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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
sen Andenken sich nach und nach zu dem Rufe eines Hei-
ligen verklärte. Federico Borromeo war von Natur reiz-
bar und heftig; aber dem Muster seines Oheims gemäß
führte er ein geistliches Leben, und ließ sich die Mortifi-
cationen, die er nicht selten erfuhr, nicht aus der Fassung
bringen; besonders aber erinnerte Agostino Valier an ihn:
ein Mann von eben so edler und reiner Natur, als un-
gewöhnlicher Gelehrsamkeit: der nur seinem Gewissen folgte
und nunmehr in hohem Alter das Bild eines Bischofs aus
den ersten Jahrhunderten darzustellen schien.

Nach dem Beispiel der Cardinäle bildete sich die
übrige Prälatur: die ihnen in Congregationen zur Seite
stand und einmal ihren Platz einzunehmen bestimmt war.

Unter den Mitgliedern des höchsten Gerichtshofes, den
Auditori di Rota, thaten sich damals besonders zwei her-
vor, zwar von entgegengesetztem Character: Mantica, der nur
zwischen Büchern und Acten lebte, durch seine juridischen
Werke dem Forum und der Schule diente, und sich kurz,
ohne viel Umstände, auszudrücken pflegte: und Arigone,
der seine Zeit nicht so sehr den Büchern, als der Welt,
dem Hofe und den Geschäften widmete, Urtheil und Ge-
schmeidigkeit zeigte; aber gleich bemüht, sich den Ruf der
Unbescholtenheit und Religiosität zu erhalten. Unter den
Bischöfen, die sich am Hofe aufhielten, bemerkte man vor
allen die, welche sich in Nunziaturen versucht hatten, Tor-
res, der einen großen Antheil an dem Abschluß der Liga
Pius V. wider die Türken gehabt; Malaspina, der die
Interessen der katholischen Kirche in Deutschland und dem
Norden wahrgenommen; Bolognetti, dem die schwierige Vi-

Buch IV. Staat und Hof.
ſen Andenken ſich nach und nach zu dem Rufe eines Hei-
ligen verklaͤrte. Federico Borromeo war von Natur reiz-
bar und heftig; aber dem Muſter ſeines Oheims gemaͤß
fuͤhrte er ein geiſtliches Leben, und ließ ſich die Mortifi-
cationen, die er nicht ſelten erfuhr, nicht aus der Faſſung
bringen; beſonders aber erinnerte Agoſtino Valier an ihn:
ein Mann von eben ſo edler und reiner Natur, als un-
gewoͤhnlicher Gelehrſamkeit: der nur ſeinem Gewiſſen folgte
und nunmehr in hohem Alter das Bild eines Biſchofs aus
den erſten Jahrhunderten darzuſtellen ſchien.

Nach dem Beiſpiel der Cardinaͤle bildete ſich die
uͤbrige Praͤlatur: die ihnen in Congregationen zur Seite
ſtand und einmal ihren Platz einzunehmen beſtimmt war.

Unter den Mitgliedern des hoͤchſten Gerichtshofes, den
Auditori di Rota, thaten ſich damals beſonders zwei her-
vor, zwar von entgegengeſetztem Character: Mantica, der nur
zwiſchen Buͤchern und Acten lebte, durch ſeine juridiſchen
Werke dem Forum und der Schule diente, und ſich kurz,
ohne viel Umſtaͤnde, auszudruͤcken pflegte: und Arigone,
der ſeine Zeit nicht ſo ſehr den Buͤchern, als der Welt,
dem Hofe und den Geſchaͤften widmete, Urtheil und Ge-
ſchmeidigkeit zeigte; aber gleich bemuͤht, ſich den Ruf der
Unbeſcholtenheit und Religioſitaͤt zu erhalten. Unter den
Biſchoͤfen, die ſich am Hofe aufhielten, bemerkte man vor
allen die, welche ſich in Nunziaturen verſucht hatten, Tor-
res, der einen großen Antheil an dem Abſchluß der Liga
Pius V. wider die Tuͤrken gehabt; Malaſpina, der die
Intereſſen der katholiſchen Kirche in Deutſchland und dem
Norden wahrgenommen; Bolognetti, dem die ſchwierige Vi-

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[502/0528] Buch IV. Staat und Hof. ſen Andenken ſich nach und nach zu dem Rufe eines Hei- ligen verklaͤrte. Federico Borromeo war von Natur reiz- bar und heftig; aber dem Muſter ſeines Oheims gemaͤß fuͤhrte er ein geiſtliches Leben, und ließ ſich die Mortifi- cationen, die er nicht ſelten erfuhr, nicht aus der Faſſung bringen; beſonders aber erinnerte Agoſtino Valier an ihn: ein Mann von eben ſo edler und reiner Natur, als un- gewoͤhnlicher Gelehrſamkeit: der nur ſeinem Gewiſſen folgte und nunmehr in hohem Alter das Bild eines Biſchofs aus den erſten Jahrhunderten darzuſtellen ſchien. Nach dem Beiſpiel der Cardinaͤle bildete ſich die uͤbrige Praͤlatur: die ihnen in Congregationen zur Seite ſtand und einmal ihren Platz einzunehmen beſtimmt war. Unter den Mitgliedern des hoͤchſten Gerichtshofes, den Auditori di Rota, thaten ſich damals beſonders zwei her- vor, zwar von entgegengeſetztem Character: Mantica, der nur zwiſchen Buͤchern und Acten lebte, durch ſeine juridiſchen Werke dem Forum und der Schule diente, und ſich kurz, ohne viel Umſtaͤnde, auszudruͤcken pflegte: und Arigone, der ſeine Zeit nicht ſo ſehr den Buͤchern, als der Welt, dem Hofe und den Geſchaͤften widmete, Urtheil und Ge- ſchmeidigkeit zeigte; aber gleich bemuͤht, ſich den Ruf der Unbeſcholtenheit und Religioſitaͤt zu erhalten. Unter den Biſchoͤfen, die ſich am Hofe aufhielten, bemerkte man vor allen die, welche ſich in Nunziaturen verſucht hatten, Tor- res, der einen großen Antheil an dem Abſchluß der Liga Pius V. wider die Tuͤrken gehabt; Malaſpina, der die Intereſſen der katholiſchen Kirche in Deutſchland und dem Norden wahrgenommen; Bolognetti, dem die ſchwierige Vi-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/528>, abgerufen am 27.11.2024.