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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch V. Gegenreformationen.
sche Besatzung in die Stadt legen, die Citadelle nicht er-
neuern wolle. Eine Verpflichtung war statt aller an-
dern, daß Kirchen und Kapellen wieder hergestellt, die ver-
jagten Priester und Ordensleute wieder zurückberufen wer-
den sollten. Der König war hierin ganz unerschütterlich.
Bei jeder Uebereinkunft, sagte er, müsse dieß die erste und
die letzte Bedingung seyn. Die einzige Gnade, zu der er
sich verstand, war, daß den Eingesessenen jedes Ortes zwei
Jahre gestattet wurden, um sich entweder zu bekehren oder ihre
Habe zu verkaufen und das spanische Gebiet zu räumen.

Wie so ganz hatten sich nun die Zeiten geändert.
Einst hatte Philipp II. selbst Bedenken getragen den Je-
suiten in den Niederlanden feste Sitze zu gewähren, und
oft waren sie seitdem gefährdet, angegriffen, verbannt wor-
den. Im Gefolge der Kriegsereignisse kehrten sie nun und
zwar unter der entschiedenen Begünstigung der Staatsge-
walt zurück. Die Farnesen waren ohnehin besondere Gön-
ner dieser Gesellschaft: Alexander hatte einen Jesuiten zu
seinem Beichtvater: er sah in dem Orden das vorzüglichste
Mittel, das halb protestantische Land, das er erobert, wie-
der völlig zum Katholicismus zurückzubringen, den Haupt-
zweck des Krieges erfüllen zu helfen 1). Der erste Ort

1) Sacchinus: Alexandro et privati ejus consilii viris ea
stabat sententia, ut quaeque recipiebatur ex haereticis civitas, con-
tinuo fere in eam inmitti societatem debere: valere id tum ad pieta-
tem privatam civium tum ad pacem tranquillitatemque intelligebant.
(Pars V, lib. IV, n. 58.)
Nach der Imago primi seculi war dieß
auch der Wille des Königs, qui recens datis de hoc argumento
literis ducem cum cura monuerat, ut societatis praesidio munire
satageret praecipuas quasque Belgii civitates,
Behauptungen
welche durch die Thatsachen hinreichend bewährt werden.

Buch V. Gegenreformationen.
ſche Beſatzung in die Stadt legen, die Citadelle nicht er-
neuern wolle. Eine Verpflichtung war ſtatt aller an-
dern, daß Kirchen und Kapellen wieder hergeſtellt, die ver-
jagten Prieſter und Ordensleute wieder zuruͤckberufen wer-
den ſollten. Der Koͤnig war hierin ganz unerſchuͤtterlich.
Bei jeder Uebereinkunft, ſagte er, muͤſſe dieß die erſte und
die letzte Bedingung ſeyn. Die einzige Gnade, zu der er
ſich verſtand, war, daß den Eingeſeſſenen jedes Ortes zwei
Jahre geſtattet wurden, um ſich entweder zu bekehren oder ihre
Habe zu verkaufen und das ſpaniſche Gebiet zu raͤumen.

Wie ſo ganz hatten ſich nun die Zeiten geaͤndert.
Einſt hatte Philipp II. ſelbſt Bedenken getragen den Je-
ſuiten in den Niederlanden feſte Sitze zu gewaͤhren, und
oft waren ſie ſeitdem gefaͤhrdet, angegriffen, verbannt wor-
den. Im Gefolge der Kriegsereigniſſe kehrten ſie nun und
zwar unter der entſchiedenen Beguͤnſtigung der Staatsge-
walt zuruͤck. Die Farneſen waren ohnehin beſondere Goͤn-
ner dieſer Geſellſchaft: Alexander hatte einen Jeſuiten zu
ſeinem Beichtvater: er ſah in dem Orden das vorzuͤglichſte
Mittel, das halb proteſtantiſche Land, das er erobert, wie-
der voͤllig zum Katholicismus zuruͤckzubringen, den Haupt-
zweck des Krieges erfuͤllen zu helfen 1). Der erſte Ort

1) Sacchinus: Alexandro et privati ejus consilii viris ea
stabat sententia, ut quaeque recipiebatur ex haereticis civitas, con-
tinuo fere in eam inmitti societatem debere: valere id tum ad pieta-
tem privatam civium tum ad pacem tranquillitatemque intelligebant.
(Pars V, lib. IV, n. 58.)
Nach der Imago primi seculi war dieß
auch der Wille des Koͤnigs, qui recens datis de hoc argumento
literis ducem cum cura monuerat, ut societatis praesidio munire
satageret praecipuas quasque Belgii civitates,
Behauptungen
welche durch die Thatſachen hinreichend bewaͤhrt werden.
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[108/0120] Buch V. Gegenreformationen. ſche Beſatzung in die Stadt legen, die Citadelle nicht er- neuern wolle. Eine Verpflichtung war ſtatt aller an- dern, daß Kirchen und Kapellen wieder hergeſtellt, die ver- jagten Prieſter und Ordensleute wieder zuruͤckberufen wer- den ſollten. Der Koͤnig war hierin ganz unerſchuͤtterlich. Bei jeder Uebereinkunft, ſagte er, muͤſſe dieß die erſte und die letzte Bedingung ſeyn. Die einzige Gnade, zu der er ſich verſtand, war, daß den Eingeſeſſenen jedes Ortes zwei Jahre geſtattet wurden, um ſich entweder zu bekehren oder ihre Habe zu verkaufen und das ſpaniſche Gebiet zu raͤumen. Wie ſo ganz hatten ſich nun die Zeiten geaͤndert. Einſt hatte Philipp II. ſelbſt Bedenken getragen den Je- ſuiten in den Niederlanden feſte Sitze zu gewaͤhren, und oft waren ſie ſeitdem gefaͤhrdet, angegriffen, verbannt wor- den. Im Gefolge der Kriegsereigniſſe kehrten ſie nun und zwar unter der entſchiedenen Beguͤnſtigung der Staatsge- walt zuruͤck. Die Farneſen waren ohnehin beſondere Goͤn- ner dieſer Geſellſchaft: Alexander hatte einen Jeſuiten zu ſeinem Beichtvater: er ſah in dem Orden das vorzuͤglichſte Mittel, das halb proteſtantiſche Land, das er erobert, wie- der voͤllig zum Katholicismus zuruͤckzubringen, den Haupt- zweck des Krieges erfuͤllen zu helfen 1). Der erſte Ort 1) Sacchinus: Alexandro et privati ejus consilii viris ea stabat sententia, ut quaeque recipiebatur ex haereticis civitas, con- tinuo fere in eam inmitti societatem debere: valere id tum ad pieta- tem privatam civium tum ad pacem tranquillitatemque intelligebant. (Pars V, lib. IV, n. 58.) Nach der Imago primi seculi war dieß auch der Wille des Koͤnigs, qui recens datis de hoc argumento literis ducem cum cura monuerat, ut societatis praesidio munire satageret praecipuas quasque Belgii civitates, Behauptungen welche durch die Thatſachen hinreichend bewaͤhrt werden.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/120>, abgerufen am 23.11.2024.