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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Pius V.
Zanetti von Fano, der seiner religiösen Meinungen wegen
in Untersuchung gerathen und nach Padua geflüchtet war,
lieferten sie ihm aus. In ihrem städtischen Clerus, der
sich schon seit geraumer Zeit um die kirchlichen Verord-
nungen wenig gekümmert, machten sie ziemlich gute Ord-
nung. Aber überdieß war ihnen auf dem festen Lande
die Kirche von Verona durch J. Matteo Giberti auf das
trefflichste eingerichtet worden. An seinem Beispiel hat
man zu zeigen versucht, wie ein wahrer Bischof leben
müsse 1): seine Einrichtungen haben in der ganzen katho-
lischen Welt zum Muster gedient: das tridentinische Con-
cilium hat eine und die andere aufgenommen. Carl Bor-
romeo ließ sich sein Bildniß malen, um sich fortwährend an
seinen Vorgang zu erinnern.

Einen noch größeren Einfluß aber hatte Carl Bor-
romeo selbst. Bei den mancherlei Würden und Aemtern,
die er besaß, -- er war unter andern Großpenitenziere --
als das Oberhaupt der Cardinäle, die sein Oheim gewählt,
hätte er in Rom eine glänzende Stellung einnehmen kön-
nen: aber er gab alles auf, er schlug alles aus, um sich
in seinem Erzbisthum Mailand den kirchlichen Pflichten
zu widmen. Er that dieß mit ungemeiner Anstrengung,
ja mit Leidenschaft. In allen Richtungen bereiste er fort-
während seine Diöces; es gab in derselben keinen Ort, den
er nicht zwei, drei Mal besucht hätte: in das höchste Ge-

1) Petri Francisci Zini, boni pastoris exemplum, ac speci-
men singulare ex Jo. Matthaco Giberto episcopo expressum at-
que propositum.
Geschrieben 1556, und ursprünglich für England
bestimmt. Opera Giberti p. 252.

Pius V.
Zanetti von Fano, der ſeiner religioͤſen Meinungen wegen
in Unterſuchung gerathen und nach Padua gefluͤchtet war,
lieferten ſie ihm aus. In ihrem ſtaͤdtiſchen Clerus, der
ſich ſchon ſeit geraumer Zeit um die kirchlichen Verord-
nungen wenig gekuͤmmert, machten ſie ziemlich gute Ord-
nung. Aber uͤberdieß war ihnen auf dem feſten Lande
die Kirche von Verona durch J. Matteo Giberti auf das
trefflichſte eingerichtet worden. An ſeinem Beiſpiel hat
man zu zeigen verſucht, wie ein wahrer Biſchof leben
muͤſſe 1): ſeine Einrichtungen haben in der ganzen katho-
liſchen Welt zum Muſter gedient: das tridentiniſche Con-
cilium hat eine und die andere aufgenommen. Carl Bor-
romeo ließ ſich ſein Bildniß malen, um ſich fortwaͤhrend an
ſeinen Vorgang zu erinnern.

Einen noch groͤßeren Einfluß aber hatte Carl Bor-
romeo ſelbſt. Bei den mancherlei Wuͤrden und Aemtern,
die er beſaß, — er war unter andern Großpenitenziere —
als das Oberhaupt der Cardinaͤle, die ſein Oheim gewaͤhlt,
haͤtte er in Rom eine glaͤnzende Stellung einnehmen koͤn-
nen: aber er gab alles auf, er ſchlug alles aus, um ſich
in ſeinem Erzbisthum Mailand den kirchlichen Pflichten
zu widmen. Er that dieß mit ungemeiner Anſtrengung,
ja mit Leidenſchaft. In allen Richtungen bereiſte er fort-
waͤhrend ſeine Dioͤces; es gab in derſelben keinen Ort, den
er nicht zwei, drei Mal beſucht haͤtte: in das hoͤchſte Ge-

1) Petri Francisci Zini, boni pastoris exemplum, ac speci-
men singulare ex Jo. Matthaco Giberto episcopo expressum at-
que propositum.
Geſchrieben 1556, und urſpruͤnglich fuͤr England
beſtimmt. Opera Giberti p. 252.
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[363/0389] Pius V. Zanetti von Fano, der ſeiner religioͤſen Meinungen wegen in Unterſuchung gerathen und nach Padua gefluͤchtet war, lieferten ſie ihm aus. In ihrem ſtaͤdtiſchen Clerus, der ſich ſchon ſeit geraumer Zeit um die kirchlichen Verord- nungen wenig gekuͤmmert, machten ſie ziemlich gute Ord- nung. Aber uͤberdieß war ihnen auf dem feſten Lande die Kirche von Verona durch J. Matteo Giberti auf das trefflichſte eingerichtet worden. An ſeinem Beiſpiel hat man zu zeigen verſucht, wie ein wahrer Biſchof leben muͤſſe 1): ſeine Einrichtungen haben in der ganzen katho- liſchen Welt zum Muſter gedient: das tridentiniſche Con- cilium hat eine und die andere aufgenommen. Carl Bor- romeo ließ ſich ſein Bildniß malen, um ſich fortwaͤhrend an ſeinen Vorgang zu erinnern. Einen noch groͤßeren Einfluß aber hatte Carl Bor- romeo ſelbſt. Bei den mancherlei Wuͤrden und Aemtern, die er beſaß, — er war unter andern Großpenitenziere — als das Oberhaupt der Cardinaͤle, die ſein Oheim gewaͤhlt, haͤtte er in Rom eine glaͤnzende Stellung einnehmen koͤn- nen: aber er gab alles auf, er ſchlug alles aus, um ſich in ſeinem Erzbisthum Mailand den kirchlichen Pflichten zu widmen. Er that dieß mit ungemeiner Anſtrengung, ja mit Leidenſchaft. In allen Richtungen bereiſte er fort- waͤhrend ſeine Dioͤces; es gab in derſelben keinen Ort, den er nicht zwei, drei Mal beſucht haͤtte: in das hoͤchſte Ge- 1) Petri Francisci Zini, boni pastoris exemplum, ac speci- men singulare ex Jo. Matthaco Giberto episcopo expressum at- que propositum. Geſchrieben 1556, und urſpruͤnglich fuͤr England beſtimmt. Opera Giberti p. 252.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/389>, abgerufen am 24.11.2024.