Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh. Maaßregeln ergreifen. Noch immer finden wir Ottaviovoll bitteren Hasses. Man suche, klagt er, ihm Parma zu entwinden, und ihn selbst auf die Seite zu schaffen. Aber es solle seinen Feinden weder mit dem einen noch mit dem andern gelingen 1). In dieser Stimmung wandte er sich an Heinrich II. Italien und Deutschland waren mit Mißvergnügten In dieser neuen Verwickelung hielt sich Julius III. über- 1) Lettere delli Signori Farnesiani per lo negotio di Par-
ma, -- Informatt. Pol. XIX. Obiges aus einem Schreiben Ot- tavio's an Card. Alessandro Farnese, Parma 24. März 1551. Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. Maaßregeln ergreifen. Noch immer finden wir Ottaviovoll bitteren Haſſes. Man ſuche, klagt er, ihm Parma zu entwinden, und ihn ſelbſt auf die Seite zu ſchaffen. Aber es ſolle ſeinen Feinden weder mit dem einen noch mit dem andern gelingen 1). In dieſer Stimmung wandte er ſich an Heinrich II. Italien und Deutſchland waren mit Mißvergnuͤgten In dieſer neuen Verwickelung hielt ſich Julius III. uͤber- 1) Lettere delli Signori Farnesiani per lo negotio di Par-
ma, — Informatt. Pol. XIX. Obiges aus einem Schreiben Ot- tavio’s an Card. Aleſſandro Farneſe, Parma 24. Maͤrz 1551. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0298" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">III</hi>. <hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh</hi>.</fw><lb/> Maaßregeln ergreifen. Noch immer finden wir Ottavio<lb/> voll bitteren Haſſes. Man ſuche, klagt er, ihm Parma<lb/> zu entwinden, und ihn ſelbſt auf die Seite zu ſchaffen.<lb/> Aber es ſolle ſeinen Feinden weder mit dem einen noch<lb/> mit dem andern gelingen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Lettere delli Signori Farnesiani per lo negotio di Par-<lb/> ma, — Informatt. Pol. XIX</hi>. Obiges aus einem Schreiben Ot-<lb/> tavio’s an Card. Aleſſandro Farneſe, Parma 24. Maͤrz 1551.</note>.</p><lb/> <p>In dieſer Stimmung wandte er ſich an Heinrich <hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/> Mit Freuden ging der Koͤnig auf ſeine Antraͤge ein.</p><lb/> <p>Italien und Deutſchland waren mit Mißvergnuͤgten<lb/> erfuͤllt. Was der Kaiſer bereits ausgefuͤhrt, was man<lb/> noch von ihm erwartete, ſeine religioͤſe und ſeine politiſche<lb/> Haltung, alles hatte ihm unzaͤhlige Feinde erweckt. Hein-<lb/> rich <hi rendition="#aq">II</hi>. beſchloß die antioͤſtreichiſchen Plaͤne ſeines Vaters<lb/> nochmals aufzunehmen. Er ließ ſeinen Krieg gegen Eng-<lb/> land fallen: ſchloß einen Bund mit Ottavio, und nahm<lb/> die Beſatzung von Parma in ſeinen Sold. Bald erſchie-<lb/> nen auch in Mirandula franzoͤſiſche Truppen. In dem<lb/> Herzen von Italien ſah man die Fahnen von Frankreich<lb/> fliegen.</p><lb/> <p>In dieſer neuen Verwickelung hielt ſich Julius <hi rendition="#aq">III</hi>.<lb/> ſtandhaft zu dem Kaiſer. Er fand es unertraͤglich, „daß<lb/> ſich ein elender Wurm, Ottavio Farneſe, gegen einen Kai-<lb/> ſer und einen Papſt zugleich empoͤre.“ „Unſer Wille iſt,“<lb/> erklaͤrt er ſeinem Nunzius, „das nemliche Schiff mit S.<lb/> Maj. zu beſteigen und uns dem nemlichen Gluͤck anzuver-<lb/> trauen. Ihm, welcher die Einſicht und die Macht hat,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">uͤber-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [272/0298]
Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Maaßregeln ergreifen. Noch immer finden wir Ottavio
voll bitteren Haſſes. Man ſuche, klagt er, ihm Parma
zu entwinden, und ihn ſelbſt auf die Seite zu ſchaffen.
Aber es ſolle ſeinen Feinden weder mit dem einen noch
mit dem andern gelingen 1).
In dieſer Stimmung wandte er ſich an Heinrich II.
Mit Freuden ging der Koͤnig auf ſeine Antraͤge ein.
Italien und Deutſchland waren mit Mißvergnuͤgten
erfuͤllt. Was der Kaiſer bereits ausgefuͤhrt, was man
noch von ihm erwartete, ſeine religioͤſe und ſeine politiſche
Haltung, alles hatte ihm unzaͤhlige Feinde erweckt. Hein-
rich II. beſchloß die antioͤſtreichiſchen Plaͤne ſeines Vaters
nochmals aufzunehmen. Er ließ ſeinen Krieg gegen Eng-
land fallen: ſchloß einen Bund mit Ottavio, und nahm
die Beſatzung von Parma in ſeinen Sold. Bald erſchie-
nen auch in Mirandula franzoͤſiſche Truppen. In dem
Herzen von Italien ſah man die Fahnen von Frankreich
fliegen.
In dieſer neuen Verwickelung hielt ſich Julius III.
ſtandhaft zu dem Kaiſer. Er fand es unertraͤglich, „daß
ſich ein elender Wurm, Ottavio Farneſe, gegen einen Kai-
ſer und einen Papſt zugleich empoͤre.“ „Unſer Wille iſt,“
erklaͤrt er ſeinem Nunzius, „das nemliche Schiff mit S.
Maj. zu beſteigen und uns dem nemlichen Gluͤck anzuver-
trauen. Ihm, welcher die Einſicht und die Macht hat,
uͤber-
1) Lettere delli Signori Farnesiani per lo negotio di Par-
ma, — Informatt. Pol. XIX. Obiges aus einem Schreiben Ot-
tavio’s an Card. Aleſſandro Farneſe, Parma 24. Maͤrz 1551.
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