze der Sieger ſtand der Kai-
ſer: die Geſchlagenen ſuchten bei dem Papſt eine Zuflucht.
Unzaͤhlige geheime Faͤden verknuͤpften ſie unter einander: mit
Frankreich blieben ſie immer in ſichtbarem oder unſichtbarem
Zuſammenhang; immer neue Plaͤne und Unternehmungen
gaben ſie an die Hand. Bald betrafen dieſelben Siena, bald
Genua, bald Lucca. Wie oft ſuchte der Papſt auch in
Florenz Fuß zu faſſen, Eingang zu gewinnen! An dem
jungen Herzog Coſimo fand er aber ganz den Mann, der
ihm Widerſtand leiſten konnte. Mit herbem Selbſtgefuͤhl
druͤckt ſich Coſimo daruͤber aus. „Der Papſt,“ ſagt er,

das geweſen ſeyn moͤgen, doch waren ſie zu ſtark fuͤr den Papſt.
Nach Goſſelini, dem Secretaͤr Ferrante Gonzaga’s, fuͤrchtete der Kai-
ſer bei ſeiner Abreiſe, „che in volgendo egli le spalle (i Farnesi)
non pensassero ad occuparlo (Vita di Don Ferrando p. IV.)

Sehr ausfuͤhrlich und ergoͤtzlich iſt hieruͤber auch eine neapolitaniſche
noch ungedruckte Lebensbeſchreibung von Vaſto, die ſich in der Bi-
bliothek Chigi zu Rom findet.
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[249/0275] Paul III. Denn ohnehin war die Stellung, welche ſich die Far- neſen gegeben, fuͤr ihn voll Gefahr. Von den italieniſchen Provinzen, die Carl beherrſchte, oder auf die er Einfluß hatte, war keine, wo die beſtehende Regierung nicht durch Gewalt haͤtte gegruͤndet oder wenigſtens befeſtigt werden muͤſſen. Allenthalben, in Mailand, wie in Neapel, in Flo- renz, Genua, Siena gab es Mißvergnuͤgte, deren Partei unterlegen: Rom und Venedig waren voll von Ausgewan- derten. Die Farneſen ließen ſich durch ihr nahes Verhaͤlt- niß zu dem Kaiſer nicht abhalten, ſich mit dieſen zwar unterdruͤckten aber durch Bedeutung ihrer Oberhaͤupter, Reichthum und Anhang noch immer maͤchtigen Parteien zu verbinden. An der Spitze der Sieger ſtand der Kai- ſer: die Geſchlagenen ſuchten bei dem Papſt eine Zuflucht. Unzaͤhlige geheime Faͤden verknuͤpften ſie unter einander: mit Frankreich blieben ſie immer in ſichtbarem oder unſichtbarem Zuſammenhang; immer neue Plaͤne und Unternehmungen gaben ſie an die Hand. Bald betrafen dieſelben Siena, bald Genua, bald Lucca. Wie oft ſuchte der Papſt auch in Florenz Fuß zu faſſen, Eingang zu gewinnen! An dem jungen Herzog Coſimo fand er aber ganz den Mann, der ihm Widerſtand leiſten konnte. Mit herbem Selbſtgefuͤhl druͤckt ſich Coſimo daruͤber aus. „Der Papſt,“ ſagt er, 1) 1) das geweſen ſeyn moͤgen, doch waren ſie zu ſtark fuͤr den Papſt. Nach Goſſelini, dem Secretaͤr Ferrante Gonzaga’s, fuͤrchtete der Kai- ſer bei ſeiner Abreiſe, „che in volgendo egli le spalle (i Farnesi) non pensassero ad occuparlo (Vita di Don Ferrando p. IV.) — Sehr ausfuͤhrlich und ergoͤtzlich iſt hieruͤber auch eine neapolitaniſche noch ungedruckte Lebensbeſchreibung von Vaſto, die ſich in der Bi- bliothek Chigi zu Rom findet.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/275>, abgerufen am 22.11.2024.