Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch IV. Staat und Hof. ziehen ließen: die unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse, z. B.Brennholz und die Foglietta Wein im kleinen Verkehr, beschwerte er mit neuen Auflagen und gründete unverzüglich Monti darauf. Er verschlechterte die Münzen, und da sich hierauf sogleich ein kleines Wechslergeschäft an allen Stra- ßenecken bildete, so benutzte er auch dieß, um die Befug- niß dazu zu verkaufen 1). So sehr er die Mark begün- stigte, so belastete er doch den Handel von Ancona mit neuen 2 Procent auf die Einfuhr. Die kaum auflebende Industrie mußte ihm wenigstens indirect Vortheil bringen 2). Er hatte einen portugiesischen Juden, der aus Furcht vor der Inquisition aus Portugal entwichen war, des Namens Lopez, an der Hand, der das Vertrauen des Datars, der Signora Camilla, und endlich auch des Papstes selber ge- wann, und der ihm diese und ähnliche Operationen angab. Nach jener Abfertigung Farnese's wagte kein Cardinal mehr zu widersprechen. Als von der erwähnten Impost auf den Wein die Rede war, sagte Albano von Bergamo: ich bil- lige alles, was Ew. Heiligkeit gefällt, doch würde ich es noch mehr billigen, wenn ihr diese Auflage mißfiele. Und so brachte sich Sixtus so viel neue Einkünfte zu 1) Man bekam für einen alte Giulio außer 10 Bajocchi, die er geschlagen, noch ein Aufgeld von vier bis sechs Quatrin. 2) Ein rechtes Beispiel seiner Verwaltung. Le stesse me-
morie: ordino non si vendesse seta o sciolta o tessuta in drappi ne lana o panni se non approbati da officiali, creati a tal effetto ne si estraessero senza licenza degli stessi; inventione utile contro alle fraudi ma molto piu in pro della camera per- che pagandosi i segni e le licenze se n'imborsava gran danaro dal Pontefice. Das konnte denn auch der Industrie nicht sehr vor- theilhaft seyn. Buch IV. Staat und Hof. ziehen ließen: die unentbehrlichſten Lebensbeduͤrfniſſe, z. B.Brennholz und die Foglietta Wein im kleinen Verkehr, beſchwerte er mit neuen Auflagen und gruͤndete unverzuͤglich Monti darauf. Er verſchlechterte die Muͤnzen, und da ſich hierauf ſogleich ein kleines Wechslergeſchaͤft an allen Stra- ßenecken bildete, ſo benutzte er auch dieß, um die Befug- niß dazu zu verkaufen 1). So ſehr er die Mark beguͤn- ſtigte, ſo belaſtete er doch den Handel von Ancona mit neuen 2 Procent auf die Einfuhr. Die kaum auflebende Induſtrie mußte ihm wenigſtens indirect Vortheil bringen 2). Er hatte einen portugieſiſchen Juden, der aus Furcht vor der Inquiſition aus Portugal entwichen war, des Namens Lopez, an der Hand, der das Vertrauen des Datars, der Signora Camilla, und endlich auch des Papſtes ſelber ge- wann, und der ihm dieſe und aͤhnliche Operationen angab. Nach jener Abfertigung Farneſe’s wagte kein Cardinal mehr zu widerſprechen. Als von der erwaͤhnten Impoſt auf den Wein die Rede war, ſagte Albano von Bergamo: ich bil- lige alles, was Ew. Heiligkeit gefaͤllt, doch wuͤrde ich es noch mehr billigen, wenn ihr dieſe Auflage mißfiele. Und ſo brachte ſich Sixtus ſo viel neue Einkuͤnfte zu 1) Man bekam fuͤr einen alte Giulio außer 10 Bajocchi, die er geſchlagen, noch ein Aufgeld von vier bis ſechs Quatrin. 2) Ein rechtes Beiſpiel ſeiner Verwaltung. Le stesse me-
morie: ordinò non si vendesse seta o sciolta o tessuta in drappi nè lana o panni se non approbati da officiali, creati a tal effetto nè si estraessero senza licenza degli stessi; inventione utile contro alle fraudi ma molto più in prò della camera per- che pagandosi i segni e le licenze se n’imborsava gran danaro dal Pontefice. Das konnte denn auch der Induſtrie nicht ſehr vor- theilhaft ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0492" n="466"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#g">Staat und Hof</hi>.</fw><lb/> ziehen ließen: die unentbehrlichſten Lebensbeduͤrfniſſe, z. B.<lb/> Brennholz und die Foglietta Wein im kleinen Verkehr,<lb/> beſchwerte er mit neuen Auflagen und gruͤndete unverzuͤglich<lb/> Monti darauf. Er verſchlechterte die Muͤnzen, und da ſich<lb/> hierauf ſogleich ein kleines Wechslergeſchaͤft an allen Stra-<lb/> ßenecken bildete, ſo benutzte er auch dieß, um die Befug-<lb/> niß dazu zu verkaufen <note place="foot" n="1)">Man bekam fuͤr einen alte Giulio außer 10 Bajocchi, die er<lb/> geſchlagen, noch ein Aufgeld von vier bis ſechs Quatrin.</note>. So ſehr er die Mark beguͤn-<lb/> ſtigte, ſo belaſtete er doch den Handel von Ancona mit<lb/> neuen 2 Procent auf die Einfuhr. Die kaum auflebende<lb/> Induſtrie mußte ihm wenigſtens indirect Vortheil bringen <note place="foot" n="2)">Ein rechtes Beiſpiel ſeiner Verwaltung. <hi rendition="#aq">Le stesse me-<lb/> morie: ordinò non si vendesse seta o sciolta o tessuta in<lb/> drappi nè lana o panni se non approbati da officiali, creati a tal<lb/> effetto nè si estraessero senza licenza degli stessi; inventione<lb/> utile contro alle fraudi ma molto più in prò della camera per-<lb/> che pagandosi i segni e le licenze se n’imborsava gran danaro<lb/> dal Pontefice.</hi> Das konnte denn auch der Induſtrie nicht ſehr vor-<lb/> theilhaft ſeyn.</note>.<lb/> Er hatte einen portugieſiſchen Juden, der aus Furcht vor<lb/> der Inquiſition aus Portugal entwichen war, des Namens<lb/> Lopez, an der Hand, der das Vertrauen des Datars, der<lb/> Signora Camilla, und endlich auch des Papſtes ſelber ge-<lb/> wann, und der ihm dieſe und aͤhnliche Operationen angab.<lb/> Nach jener Abfertigung Farneſe’s wagte kein Cardinal mehr<lb/> zu widerſprechen. Als von der erwaͤhnten Impoſt auf den<lb/> Wein die Rede war, ſagte Albano von Bergamo: ich bil-<lb/> lige alles, was Ew. Heiligkeit gefaͤllt, doch wuͤrde ich es<lb/> noch mehr billigen, wenn ihr dieſe Auflage mißfiele.</p><lb/> <p>Und ſo brachte ſich Sixtus ſo viel neue Einkuͤnfte zu<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [466/0492]
Buch IV. Staat und Hof.
ziehen ließen: die unentbehrlichſten Lebensbeduͤrfniſſe, z. B.
Brennholz und die Foglietta Wein im kleinen Verkehr,
beſchwerte er mit neuen Auflagen und gruͤndete unverzuͤglich
Monti darauf. Er verſchlechterte die Muͤnzen, und da ſich
hierauf ſogleich ein kleines Wechslergeſchaͤft an allen Stra-
ßenecken bildete, ſo benutzte er auch dieß, um die Befug-
niß dazu zu verkaufen 1). So ſehr er die Mark beguͤn-
ſtigte, ſo belaſtete er doch den Handel von Ancona mit
neuen 2 Procent auf die Einfuhr. Die kaum auflebende
Induſtrie mußte ihm wenigſtens indirect Vortheil bringen 2).
Er hatte einen portugieſiſchen Juden, der aus Furcht vor
der Inquiſition aus Portugal entwichen war, des Namens
Lopez, an der Hand, der das Vertrauen des Datars, der
Signora Camilla, und endlich auch des Papſtes ſelber ge-
wann, und der ihm dieſe und aͤhnliche Operationen angab.
Nach jener Abfertigung Farneſe’s wagte kein Cardinal mehr
zu widerſprechen. Als von der erwaͤhnten Impoſt auf den
Wein die Rede war, ſagte Albano von Bergamo: ich bil-
lige alles, was Ew. Heiligkeit gefaͤllt, doch wuͤrde ich es
noch mehr billigen, wenn ihr dieſe Auflage mißfiele.
Und ſo brachte ſich Sixtus ſo viel neue Einkuͤnfte zu
1) Man bekam fuͤr einen alte Giulio außer 10 Bajocchi, die er
geſchlagen, noch ein Aufgeld von vier bis ſechs Quatrin.
2) Ein rechtes Beiſpiel ſeiner Verwaltung. Le stesse me-
morie: ordinò non si vendesse seta o sciolta o tessuta in
drappi nè lana o panni se non approbati da officiali, creati a tal
effetto nè si estraessero senza licenza degli stessi; inventione
utile contro alle fraudi ma molto più in prò della camera per-
che pagandosi i segni e le licenze se n’imborsava gran danaro
dal Pontefice. Das konnte denn auch der Induſtrie nicht ſehr vor-
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