Bonifacius arbeitete in dem besondern Schutze Karl Mar- tels und Pippin des Kleinen.
Man denke sich nun die Weltstellung der päpstlichen Gewalt. Auf der einen Seite das oströmische Kaiserthum, verfallend, schwach, unfähig, das Christenthum gegen den Islam zu behaupten, unvermögend, auch nur seine eige- nen Landschaften in Italien gegen die Lombarden zu ver- theidigen, und dabei mit dem Anspruch einer oberherrlichen Einwirkung selbst in geistlichen Sachen; auf der andern die germanischen Nationen, lebenskräftig, gewaltig, sieg- reich über den Islam; der Autorität, deren sie noch bedurften, mit der ganzen Frische jugendlicher Begeisterung ergeben. Es konnte nicht fehlen: diese unbedingte freiwillige Devo- tion mußte zuletzt auch eine Rückwirkung auf den aus- üben, dem sie gewidmet wurde.
Schon Gregor II. fühlt, was er gewonnen hat. Alle Abendländer, schreibt er voll Selbstgefühl an jenen ikono- klastischen Kaiser, Leo den Isaurier, haben ihre Augen auf unsere Demuth gerichtet, sie sehen uns für einen Gott auf Erden an. Immer mehr sonderten sich seine Nachfolger von einer Gewalt ab, die ihnen nur Pflichten auferlegte und keinen Schutz gewährte: die Nothwendigkeit selbst trieb sie dazu; dagegen schlossen sie mit den großen Ober- häuptern des Westens, mit den fränkischen Fürsten, eine Verbindung, die von Jahr zu Jahr enger wurde, beiden Theilen zu großem Vortheil gereichte, und zuletzt eine um- fassende weltgeschichtliche Bedeutung entfaltete.
Als der jüngere Pippin, nicht zufrieden mit dem We- sen der königlichen Gewalt, auch den Namen derselben be-
Kap. I. Epochen des Papſtthums.
Bonifacius arbeitete in dem beſondern Schutze Karl Mar- tels und Pippin des Kleinen.
Man denke ſich nun die Weltſtellung der paͤpſtlichen Gewalt. Auf der einen Seite das oſtroͤmiſche Kaiſerthum, verfallend, ſchwach, unfaͤhig, das Chriſtenthum gegen den Islam zu behaupten, unvermoͤgend, auch nur ſeine eige- nen Landſchaften in Italien gegen die Lombarden zu ver- theidigen, und dabei mit dem Anſpruch einer oberherrlichen Einwirkung ſelbſt in geiſtlichen Sachen; auf der andern die germaniſchen Nationen, lebenskraͤftig, gewaltig, ſieg- reich uͤber den Islam; der Autoritaͤt, deren ſie noch bedurften, mit der ganzen Friſche jugendlicher Begeiſterung ergeben. Es konnte nicht fehlen: dieſe unbedingte freiwillige Devo- tion mußte zuletzt auch eine Ruͤckwirkung auf den aus- uͤben, dem ſie gewidmet wurde.
Schon Gregor II. fuͤhlt, was er gewonnen hat. Alle Abendlaͤnder, ſchreibt er voll Selbſtgefuͤhl an jenen ikono- klaſtiſchen Kaiſer, Leo den Iſaurier, haben ihre Augen auf unſere Demuth gerichtet, ſie ſehen uns fuͤr einen Gott auf Erden an. Immer mehr ſonderten ſich ſeine Nachfolger von einer Gewalt ab, die ihnen nur Pflichten auferlegte und keinen Schutz gewaͤhrte: die Nothwendigkeit ſelbſt trieb ſie dazu; dagegen ſchloſſen ſie mit den großen Ober- haͤuptern des Weſtens, mit den fraͤnkiſchen Fuͤrſten, eine Verbindung, die von Jahr zu Jahr enger wurde, beiden Theilen zu großem Vortheil gereichte, und zuletzt eine um- faſſende weltgeſchichtliche Bedeutung entfaltete.
Als der juͤngere Pippin, nicht zufrieden mit dem We- ſen der koͤniglichen Gewalt, auch den Namen derſelben be-
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Kap. I. Epochen des Papſtthums.
Bonifacius arbeitete in dem beſondern Schutze Karl Mar-
tels und Pippin des Kleinen.
Man denke ſich nun die Weltſtellung der paͤpſtlichen
Gewalt. Auf der einen Seite das oſtroͤmiſche Kaiſerthum,
verfallend, ſchwach, unfaͤhig, das Chriſtenthum gegen den
Islam zu behaupten, unvermoͤgend, auch nur ſeine eige-
nen Landſchaften in Italien gegen die Lombarden zu ver-
theidigen, und dabei mit dem Anſpruch einer oberherrlichen
Einwirkung ſelbſt in geiſtlichen Sachen; auf der andern
die germaniſchen Nationen, lebenskraͤftig, gewaltig, ſieg-
reich uͤber den Islam; der Autoritaͤt, deren ſie noch bedurften,
mit der ganzen Friſche jugendlicher Begeiſterung ergeben.
Es konnte nicht fehlen: dieſe unbedingte freiwillige Devo-
tion mußte zuletzt auch eine Ruͤckwirkung auf den aus-
uͤben, dem ſie gewidmet wurde.
Schon Gregor II. fuͤhlt, was er gewonnen hat. Alle
Abendlaͤnder, ſchreibt er voll Selbſtgefuͤhl an jenen ikono-
klaſtiſchen Kaiſer, Leo den Iſaurier, haben ihre Augen auf
unſere Demuth gerichtet, ſie ſehen uns fuͤr einen Gott auf
Erden an. Immer mehr ſonderten ſich ſeine Nachfolger
von einer Gewalt ab, die ihnen nur Pflichten auferlegte
und keinen Schutz gewaͤhrte: die Nothwendigkeit ſelbſt trieb
ſie dazu; dagegen ſchloſſen ſie mit den großen Ober-
haͤuptern des Weſtens, mit den fraͤnkiſchen Fuͤrſten, eine
Verbindung, die von Jahr zu Jahr enger wurde, beiden
Theilen zu großem Vortheil gereichte, und zuletzt eine um-
faſſende weltgeſchichtliche Bedeutung entfaltete.
Als der juͤngere Pippin, nicht zufrieden mit dem We-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/44>, abgerufen am 23.11.2024.
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