Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Kap. I. Epochen des Papstthums. Gewalt in ihr: alles Männer voll Energie von gewalti-gem Willen und erhabener Kraft. Indem die übrigen Reiche zusammenstürzen und die Welt ein Eigenthum des moslimischen Schwertes zu werden droht, ist es dieß Ge- schlecht, das Haus der Pippine von Heristall, nachmals das carolingische genannt, welches den ersten und den ent- scheidenden Widerstand leistet. Es ist mächtig über viele Stämme, siegreich, katholisch: es kann nicht anders seyn, als daß der Papst, von Arabern, Lombarden und Griechen bedrängt, sein Augenmerk auf Fürsten richtet, bei denen er allein gegen alle diese Angriffe Hülfe zu finden vermag. Indessen hat das Gebiet, über welches dieses Haus Papst Gregor der Große sah einst Angelsachsen auf deut-
Kap. I. Epochen des Papſtthums. Gewalt in ihr: alles Maͤnner voll Energie von gewalti-gem Willen und erhabener Kraft. Indem die uͤbrigen Reiche zuſammenſtuͤrzen und die Welt ein Eigenthum des moslimiſchen Schwertes zu werden droht, iſt es dieß Ge- ſchlecht, das Haus der Pippine von Heriſtall, nachmals das carolingiſche genannt, welches den erſten und den ent- ſcheidenden Widerſtand leiſtet. Es iſt maͤchtig uͤber viele Staͤmme, ſiegreich, katholiſch: es kann nicht anders ſeyn, als daß der Papſt, von Arabern, Lombarden und Griechen bedraͤngt, ſein Augenmerk auf Fuͤrſten richtet, bei denen er allein gegen alle dieſe Angriffe Huͤlfe zu finden vermag. Indeſſen hat das Gebiet, uͤber welches dieſes Haus Papſt Gregor der Große ſah einſt Angelſachſen auf deut-
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Kap. I. Epochen des Papſtthums.
Gewalt in ihr: alles Maͤnner voll Energie von gewalti-
gem Willen und erhabener Kraft. Indem die uͤbrigen
Reiche zuſammenſtuͤrzen und die Welt ein Eigenthum des
moslimiſchen Schwertes zu werden droht, iſt es dieß Ge-
ſchlecht, das Haus der Pippine von Heriſtall, nachmals
das carolingiſche genannt, welches den erſten und den ent-
ſcheidenden Widerſtand leiſtet. Es iſt maͤchtig uͤber viele
Staͤmme, ſiegreich, katholiſch: es kann nicht anders ſeyn,
als daß der Papſt, von Arabern, Lombarden und Griechen
bedraͤngt, ſein Augenmerk auf Fuͤrſten richtet, bei denen
er allein gegen alle dieſe Angriffe Huͤlfe zu finden vermag.
Indeſſen hat das Gebiet, uͤber welches dieſes Haus
gewaltig iſt, noch eine andere, einer Vereinigung entge-
genfuͤhrende Entwickelung erfahren.
Papſt Gregor der Große ſah einſt Angelſachſen auf
dem Sklavenmarkt zu Rom, die ſeine Aufmerkſamkeit er-
regten, und ihn beſtimmten, der Nation, der ſie angehoͤr-
ten, das Evangelium verkuͤndigen zu laſſen. Nie mag ſich
ein Papſt zu einer folgenreicheren Unternehmung entſchloſſen
haben. Nicht allein die Lehre faßte in dem germaniſchen
Britannien Wurzel, ſondern zugleich eine Verehrung fuͤr
Rom und den heiligen Stuhl, wie ſie bisher noch nie und
nirgend Statt gefunden hatte. Die Angelſachſen fingen an
nach Rom zu pilgern; ſie ſandten ihre Jugend dahin; zur
Erziehung der Geiſtlichen, zur Erleichterung der Pilger
fuͤhrte Koͤnig Offa den Peterspfennig ein; die Vornehme-
ren wanderten nach Rom, um daſelbſt zu ſterben und dann
von den Heiligen im Himmel vertraulicher aufgenommen
zu werden. Es war, als truͤge dieſe Nation den alten
deut-
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