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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Entscheidung in den Niederlanden.
und den günstigen Augenblick: im Juli 1584 tödtete er
Oranien mit einem Schuß. Er ward ergriffen: aber keine
Marter, die man ihm anthat, entwand ihm einen Seufzer:
er sagte immer, hätte ers nicht gethan, so würde ers noch
thun. Indem er in Delft unter den Verwünschungen des
Volkes seinen Geist aufgab, hielten die Domherrn in Her-
zogenbusch ein feierliches Tedeum für seine That.

Alle Leidenschaften sind in wilder Gährung: der An-
trieb, den sie den Katholischen geben, ist der stärkere: er
vollführt seine Sache und trägt den Sieg davon.

Hätte der Prinz gelebt, so würde er, glaubt man,
Mittel gefunden haben, Antwerpen, das bereits belagert
wurde, zu entsetzen, wie er es zugesagt hatte. Jetzt gab
es Niemand der an seine Stelle hätte treten können.

Die Unternehmung gegen Antwerpen war aber so um-
fassend, daß auch die andern wichtigen brabantischen Städte
dadurch unmittelbar angegriffen waren. Der Prinz von
Parma schnitt allen zugleich die Zufuhr von Lebensmitteln
ab. Zuerst ergab sich Brüssel. Als diese des Ueberflusses
gewohnte Stadt sich von Mangel bedroht sah, brachen
Parteiungen aus, welche zur Ueberlieferung führten. Dann
fiel Mecheln: endlich, als der letzte Versuch die Dämme
zu durchstechen und über das Land her sich Zufuhr zu
verschaffen mißlungen war, mußte auch Antwerpen sich er-
geben.

Es wurden auch diesen brabantischen Städten, so wie
den flandrischen, übrigens die glimpflichsten Bedingungen
gewährt: Brüssel ward von der Contribution frei gespro-
chen: Antwerpen erhielt die Zusage, daß man keine spani-

Entſcheidung in den Niederlanden.
und den guͤnſtigen Augenblick: im Juli 1584 toͤdtete er
Oranien mit einem Schuß. Er ward ergriffen: aber keine
Marter, die man ihm anthat, entwand ihm einen Seufzer:
er ſagte immer, haͤtte ers nicht gethan, ſo wuͤrde ers noch
thun. Indem er in Delft unter den Verwuͤnſchungen des
Volkes ſeinen Geiſt aufgab, hielten die Domherrn in Her-
zogenbuſch ein feierliches Tedeum fuͤr ſeine That.

Alle Leidenſchaften ſind in wilder Gaͤhrung: der An-
trieb, den ſie den Katholiſchen geben, iſt der ſtaͤrkere: er
vollfuͤhrt ſeine Sache und traͤgt den Sieg davon.

Haͤtte der Prinz gelebt, ſo wuͤrde er, glaubt man,
Mittel gefunden haben, Antwerpen, das bereits belagert
wurde, zu entſetzen, wie er es zugeſagt hatte. Jetzt gab
es Niemand der an ſeine Stelle haͤtte treten koͤnnen.

Die Unternehmung gegen Antwerpen war aber ſo um-
faſſend, daß auch die andern wichtigen brabantiſchen Staͤdte
dadurch unmittelbar angegriffen waren. Der Prinz von
Parma ſchnitt allen zugleich die Zufuhr von Lebensmitteln
ab. Zuerſt ergab ſich Bruͤſſel. Als dieſe des Ueberfluſſes
gewohnte Stadt ſich von Mangel bedroht ſah, brachen
Parteiungen aus, welche zur Ueberlieferung fuͤhrten. Dann
fiel Mecheln: endlich, als der letzte Verſuch die Daͤmme
zu durchſtechen und uͤber das Land her ſich Zufuhr zu
verſchaffen mißlungen war, mußte auch Antwerpen ſich er-
geben.

Es wurden auch dieſen brabantiſchen Staͤdten, ſo wie
den flandriſchen, uͤbrigens die glimpflichſten Bedingungen
gewaͤhrt: Bruͤſſel ward von der Contribution frei geſpro-
chen: Antwerpen erhielt die Zuſage, daß man keine ſpani-

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[107/0119] Entſcheidung in den Niederlanden. und den guͤnſtigen Augenblick: im Juli 1584 toͤdtete er Oranien mit einem Schuß. Er ward ergriffen: aber keine Marter, die man ihm anthat, entwand ihm einen Seufzer: er ſagte immer, haͤtte ers nicht gethan, ſo wuͤrde ers noch thun. Indem er in Delft unter den Verwuͤnſchungen des Volkes ſeinen Geiſt aufgab, hielten die Domherrn in Her- zogenbuſch ein feierliches Tedeum fuͤr ſeine That. Alle Leidenſchaften ſind in wilder Gaͤhrung: der An- trieb, den ſie den Katholiſchen geben, iſt der ſtaͤrkere: er vollfuͤhrt ſeine Sache und traͤgt den Sieg davon. Haͤtte der Prinz gelebt, ſo wuͤrde er, glaubt man, Mittel gefunden haben, Antwerpen, das bereits belagert wurde, zu entſetzen, wie er es zugeſagt hatte. Jetzt gab es Niemand der an ſeine Stelle haͤtte treten koͤnnen. Die Unternehmung gegen Antwerpen war aber ſo um- faſſend, daß auch die andern wichtigen brabantiſchen Staͤdte dadurch unmittelbar angegriffen waren. Der Prinz von Parma ſchnitt allen zugleich die Zufuhr von Lebensmitteln ab. Zuerſt ergab ſich Bruͤſſel. Als dieſe des Ueberfluſſes gewohnte Stadt ſich von Mangel bedroht ſah, brachen Parteiungen aus, welche zur Ueberlieferung fuͤhrten. Dann fiel Mecheln: endlich, als der letzte Verſuch die Daͤmme zu durchſtechen und uͤber das Land her ſich Zufuhr zu verſchaffen mißlungen war, mußte auch Antwerpen ſich er- geben. Es wurden auch dieſen brabantiſchen Staͤdten, ſo wie den flandriſchen, uͤbrigens die glimpflichſten Bedingungen gewaͤhrt: Bruͤſſel ward von der Contribution frei geſpro- chen: Antwerpen erhielt die Zuſage, daß man keine ſpani-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/119>, abgerufen am 23.11.2024.