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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Fortgang der Gegenreformationen in Deutschland.

Waren doch die Niederlande noch immer ein Kreis
des deutschen Reiches! Der Natur der Dinge nach muß-
ten die dortigen Ereignisse einen großen Einfluß auf die
deutschen Angelegenheiten ausüben. Unmittelbar in ih-
rem Gefolge ward die Cölner Sache entschieden.

Noch waren die Spanier nicht wiedergekehrt, geschweige
die großen Vortheile des Katholicismus erfochten, als sich
der Churfürst Truchseß von Cöln im November 1582 ent-
schloß sich zu der reformirten Lehre zu bekennen, und eine
Frau zu nehmen, ohne doch darüber sein Stift aufgeben
zu wollen. Der größere Theil des Adels war für ihn:
die Grafen von Nuenar, Solms, Wittgenstein, Wied, Nas-
sau, das ganze Herzogthum Westphalen, alle Evangelischen:
mit dem Buch in der einen und dem Schwert in der an-
dern Hand zog der Churfürst in Bonn ein: um die Stadt
Cöln, das Capitel und das Erzstift, die sich ihm wider-
setzten, zu bezwingen, erschien Casimir von der Pfalz mit
nicht unbedeutender Mannschaft im Felde.

In allen Händeln jener Zeit finden wir diesen Casi-
simir von der Pfalz: immer ist er bereit zu Pferd zu sitzen,
das Schwert zu ziehen: immer hat er kriegslustige Schaa-
ren, protestantisch gesinnte, bei der Hand. Selten aber
bringt er es zu einem rechten Erfolge. Er führt den Krieg
weder mit der Hingebung, die eine religiöse Sache erfor-
dert -- jedesmal hatte er seinen besondern Vortheil im
Auge -- noch mit dem Nachdruck oder der Wissenschaft,

Fortgang der Gegenreformationen in Deutſchland.

Waren doch die Niederlande noch immer ein Kreis
des deutſchen Reiches! Der Natur der Dinge nach muß-
ten die dortigen Ereigniſſe einen großen Einfluß auf die
deutſchen Angelegenheiten ausuͤben. Unmittelbar in ih-
rem Gefolge ward die Coͤlner Sache entſchieden.

Noch waren die Spanier nicht wiedergekehrt, geſchweige
die großen Vortheile des Katholicismus erfochten, als ſich
der Churfuͤrſt Truchſeß von Coͤln im November 1582 ent-
ſchloß ſich zu der reformirten Lehre zu bekennen, und eine
Frau zu nehmen, ohne doch daruͤber ſein Stift aufgeben
zu wollen. Der groͤßere Theil des Adels war fuͤr ihn:
die Grafen von Nuenar, Solms, Wittgenſtein, Wied, Naſ-
ſau, das ganze Herzogthum Weſtphalen, alle Evangeliſchen:
mit dem Buch in der einen und dem Schwert in der an-
dern Hand zog der Churfuͤrſt in Bonn ein: um die Stadt
Coͤln, das Capitel und das Erzſtift, die ſich ihm wider-
ſetzten, zu bezwingen, erſchien Caſimir von der Pfalz mit
nicht unbedeutender Mannſchaft im Felde.

In allen Haͤndeln jener Zeit finden wir dieſen Caſi-
ſimir von der Pfalz: immer iſt er bereit zu Pferd zu ſitzen,
das Schwert zu ziehen: immer hat er kriegsluſtige Schaa-
ren, proteſtantiſch geſinnte, bei der Hand. Selten aber
bringt er es zu einem rechten Erfolge. Er fuͤhrt den Krieg
weder mit der Hingebung, die eine religioͤſe Sache erfor-
dert — jedesmal hatte er ſeinen beſondern Vortheil im
Auge — noch mit dem Nachdruck oder der Wiſſenſchaft,

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[111/0123] Fortgang der Gegenreformationen in Deutſchland. Waren doch die Niederlande noch immer ein Kreis des deutſchen Reiches! Der Natur der Dinge nach muß- ten die dortigen Ereigniſſe einen großen Einfluß auf die deutſchen Angelegenheiten ausuͤben. Unmittelbar in ih- rem Gefolge ward die Coͤlner Sache entſchieden. Noch waren die Spanier nicht wiedergekehrt, geſchweige die großen Vortheile des Katholicismus erfochten, als ſich der Churfuͤrſt Truchſeß von Coͤln im November 1582 ent- ſchloß ſich zu der reformirten Lehre zu bekennen, und eine Frau zu nehmen, ohne doch daruͤber ſein Stift aufgeben zu wollen. Der groͤßere Theil des Adels war fuͤr ihn: die Grafen von Nuenar, Solms, Wittgenſtein, Wied, Naſ- ſau, das ganze Herzogthum Weſtphalen, alle Evangeliſchen: mit dem Buch in der einen und dem Schwert in der an- dern Hand zog der Churfuͤrſt in Bonn ein: um die Stadt Coͤln, das Capitel und das Erzſtift, die ſich ihm wider- ſetzten, zu bezwingen, erſchien Caſimir von der Pfalz mit nicht unbedeutender Mannſchaft im Felde. In allen Haͤndeln jener Zeit finden wir dieſen Caſi- ſimir von der Pfalz: immer iſt er bereit zu Pferd zu ſitzen, das Schwert zu ziehen: immer hat er kriegsluſtige Schaa- ren, proteſtantiſch geſinnte, bei der Hand. Selten aber bringt er es zu einem rechten Erfolge. Er fuͤhrt den Krieg weder mit der Hingebung, die eine religioͤſe Sache erfor- dert — jedesmal hatte er ſeinen beſondern Vortheil im Auge — noch mit dem Nachdruck oder der Wiſſenſchaft,

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/123>, abgerufen am 23.11.2024.