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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
der Ueberbringer empfing seinen Preis, 2000 Scudi; das
Volk lobte die gute Rechtspflege Seiner Heiligkeit.

Dennoch wagte ein Anderer, della Fara, einst des
Nachts die Wächter an der Porta Salara herauszuklopfen;
er nannte sich und bat sie, dem Papst und dem Governatore
seinen Gruß zu bringen. Hierauf gebot Sixtus den Ver-
wandten desselben, ihn herbeizuschaffen; bei eigener Lei-
besstrafe gebot ers ihnen. Es verging kein Monat, so
brachte man den Kopf des Fara ein.

Zuweilen war es fast noch etwas andres, als Gerech-
tigkeit, was man gegen die Banditen übte.

Bei Urbino hatten sich ihrer dreißig auf einer Anhöhe
verschanzt; der Herzog ließ Maulthiere mit Lebensmitteln
beladen in ihre Nähe treiben; sie verfehlten nicht, den Zug
zu plündern. Aber die Lebensmittel waren vergiftet; die
Räuber starben sämmtlich. "Bei der Nachricht hiervon,"
sagt ein Geschichtschreiber Sixtus V., "empfand der Papst
eine große Zufriedenheit."

In Rom führte man Vater und Sohn zum Tode,
obwohl sie ihre Unschuld fortwährend betheuerten. Die
Hausmutter stellte sich in den Weg: sie bat nur um einen
geringen Verzug: sie könne die Unschuld der Ihrigen au-
genblicklich beweisen 1). Der Senator schlug es ihr ab.
"Weil ihr denn nach Blut dürstet," rief sie, "so will ich
euch sättigen," und stürzte sich aus dem Fenster des Ca-
pitols. Indessen kamen jene Beiden auf den Richtplatz;

jeder
1) Memorie del Ponteficato di Sisto V. "ragguagliato Si-
sto ne prese gran contento."

Buch IV. Staat und Hof.
der Ueberbringer empfing ſeinen Preis, 2000 Scudi; das
Volk lobte die gute Rechtspflege Seiner Heiligkeit.

Dennoch wagte ein Anderer, della Fara, einſt des
Nachts die Waͤchter an der Porta Salara herauszuklopfen;
er nannte ſich und bat ſie, dem Papſt und dem Governatore
ſeinen Gruß zu bringen. Hierauf gebot Sixtus den Ver-
wandten deſſelben, ihn herbeizuſchaffen; bei eigener Lei-
besſtrafe gebot ers ihnen. Es verging kein Monat, ſo
brachte man den Kopf des Fara ein.

Zuweilen war es faſt noch etwas andres, als Gerech-
tigkeit, was man gegen die Banditen uͤbte.

Bei Urbino hatten ſich ihrer dreißig auf einer Anhoͤhe
verſchanzt; der Herzog ließ Maulthiere mit Lebensmitteln
beladen in ihre Naͤhe treiben; ſie verfehlten nicht, den Zug
zu pluͤndern. Aber die Lebensmittel waren vergiftet; die
Raͤuber ſtarben ſaͤmmtlich. „Bei der Nachricht hiervon,“
ſagt ein Geſchichtſchreiber Sixtus V., „empfand der Papſt
eine große Zufriedenheit.“

In Rom fuͤhrte man Vater und Sohn zum Tode,
obwohl ſie ihre Unſchuld fortwaͤhrend betheuerten. Die
Hausmutter ſtellte ſich in den Weg: ſie bat nur um einen
geringen Verzug: ſie koͤnne die Unſchuld der Ihrigen au-
genblicklich beweiſen 1). Der Senator ſchlug es ihr ab.
„Weil ihr denn nach Blut duͤrſtet,“ rief ſie, „ſo will ich
euch ſaͤttigen,“ und ſtuͤrzte ſich aus dem Fenſter des Ca-
pitols. Indeſſen kamen jene Beiden auf den Richtplatz;

jeder
1) Memorie del Ponteficato di Sisto V. „ragguagliato Si-
sto ne prese gran contento.“
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[448/0474] Buch IV. Staat und Hof. der Ueberbringer empfing ſeinen Preis, 2000 Scudi; das Volk lobte die gute Rechtspflege Seiner Heiligkeit. Dennoch wagte ein Anderer, della Fara, einſt des Nachts die Waͤchter an der Porta Salara herauszuklopfen; er nannte ſich und bat ſie, dem Papſt und dem Governatore ſeinen Gruß zu bringen. Hierauf gebot Sixtus den Ver- wandten deſſelben, ihn herbeizuſchaffen; bei eigener Lei- besſtrafe gebot ers ihnen. Es verging kein Monat, ſo brachte man den Kopf des Fara ein. Zuweilen war es faſt noch etwas andres, als Gerech- tigkeit, was man gegen die Banditen uͤbte. Bei Urbino hatten ſich ihrer dreißig auf einer Anhoͤhe verſchanzt; der Herzog ließ Maulthiere mit Lebensmitteln beladen in ihre Naͤhe treiben; ſie verfehlten nicht, den Zug zu pluͤndern. Aber die Lebensmittel waren vergiftet; die Raͤuber ſtarben ſaͤmmtlich. „Bei der Nachricht hiervon,“ ſagt ein Geſchichtſchreiber Sixtus V., „empfand der Papſt eine große Zufriedenheit.“ In Rom fuͤhrte man Vater und Sohn zum Tode, obwohl ſie ihre Unſchuld fortwaͤhrend betheuerten. Die Hausmutter ſtellte ſich in den Weg: ſie bat nur um einen geringen Verzug: ſie koͤnne die Unſchuld der Ihrigen au- genblicklich beweiſen 1). Der Senator ſchlug es ihr ab. „Weil ihr denn nach Blut duͤrſtet,“ rief ſie, „ſo will ich euch ſaͤttigen,“ und ſtuͤrzte ſich aus dem Fenſter des Ca- pitols. Indeſſen kamen jene Beiden auf den Richtplatz; jeder 1) Memorie del Ponteficato di Sisto V. „ragguagliato Si- sto ne prese gran contento.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/474>, abgerufen am 22.11.2024.