englische Kriegsvölker Theil. -- Endlich den Cardinal Poole, den er nun einmal nicht leiden konnte, verfolgte er, be- raubte ihn der Legaten-Würde, die nie ein Anderer zu größerem Vortheil des h. Stuhles verwaltet hatte, und setzte einen ungeschickten, von den Jahren gebeugten, aber in seinen Meinungen heftigeren Mönch an die Stelle des- selben 1). Wäre es die Aufgabe Pauls IV. gewesen, das Werk der Wiederherstellung zu hintertreiben, so hätte er sich nicht anders betragen können.
Kein Wunder, wenn nun nach dem unerwartet frü- hen Tode sowohl der Königin als des Legaten die entge- gengesetzten Tendenzen sich aufs neue gewaltig erhoben. Die Verfolgungen, welche von Poole verdammt, aber von den scharfsinnigen Gegnern desselben gebilligt worden, tru- gen unendlich dazu bei.
Jedoch auch dann ward die Frage dem Papste noch einmal vorgelegt. Sie forderte um so bedächtigere Erwä- gung, da sie ohne Zweifel Schottland mitbegriff. Auch hier waren die religiösen Parteien in heftigem Kampf mit einander: wie die Sache sich in England festsetzte, mußte auch die Zukunft Schottlands bestimmen.
Wie wichtig war es nun, daß Elisabeth in ihren Anfängen sich keinesweges völlig protestantisch zeigte 2), daß sie dem Papst ihre Thronbesteigung notificiren ließ. Ueber eine Vermählung Philipps II. mit ihr ward wenig- stens unterhandelt, und sie war der damaligen Welt sehr
1) Auch Goodwin Annales Angliae etc. p. 456.
2) Noch Nares: Memoirs of Burgley II, p. 43 findet ihre religiösen Grundsätze "at first liable to some doubts."
BuchIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
engliſche Kriegsvoͤlker Theil. — Endlich den Cardinal Poole, den er nun einmal nicht leiden konnte, verfolgte er, be- raubte ihn der Legaten-Wuͤrde, die nie ein Anderer zu groͤßerem Vortheil des h. Stuhles verwaltet hatte, und ſetzte einen ungeſchickten, von den Jahren gebeugten, aber in ſeinen Meinungen heftigeren Moͤnch an die Stelle deſ- ſelben 1). Waͤre es die Aufgabe Pauls IV. geweſen, das Werk der Wiederherſtellung zu hintertreiben, ſo haͤtte er ſich nicht anders betragen koͤnnen.
Kein Wunder, wenn nun nach dem unerwartet fruͤ- hen Tode ſowohl der Koͤnigin als des Legaten die entge- gengeſetzten Tendenzen ſich aufs neue gewaltig erhoben. Die Verfolgungen, welche von Poole verdammt, aber von den ſcharfſinnigen Gegnern deſſelben gebilligt worden, tru- gen unendlich dazu bei.
Jedoch auch dann ward die Frage dem Papſte noch einmal vorgelegt. Sie forderte um ſo bedaͤchtigere Erwaͤ- gung, da ſie ohne Zweifel Schottland mitbegriff. Auch hier waren die religioͤſen Parteien in heftigem Kampf mit einander: wie die Sache ſich in England feſtſetzte, mußte auch die Zukunft Schottlands beſtimmen.
Wie wichtig war es nun, daß Eliſabeth in ihren Anfaͤngen ſich keinesweges voͤllig proteſtantiſch zeigte 2), daß ſie dem Papſt ihre Thronbeſteigung notificiren ließ. Ueber eine Vermaͤhlung Philipps II. mit ihr ward wenig- ſtens unterhandelt, und ſie war der damaligen Welt ſehr
1) Auch Goodwin Annales Angliae etc. p. 456.
2) Noch Nares: Memoirs of Burgley II, p. 43 findet ihre religioͤſen Grundſaͤtze „at first liable to some doubts.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0336"n="310"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch</hi><hirendition="#aq">III.</hi><hirendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh</hi>.</fw><lb/>
engliſche Kriegsvoͤlker Theil. — Endlich den Cardinal Poole,<lb/>
den er nun einmal nicht leiden konnte, verfolgte er, be-<lb/>
raubte ihn der Legaten-Wuͤrde, die nie ein Anderer zu<lb/>
groͤßerem Vortheil des h. Stuhles verwaltet hatte, und<lb/>ſetzte einen ungeſchickten, von den Jahren gebeugten, aber<lb/>
in ſeinen Meinungen heftigeren Moͤnch an die Stelle deſ-<lb/>ſelben <noteplace="foot"n="1)">Auch <hirendition="#aq">Goodwin Annales Angliae etc. p.</hi> 456.</note>. Waͤre es die Aufgabe Pauls <hirendition="#aq">IV.</hi> geweſen, das<lb/>
Werk der Wiederherſtellung zu hintertreiben, ſo haͤtte er<lb/>ſich nicht anders betragen koͤnnen.</p><lb/><p>Kein Wunder, wenn nun nach dem unerwartet fruͤ-<lb/>
hen Tode ſowohl der Koͤnigin als des Legaten die entge-<lb/>
gengeſetzten Tendenzen ſich aufs neue gewaltig erhoben.<lb/>
Die Verfolgungen, welche von Poole verdammt, aber von<lb/>
den ſcharfſinnigen Gegnern deſſelben gebilligt worden, tru-<lb/>
gen unendlich dazu bei.</p><lb/><p>Jedoch auch dann ward die Frage dem Papſte noch<lb/>
einmal vorgelegt. Sie forderte um ſo bedaͤchtigere Erwaͤ-<lb/>
gung, da ſie ohne Zweifel Schottland mitbegriff. Auch<lb/>
hier waren die religioͤſen Parteien in heftigem Kampf mit<lb/>
einander: wie die Sache ſich in England feſtſetzte, mußte<lb/>
auch die Zukunft Schottlands beſtimmen.</p><lb/><p>Wie wichtig war es nun, daß Eliſabeth in ihren<lb/>
Anfaͤngen ſich keinesweges voͤllig proteſtantiſch zeigte <noteplace="foot"n="2)">Noch Nares: <hirendition="#aq">Memoirs of Burgley II, p.</hi> 43 findet ihre<lb/>
religioͤſen Grundſaͤtze <hirendition="#aq">„at first liable to some doubts.“</hi></note>,<lb/>
daß ſie dem Papſt ihre Thronbeſteigung notificiren ließ.<lb/>
Ueber eine Vermaͤhlung Philipps <hirendition="#aq">II.</hi> mit ihr ward wenig-<lb/>ſtens unterhandelt, und ſie war der damaligen Welt ſehr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[310/0336]
Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
engliſche Kriegsvoͤlker Theil. — Endlich den Cardinal Poole,
den er nun einmal nicht leiden konnte, verfolgte er, be-
raubte ihn der Legaten-Wuͤrde, die nie ein Anderer zu
groͤßerem Vortheil des h. Stuhles verwaltet hatte, und
ſetzte einen ungeſchickten, von den Jahren gebeugten, aber
in ſeinen Meinungen heftigeren Moͤnch an die Stelle deſ-
ſelben 1). Waͤre es die Aufgabe Pauls IV. geweſen, das
Werk der Wiederherſtellung zu hintertreiben, ſo haͤtte er
ſich nicht anders betragen koͤnnen.
Kein Wunder, wenn nun nach dem unerwartet fruͤ-
hen Tode ſowohl der Koͤnigin als des Legaten die entge-
gengeſetzten Tendenzen ſich aufs neue gewaltig erhoben.
Die Verfolgungen, welche von Poole verdammt, aber von
den ſcharfſinnigen Gegnern deſſelben gebilligt worden, tru-
gen unendlich dazu bei.
Jedoch auch dann ward die Frage dem Papſte noch
einmal vorgelegt. Sie forderte um ſo bedaͤchtigere Erwaͤ-
gung, da ſie ohne Zweifel Schottland mitbegriff. Auch
hier waren die religioͤſen Parteien in heftigem Kampf mit
einander: wie die Sache ſich in England feſtſetzte, mußte
auch die Zukunft Schottlands beſtimmen.
Wie wichtig war es nun, daß Eliſabeth in ihren
Anfaͤngen ſich keinesweges voͤllig proteſtantiſch zeigte 2),
daß ſie dem Papſt ihre Thronbeſteigung notificiren ließ.
Ueber eine Vermaͤhlung Philipps II. mit ihr ward wenig-
ſtens unterhandelt, und ſie war der damaligen Welt ſehr
1) Auch Goodwin Annales Angliae etc. p. 456.
2) Noch Nares: Memoirs of Burgley II, p. 43 findet ihre
religioͤſen Grundſaͤtze „at first liable to some doubts.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/336>, abgerufen am 25.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.