Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Julius III. nicht müde zu versichern, dem sey nicht so; er habe seinLebtage ohne Verstellung gehandelt und wolle dabei blei- ben; in der That setzte er die Reassumtion des Conciliums auf das Frühjahr 1551 an; er erklärte, er mache dabei weder Pacta noch Bedingungen 1). Nur war mit der Geneigtheit des Papstes lange nicht Ottavio Farnese hatte auf einen Beschluß der Cardi- 1) Lettere del Nunzio Pighino 12, e. 15 Aug. 1550. Inff. Polit. XIX. 2) Gosellini Vita di Ferr. Gonzaga, und die im 3ten Buche
enthaltene Rechtfertigung Gonzaga's gegen die Beschuldigung, daß er den Krieg veranlaßt habe, setzen diese Wendung der Dinge authen- tisch auseinander. Julius III. nicht muͤde zu verſichern, dem ſey nicht ſo; er habe ſeinLebtage ohne Verſtellung gehandelt und wolle dabei blei- ben; in der That ſetzte er die Reaſſumtion des Conciliums auf das Fruͤhjahr 1551 an; er erklaͤrte, er mache dabei weder Pacta noch Bedingungen 1). Nur war mit der Geneigtheit des Papſtes lange nicht Ottavio Farneſe hatte auf einen Beſchluß der Cardi- 1) Lettere del Nunzio Pighino 12, e. 15 Aug. 1550. Inff. Polit. XIX. 2) Gosellini Vita di Ferr. Gonzaga, und die im 3ten Buche
enthaltene Rechtfertigung Gonzaga’s gegen die Beſchuldigung, daß er den Krieg veranlaßt habe, ſetzen dieſe Wendung der Dinge authen- tiſch auseinander. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0297" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Julius</hi><hi rendition="#aq">III</hi>.</fw><lb/> nicht muͤde zu verſichern, dem ſey nicht ſo; er habe ſein<lb/> Lebtage ohne Verſtellung gehandelt und wolle dabei blei-<lb/> ben; in der That ſetzte er die Reaſſumtion des Conciliums<lb/> auf das Fruͤhjahr 1551 an; er erklaͤrte, er mache dabei<lb/> weder Pacta noch Bedingungen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Lettere del Nunzio Pighino 12, e. 15 Aug. 1550. Inff.<lb/> Polit. XIX</hi>.</note>.</p><lb/> <p>Nur war mit der Geneigtheit des Papſtes lange nicht<lb/> mehr alles gewonnen.</p><lb/> <p>Ottavio Farneſe hatte auf einen Beſchluß der Cardi-<lb/> naͤle im Conclave, den Julius ausfuͤhrte, Parma wieder-<lb/> bekommen. Es war dieß nicht gegen den Willen des Kai-<lb/> ſers geſchehen: eine Zeitlang ward noch zwiſchen beiden<lb/> unterhandelt; und man hegte einige Hoffnung auf die Her-<lb/> ſtellung eines guten Verhaͤltniſſes. Einmal aber wollte ſich<lb/> der Kaiſer nicht entſchließen, ihm Piacenza wieder einzu-<lb/> raͤumen: auch die Ortſchaften, die Gonzaga auf dem Gebiet<lb/> von Parma eingenommen, behielt er in ſeiner Hand: ſodann<lb/> behauptete ſich Ottavio fortwaͤhrend in einer kriegeriſchen<lb/> Stellung <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Gosellini Vita di Ferr. Gonzaga</hi>, und die im 3ten Buche<lb/> enthaltene Rechtfertigung Gonzaga’s gegen die Beſchuldigung, daß er<lb/> den Krieg veranlaßt habe, ſetzen dieſe Wendung der Dinge authen-<lb/> tiſch auseinander.</note>. Nach ſo vielen wechſelſeitigen Beleidigungen<lb/> gab es keine Moͤglichkeit eines wahren Vertrauens zwiſchen<lb/> beiden. Es iſt wahr, der Tod Pauls <hi rendition="#aq">III</hi>. hatte ſeinen En-<lb/> keln eine große Stuͤtze entriſſen: aber er hatte ſie auch be-<lb/> freit. Jetzt brauchten ſie keine Ruͤckſicht weiter auf die<lb/> allgemeinen, auf die kirchlichen Verhaͤltniſſe zu nehmen:<lb/> ausſchließend nach ihrem eigenen Intereſſe konnten ſie ihre<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0297]
Julius III.
nicht muͤde zu verſichern, dem ſey nicht ſo; er habe ſein
Lebtage ohne Verſtellung gehandelt und wolle dabei blei-
ben; in der That ſetzte er die Reaſſumtion des Conciliums
auf das Fruͤhjahr 1551 an; er erklaͤrte, er mache dabei
weder Pacta noch Bedingungen 1).
Nur war mit der Geneigtheit des Papſtes lange nicht
mehr alles gewonnen.
Ottavio Farneſe hatte auf einen Beſchluß der Cardi-
naͤle im Conclave, den Julius ausfuͤhrte, Parma wieder-
bekommen. Es war dieß nicht gegen den Willen des Kai-
ſers geſchehen: eine Zeitlang ward noch zwiſchen beiden
unterhandelt; und man hegte einige Hoffnung auf die Her-
ſtellung eines guten Verhaͤltniſſes. Einmal aber wollte ſich
der Kaiſer nicht entſchließen, ihm Piacenza wieder einzu-
raͤumen: auch die Ortſchaften, die Gonzaga auf dem Gebiet
von Parma eingenommen, behielt er in ſeiner Hand: ſodann
behauptete ſich Ottavio fortwaͤhrend in einer kriegeriſchen
Stellung 2). Nach ſo vielen wechſelſeitigen Beleidigungen
gab es keine Moͤglichkeit eines wahren Vertrauens zwiſchen
beiden. Es iſt wahr, der Tod Pauls III. hatte ſeinen En-
keln eine große Stuͤtze entriſſen: aber er hatte ſie auch be-
freit. Jetzt brauchten ſie keine Ruͤckſicht weiter auf die
allgemeinen, auf die kirchlichen Verhaͤltniſſe zu nehmen:
ausſchließend nach ihrem eigenen Intereſſe konnten ſie ihre
1) Lettere del Nunzio Pighino 12, e. 15 Aug. 1550. Inff.
Polit. XIX.
2) Gosellini Vita di Ferr. Gonzaga, und die im 3ten Buche
enthaltene Rechtfertigung Gonzaga’s gegen die Beſchuldigung, daß er
den Krieg veranlaßt habe, ſetzen dieſe Wendung der Dinge authen-
tiſch auseinander.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |